Handlung

Perry Rhodan, Kerlon und ein neu hinzugekommener Häftling namens Cronelus da Lartan, werden zu ihrer öffentlichkeitswirksamen Hinrichtung geführt. Kerlon stirbt an der Infiniten Todesstrafe. Bevor Perry das gleiche Schicksal ereilen kann, rettet ein groß angelegter Anschlag des Widerstands sein Leben. Abstürzende Gleiter sorgen für ein riesiges Chaos, in dem Perry mit da Lartan entkommen kann. Er trifft schließlich auf Gracchus persönlich, der sich als der 18-jährige Sohn seines ehemaligen Wegbegleiters Torgen Shenn offenbart. Akkren Shenn und Stefanar da Buzek verfrachten Perry in eine Transportbox, damit er unerkannt nach Arkon III entkommen kann, da das Versteck der Gracchen nicht sicher für ihn ist. Die Reise ist riskant und nur dank Perrys einzigartiger körperlicher Konstitution zu bewältigen.

Während eines Testlaufes seiner neuen Rüstung, wird Leticron über die Ankunft von Perry Rhodan auf der Kriegswelt unterrichtet und macht persönlich Jagd auf ihn. Der folgende Alarm beschert Perry einen Roboterangriff, die Widerständlerin Dartiana kann den Terraner mit ihrem Gleiter in ein Nest des Widerstands retten. Dort trifft Perry auf Stefanar, die in ihrer Tarnidentität als Journalistin einreisen konnte. Doch die vermeintliche Sicherheit ist trügerisch, als Polizeigleiter die Außenwand des Unterschlupfes zur Explosion bringen. Leticron erscheint mit einem Flugpanzer und Perry flieht mit Stefanar und Dartiana in einem alten Firmengleiter durch das Höhlensystem. Die Technik macht Schwierigkeiten und der Verdacht fällt auf den Widerstandstechniker Larctin, der sowohl die defekte Anzugtechnik von Perry, als auch die Gleiterausfallerscheinungen zu verantworten hat. Um etwaige Verfolger zu täuschen, verlässt das Trio den Gleiter und wird von einer gigantischen Tausendfüßlerkröte zur Umkehr gezwungen. Die Anzugtechnik versagt komplett und der Widerstand kann die Gruppe in letzter Sekunde vor dem drohenden Erstickungstod bewahren. Weidenburn gaukelt den Gon-Mekara eine enge Kooperation vor, unterstützt aber tatsächlich die Gracchen. Mit dem von ihm entworfenen Roboterlurch Lurius entkommt das Team und versucht, die STAC zu erreichen. Doch Leticron macht ihnen erneut einen Strich durch die Rechnung, woraufhin sich Perry dem Überschweren stellt, um die Gracchen zu schützen.

Atlan und Gucky fliegen mit einer Dragonfly ins Arkon-System, wo der Arkonide seine alten Freunde aus der Raumflotte kontaktiert. Der vertrauenswürdige Takalifa sendet ihm Berechtigungscodes zu, die eine Landung auf Arkon III ermöglichen. Bevor Leticron die Todesstrafe vollstrecken kann, greift Atlan mit der Dragonfly ein und Gucky kann Perry wegteleportieren. Leticron zerstört die Dragonfly, Gucky wiederholt sein Spiel mit Atlan und holt auch ihn auf den Lurius. Doch der designierte Imperator Atlan da Gonozal stellt sich Leticron zum Duell, um die Machtverhältnisse ein für alle mal zu klären. Dartiana mischt sich ein und wird von Leticron erschossen. Dessen Anzugstechnik versagt, woraufhin Atlan sich im anschließenden Zweikampf durchsetzen kann und den Überschweren tötet.

