Handlung

Gucky und Aveline entziehen sich im Untergrund von Xeitrass weiterhin dem Zugriff der Laren. Aveline findet zu der heranwachsenden Larin Yuni-Kon schnell einen vermeintlich guten Draht, nur um beim ersten Fluchtversuch in die Oberwelt durch ihren Verrat überrumpelt zu werden. Die Rebellen befreien Gucky und Aveline aus ihrer Falle und bringen sie in einem schrottreifen Schachtbohrer an die Oberfläche. Dort treffen sie auf einen hochrangigen Kanarshul-Befehlshaber, der ihnen bei der Befreiung von Perry, Thora und Nathalie helfen will. Denn Familie Rhodan wurde im Auftrag von Hotrena-Taak ins Gefangenenlager Raagos überstellt, wo sie um ihr Leben kämpfen müssen. Nach erfolgreicher Befreiungsaktion führt Mikaia-Cuurs Verrat, ihres Zeichens die vorgegaukelte Geliebte von Rebellenanführer Roctin-Par, zur Ernüchterung im Rebellenhauptquartier. Eidolon bricht aus und verhindert damit die erneute Verhaftung der Terraner. Dabei wird Mikaia-Cuur schwer verletzt. Hotrena-Taak sucht dennoch das Weite. Mikaia-Cuur wählt den Selbstmord als Ausweg. In zwei Lüttren gelingt den Terranern unter Führung von Roctin-Par die Flucht. Um aus dem Granulon entkommen zu können, benötigen sie eine Mastibekk-Pyramide zum auftanken. Roctin-Par möchte helfen.

Meinung

Was für ein Anblick! Auf dem Cover prangt im Vordergrund ein beeindruckender Lare, dessen Detailverliebtheit mir für den Illustratoren nur Lob entlockt. Der generische Hintergrund zeigt wohl einen Blick aus dem Gefangenentransporter. Etwas verdeckt durch den korpulenten Wächter kann man einen Planeten erkennen, der eventuell Xeitrass darstellen soll. Für mich ein weiteres Titelbild, das sich im Staffelrückblick unter den Top 3 tummeln könnte. Ob das auch Marlene von Hagen gelang, sollte sich alsbald zeigen.

Die Autorin begann in gemütlichem Erzähltempo, was mich ganz und gar nicht störte. Die wiedervereinigte Familie Rhodan mag das anders sehen, die wurden erst mal weggesperrt. Wenigstens mit schöner Aussicht. Den ersten größeren Schmunzler entlockte mir Teenager-Larin Yuni-Kon im Gucky-Handlungsstrang. Einhornlady Marlene is back! Das Drenhier-Viertel war aber auch nicht von schlechten Eltern. Ich stellte mir den Mausbiber vor, der während den Gerätewechseln an defekten Trainingsgeräten herum schraubt. Schöne Wortwitze, herrliches Kopfkino! Die nach dem Vorgängerroman noch intensiver geschilderten Volkseigenheiten der Laren wiederum gingen stellenweise an die moralische Substanz. Wer nicht mehr hundert Prozent als Krieger leisten kann, steigt freiwillig in den Untergrund und verrichtet Sklavenarbeit als Kalpiak. Bis irgendwann der „gesellschaftliche Nutzen“ nicht mehr gegeben ist, dann folgt der freiwillige Suizid. Das alles gehört zur Normalität im Leben eines Laren und zeigt die Andersartigkeit dieser Kriegerspezies deutlich auf. Neben den Kriegern gibt es noch die Kanarshul. Rebellen, die sich gegen die wahnwitzigen Pläne einer Milchstraßeneroberung vom Vhorrtok Raskor-Maguul wehren, weil dies nicht der Zgmahkonischen Stimme, den obersten Anführern des Konzils, entspricht. Puh, viele viele schwer auszusprechende und vor allem unmöglich zu merkende Namen. Dazu gleich mehr.

Im zweiten Heftdrittel entwickelte sich ein viel schnelleres Pacing als zu Beginn. Pflicht und Verrat, ein hervorragender Romantitel, der zur Erzählung passt wie die Hantel zum Laren. Marlene von Hagen erzählt ihre Geschichte in knackig kurzen Kapiteln, die mir noch aus der NAUPAUM-Staffel gut in Erinnerung geblieben sind. Durch diese, für sie mittlerweile NEO-typische Eigenart, profitiert die Geschichte durch schnelle Wendungen. Was mir weniger gefiel, war das recht intensive Namedropping. Aufgrund zahlreicher Einwegcharaktere und anderen, unwichtigen Nebendarstellern, führte dies bald zu einer gewissen Unübersichtlichkeit. Das wiederum schadete dem Charakterbuilding, weil diese Nebendarsteller dadurch, schon fast zwingend, blass blieben. Beispiele wären für mich die Einwegcharaktere Shin-Krat oder auch Orvasch-Korr. Kurz auf dem Parkett, um gleich darauf wieder vergessen zu werden. Um nur zwei von vielen zu nennen, die ich im Heft suchen musste, weil mir die Namen beim Tippen dieser Zeilen schon wieder aus dem Gedächtnis entfallen waren. Betrifft im übrigen auch Institutionen und militärische Ränge. Das war alles ein wenig zu viel, um gedanklich noch mitzukommen. Und das nicht nur, weil die blöden Namen bekanntlich aus der Erstauflage sind.

Ein kleines Uff entlockte mir die Autorin mit der Wendung in der Geschichte um Ho-Ta und Mi-Cu. Gut gespielt. Ich hatte tatsächlich etwas länger gebraucht um die Story hinter dem Verrat verstehen zu können. Vielleicht ging das auch im Dienstgrad-Verwirrspiel unter, das erst zum absoluten Ende hin ein wenig verständlicher wurde. Ich konnte die offensichtlich passenden Puzzleteile deshalb erst sehr spät zusammenfügen. Ich finde, da hätte es einiger klärender Worte bedurft. Am Anfang des Romans im Idealfall. Einige taktischen Unlogiken ließen den Ex-Militär in mir aufhorchen. Warum wird nicht in ein weit entferntes Gebiet gesprungen, sondern nur ins nächste Gebäude? Warum flüchtet man in die übermächtige Metropole, anstatt erst mal im Umland ein wenig unterzutauchen?! Weshalb wird wieder Eidolon verheizt, anstatt mal Aveline außen vor zu lassen?! Weshalb ist Eidolon im einen Roman beherrschbar, im anderen kämpft sie wieder mit der Kontrolle? Das Überraschungsmoment wird das Wolkenwesen indes nie wieder sein können im Staffelverlauf. Diese Personalie hat sich abgenutzt. Wie Gucky als Allzwecklösung. Den Mausbiber in Bestform sieht jeder NEOrista mittlerweile mit einem Stirnrunzeln. Es gab einige logische Lücken im Roman, die mir leider sehr die Lesefreude dämpften.

Mit dem tragischen Selbstmord der vielseitigsten Nebenfigur auf Xeitrass, endete dieser NEO noch einigermaßen überraschend. Ich kritisiere ungern so viel und fühle mich auch nicht wohl damit, einer so liebenswerten Autorin wie Marlene von Hagen keine besonders positive Rückmeldung geben zu können. Dennoch habe ich mich dazu entschieden, Transparenz statt Sympathie an den Tag zu legen. Siehe dazu das Zitat des Romans. Momentan bin ich etwas unglücklich mit dem Staffelgeschehen, auch wenn das Grundgerüst unglaubliches Potential verspricht. Ich bin sehr gespannt, ob der entscheidende Funke noch überspringen wird oder ob diese Staffel in meinem Gedächtnis ewig als Übergangs-10er-Reihe eingebrannt bleiben wird. Bis Kai Hirdt mit Rüdiger Schäfer ab NEO 370 gemeinsam übernimmt ist noch viel Luft nach oben, bin aber weiterhin guter Dinge.