Mit dem Lurius schleusen Perry und sein Team auf der STAC ein und Pilot Weidenburn manövriert sein Schiff sicher in den Orbit. MIt einem Hyperschock, der Geheimwaffe des Forschungsraumers, setzt Weidenburn seine Gegner außer Gefecht und bringt seine neuen Verbündeten zur SOL. Bei der anschließenden Einsatznachbesprechung analysiert Chart Deccon, dass sich Maylpancer für die Anzugmanipulation verantwortlich zeichnet, da er sich unmittelbar nach Leticrons Tod zum neuen Ersten Hetran ausriefen ließ. Im Gespräch mit Perry und Thora erfährt Weidenburn die wahre Identität seiner Eltern. Atlan und Mirona Thetin. Beim Anflug auf das Elysische Fragment explodiert der Zeitbrunnen und Atlans Zellaktivator verschmilzt mit ihm, genau wie bereits bei Thora und Perry vorher geschehen. Perry und Thora vermuten ihre Tochter Nathalie hinter den mysteriösen Vorgängen. Die sterblichen Überreste von Atlans Vater sind spurlos verschwunden.

Meinung

Blade Runner im Fernlicht. Ne generische Wumme in der Hand und nen Motorradhelm auf dem Schädel, mit abgedunkeltem Visier. Nach dem Vorgängerroman assoziierte ich die Person auf dem Cover gleich mit einem der Widerstandsterroristen auf Terra. Farblich wie meistens stimmig präsentiert, gefiel mir dieses aussagelose Titelbild aber nicht. Mir fehlt in dieser Staffel bisher der Bezug zum Romaninhalt. Zu häufig hatten wir bisher solche generischen Happen präsentiert bekommen. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Wie bereits in der vergangenen Staffel kritisiert, gab es direkt zu Romanbeginn größere Abstimmungsprobleme mit den Vorgängerautoren. Damals ging es um die Spelzen, unliebsamen Nachwuchs, dem aber einen Roman später keinerlei Bedeutung mehr beigemessen wurde. Im vorliegenden Werk verhält es sich ähnlich, nur mit anderer Thematik. Während kritische Gespräche zwischen Kerlon und Perry, nach deren Einlieferung ins Golkana-Gefängnis, strikt von den Gon-Mekara unterbunden wurden, ließ die Autorin diese Einschränkung in ihrem Roman komplett außen vor. Das Trio durfte munter über Leticron herziehen, ohne durch Prallfelder oder anderen Hokuspokus unterbrochen zu werden. Ähnliches gilt für den überdimensionierten Spinnenmedoroboter, der Perry bei seiner Gefängniseinlieferung das Blut in den Adern gefrieren ließ, als er von Leticron einen ersten Eindruck von seinem Henker präsentiert bekam. Im aktuellen Roman ist das unheilvolle Riesenmonster ein handelsüblicher Medoroboter aus der Standardbaureihe. Neben ein paar wenigen, kleineren Unstimmigkeiten, waren das zwei gröbere Schnitzer, die vermeidbar gewesen wären. Allerdings hatte der Roman auch etwas, das ich in der letzten Staffel des öfteren vermisst habe: Aha-und-Oho-Momente! Und ein Pacing, das mich komplett aus den Socken gehauen hat. Aber der Reihe nach…

Die Grausamkeit der Überschweren macht auch vor ihren eigenen Familien nicht halt. Naats und Gon-Mekara könnten miteinander verwandt sein. Beiden Völkern bedeutet Ehre alles und Schwäche wird verachtet. Auch innerhalb der eigenen Familie. Kinder hin oder her. Nach einigen Seiten Vorgeplänkel wurde es mit dem Hinrichtungskapitel richtig interessant. Eines von sechsunddreißig (!) Kapiteln im übrigen, mittlerweile das Markenzeichen der Autorin. Sie hält sich konsequent an ihre kurzen und knackigen Schauplatzwechsel und bringt dadurch zusätzlich Spannung ins Spiel. Mit ordentlich Blut und Action gewürzt. Die Klamottenanprobe von Leticron, inklusive dem brachialen Testlauf, zeigte die kompromisslose Seite der österreichischen Einhornliebhaberin Marlene von Hagen. Die beiden Duelle Perry versus Leticron und Atlan versus Leticron kann man kaum spannender schreiben, die geballte Action ließ mich atemlos zurück. Puh….da hätte so mancher Classic-NEO Pate stehen können, bei dieser gnadenlosen Gewaltorgie wäre Frank Borsch verzückt im Lesesessel versunken.