Eine Frage an die Autorin eröffnete sich mir abschließend noch bezüglich unseres Mausbibers. Woher stammt das rätselhafte Wissen der Laren um das Volk der Ilt? Gucky ist im NEOversum meines Wissens noch einzigartig und hat keine Yuit-Verwandten. Datenbanken der Laren dürften entsprechend auch keine Angaben darüber enthalten. Woher also kamen diese Informationen? Kann man sich natürlich wieder irgendwie herleiten, macht aber ohne nähere Begründung keinen Schuh draus. Ein wenig rätselhaft, das alles. Ich habe einige Punkte ungenannt gelassen, da dies sonst den Rahmen hier sprengen würde. Ich vermute mal, dass Bianca und ich in unserer Podcast-Aufnahme zu diesem NEO einigen Gesprächsbedarf haben werden.

Zitat des Romans

Ein Schlag ins Gesicht ist ehrlicher als eine Liebkosung deiner Stirn.

Larisches Sprichwort

Das nimmt mein Resümee vorweg. Pflicht vor Verrat.

Fazit und Wertung

Marlene von Hagens sehr entschleunigt erzählte Vorstellung der larischen Spezies ging im hochgradig störenden Namenwirrwarr fast völlig unter. Ich stieg weder bei der Dienstgradeinteilung, noch beim Charaktertelling der bislang unbekannten Protagonisten und Antagonisten so richtig durch. Darunter litt auch das Spannungsmoment, das sich über weite Strecken nicht einstellen wollte. Enorm viele neue Haupthandelnde, immer noch mehr Nebendarsteller und dazu auch noch zahlreiche fremde Begrifflichkeiten, ergaben als Mix einen nicht besonders angenehm zu lesenden Plot. Die essentielle Romanhandlung passte derweil auf einen kleinen Bieruntersetzer mit extra großem Logo. Kamen die Großkopferten Perry und Gucky ins Spiel, wendete sich das Blatt und mir gefiel das Charakterspiel wieder viel besser. Mit Ausnahme von Aveline Celestaris, die gefühlt in jedem Roman zwischen Domina und introvertierter Teenagerin schwankt. Und die immer dann gerade ihre Überwaffe Eidolon einsetzt, wenn Gucky gerade nicht in der Nähe ist, um mal wieder den teleportierenden Helden zu spielen. Der vor allem in der Anfangsphase regelmäßig aufblitzende Humor gefiel mir sehr gut. Nicht nur wegen einem gewissen, lustigen Namenswortspiel. Highlight des Romans waren für mich ganz klar die kurzen Kapiteleinschübe mit den Erinnerungssequenzen der tragischsten Figur in diesem Roman. Verräterin Micaia-Cuurs Geschichte fesselte mich mehr, als es der Rest der Story bewerkstelligen konnte. Ich hatte streckenweise das Gefühl, dass sich die Autorin mit dem zu erzählenden Stoff ein wenig schwer tat. Die strenge Militärhierarchie der Laren schildern zu dürfen, kann ich mir nur schwerlich als angenehmen Job vorstellen. Lediglich zwei von fünf abgerissene Schulterklappen schicke ich daher gut verpackt zur Yuni-Kon-Lady herself! Zu mehr reicht es für mich nicht. Trotz aller Bodenständigkeit. Auch weil mir immer noch der entscheidende Bumms im Staffelgeschehen fehlt. Den muss Antares Bottlinger nun unbedingt liefern, denn bisher ist der PULSAR ein noch ziemlich kleines Neutronensternchen.

Review: Perry Rhodan NEO 362 – Pflicht und Verrat
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2 Gedanken zu „Review: Perry Rhodan NEO 362 – Pflicht und Verrat

  • 15. August 2025 um 11:14 Uhr
    Permalink

    Hüstel. Gucky hat keine Verwandten? Erm… Die Ilt auf Wanderer? Die Shafakk?

    Antwort
    • 16. August 2025 um 10:13 Uhr
      Permalink

      Re-Hüstel^^ Die Shafakk sind nun mal keine Mausbiber. Weil: Zwei Hauerchen vorn und keine richtigen Ilts. Wäre ungefähr so, als wenn du Terraner und Ertruser gleich setzt, weil Gemeinsamkeiten da sind. Und Wanderer is ja nu auch schon ein paar Jährchen her. Wo sind noch lebende Exemplare, die den Hinweis auf die Ilts geben hätten können?

      Antwort

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