Rampage – Big meets bigger. Die Filmadaption des gleichnamigen Videospiels – ohne den typischen deutschen Untertitel – kam mir gleich in den Sinn. Aber weit gefehlt… Weidenburn baut überdimensionale Lurch-Roboter. Sehr amüsante und phantasiereiche Wendung des vermeintlich offensichtlichen Plots. Leider bleibt die Unendliche Geschichte ein Märchen, ich hätte zu gerne Gucky auf Fuchur reiten sehen wollen. Die beiden Duelle mit Leticron ließen kaum Wünsche offen, auch hier kam wieder dieses Rampage-Gefühl auf. Möglicherweise könnte man auch Godzilla als Pate einspringen lassen. Auf alle Fälle krachte es ordentlich zwischen den Großkopferten. Und Leticron segnet das Zeitliche, nach gerade mal der halben Staffel! Wow… den Knaller hätte ich beim besten Willen nicht jetzt schon erwartet. Dagegen ganz klar und bereits im letzten Roman allzu offensichtlich geschildert, sind die wahren Eltern von Weidenburn natürlich Mirona Thetin und Atlan da Gonozal. Falls das ein großer Überraschungseffekt sein sollte, hat er, zumindest bei mir, nicht gezündet. Was mich aber sehr freut ist, dass Eric Weidenburn einer der Guten zu sein scheint und nur vorgeblich als Handlanger der Gon-Mekara agiert hatte. Der Charakter ist mir nämlich sehr ans Herz gewachsen und die Familienzusammenführung hat mich sehr gerührt. Der Emotionshöhepunkt saß, das Sekret sammelte sich nicht nur in Atlans Augen.

Zitat des Romans

An den Vorderbeinen befinden sich kleine, ausfahrbare Steigsprossen. Sie können mit mir nach oben klettern und einen Ritt ausprobieren.

ein widerstandskämpfer lädt perry zu einem luriusritt ein. wer kann da schon nein sagen!?

Wertung und Fazit

Ohne die recht auffälligen Unstimmigkeiten hätte ich den Roman in den Himmel gelobt, aber das kommunikative schludern machte mir einige Stellen etwas madig. Der Stotterstart wurde aber zur rasanten Aufholjagd. Fantastisch geschilderte Actionszenen, tadelloser Weltenbau und temporeiche Kapitelübergänge bildeten ein stabiles Grundgerüst für beste Unterhaltung! Das Pacing war von einem anderen Stern, die leider nicht unendliche Geschichte konnte man eher mit einem Dauersprint, denn einem Marathon, vergleichen. Lediglich die große Offenbarung am Ende war gar keine. Die Eltern von Weidenburn wurden schon in dessen Kurzbiographie allzu deutlich gespoilert. Als Atlan seinen Sohn schließlich endlich in die Arme schloß, war es aber um mich geschehen. Zudem ist sein Vater endlich das Problem mit seinem Zellaktivator los, ich bin gespannt, ob Nathalie auch Mirona diese Ehre noch gewähren wird. Im Gegensatz zu Naupaum macht die Staffel bisher in jedem Roman einen ordentlichen Handlungsschritt nach vorne. So muss das sein! So möchte ich NEO lesen! Mein Daumen findet keinen nennenswerten Widerstand und reckt sich steil in den Orbit der Kriegswelt. Die Staffel schiebt sich an meine persönliche Polepositon der letzten Jahre. Bitte das Tempo bis zum Ziel durchhalten!

Review: Perry Rhodan NEO 295 – Blut und Spiele
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