Handlung

Unvermittelt wächst eine riesige Stele aus dem Boden um den Stardust Tower in Terrania, welche Siliziumkarbid aus den Halbleitern der technischen Anlagen extrahiert und diese damit lahm legt. Gucky und Perry Rhodan beobachten das anwachsende Gebilde aus sicherer Entfernung, doch Reginald Bulls anfliegende Space Disk touchiert das von Blitzen umhüllte Phänomen und stürzt unkontrolliert ab. Die Evakuierung eines Touristengroßgleiters gelingt in letzter Sekunde und der „Busfahrer“ Noyan hilft tatkräftig mit. Der Monolith entzieht den Parabegabten die Kräfte, woraufhin Gucky bewusstlos zusammen bricht und ins Terrania Medical Center eingeliefert werden muss. Wie von Gucky gerufen, öffnet sich die Stele und ein fremdes Lebewesen erscheint, das sich Peregrin nennt. Noyan berührt den offenbar kranken Fremden und infiziert sich mit schwarzen Siliziumkarbidsprenkeln, die im TMC fast vollständig entfernt werden können, als der Alarm los geht. Der mutmaßlich verseuchte Peregrin zerlegt sein Patientenzimmer fachmännisch und bahnt sich seinen zerstörerischen Weg ins Krankenzimmer von Gucky, den Perry aber retten kann. Trotz aller Anstrengungen der Solaren Abwehr schnappt sich Peregrin den terranischen Piloten Noyan als Geisel und zerlegt auf dem Weg zum Ausgang des Krankenhauses sämtliche Gegner inklusive zahlloses Mobiliar. Auf seinem weiteren Zerstörungskurs kann ihn niemand aufhalten und er entkommt, mit dem geschulterten Noyan, in einem gestohlenen Sportgleiter.

Über dem offenen Meer lässt Peregrin den Gleiter in den Indischen Ozean eintauchen und flutet damit die Passagierkabine, nachdem er sich selbst und Noyan in Kokons aus Siliziumkarbidfäden eingesponnen hatte, die vor dem Wasserdruck schützen sollen. Perry erhält über seine Frau Thora, der Interimskommandantin der SOL, eine Direktverbindung zur Künstlichen Intelligenz des Hantelraumers. SENECA klärt die Terraner in einem Holovideo über die Bildung eines New Atlantis im Indischen Ozean auf, das mit den Ereignissen im Sektor Morgenrot in unmittelbarer Verbindung steht. Peregrin erreicht eine Unterwasserstatue, die dem Pendant in Terrania sehr stark ähnelt, als diese zu vibrieren anfängt und in der AEGIR I einschlägt. Perry und Gucky waren zuvor von Thora mit diesem neuen Schiffstyp ausgestattet worden. Noyan kann dank der Amphibienfähigkeiten der AEGIR I in seinem Kokon aufgelesen werden und auch Peregrin befindet sich mittlerweile an Bord, da er von der Statue mental angezogen wurde und ihre Nähe nicht verlässt. Mit dem Aufstieg aus dem Meer verändert die Statue ihren Aggregatzustand und die entstandene Partikelwolke verpufft in einem Blitz, der einen Hyperimpuls in Richtung Sektor Morgenrot abgibt. Noyan schlägt das Angebot von Perry und Gucky aus, als Pilot auf die SOL überzusiedeln und nimmt Abschied von seinen kurzzeitigen Begleitern. Die TU erteilt der SOL den Marschbefehl Richtung Magellansche Wolke / Sektor Morgenrot, um Peregrin von der Erde weg zu schaffen. NATHAN meldet Bedenken wegen der Expedition an, welche Perry aufgrund mangelnder Begründung ignoriert.

Peregrin entschuldigt sich für sein Verhalten auf der Erde und fällt vor Thora auf die Knie, die er mit einer anderen Person verwechselt hatte. Active Elder Statesman Perry Rhodan fliegt mit einer Space Disk auf das Expeditionsschiff und wird von unbekanntem Personal begrüßt, das NATHAN eigenmächtig eingestellt hatte. Auf ihrem ersten Zwischenstopp nach Sektor Morgenrot kommt es an Bord zu temporalen Anomalien. Breckcrown Hayes, der Technikkommandant der SOL, profitiert in Form einer körperlichen Verjüngung, die seine seltene Krankheit rückgängig macht. An anderer Stelle entwickelt sich ein ein Bordmitglied zum Kleinkind zurück und ein zuvor völlig gesunder Mensch stirbt im Fitnessstudio, bevor die Wissenschaftler die Schirmprojektoren feinjustieren und das Schiff gegen die äußeren Einflüsse schützen können. Eric Leyden identifiziert das Phänomen als Chronopuls, gegen den die Posbis einen Tesseraktwall gebildet haben, um das Sonnensystem zu schützen. Nach Annäherung auf wenige hundert Lichtjahre an Sektor Morgenrot, gellen die Alarmsirenen durch die SOL und Gucky hört den Herzschlag der Zeit. In einer endlos weiten Ebene gefangen, versuchen Perry und Gucky mit Hilfe von Peregrin, aus dieser chronoplastischen Distorsion zu entkommen. Der rätselhafte Fremde hilft ihnen per Teleportation in das Rechenzentrum der SOL zu gelangen, wo er sein Versprechen einlösen kann und die SOL aus ihrem Zeitgefängnis befreit. Nach einer erfolgten Nottransition kehrt die SOL in den Normalraum zurück, aus dem sämtliche Sterne verschwunden sind.

Meinung

Nein, ich werde jetzt ganz sicher keine Diskussion über die Darstellung von Perry Rhodan auf dem Cover beginnen. Ob der Terraner gut getroffen wurde oder nicht, ist für mich eher zweitrangig, weil mir diese Version sehr gut gefällt. Ich finde das Titelbild allererste Sahne und mit das beste, was ich in 300 Bänden NEO zu sehen bekommen habe. Dirk Schulz hat sich hier selbst übertroffen. Einfach wahnsinnig gut, wie er Hintergründe und Farben vortrefflich harmonieren lässt. Der Monolith wurde ebenso hervorragend in Szene gesetzt. Mit den ihn umgebenden Blitzen und den Siliziumkarbidpartikeln hält sich der Künstler eng an die Beschreibung aus dem Roman. Auf Metaebene finde ich erwähnenswert, dass sich Perry nachdenklich zum Bildbetrachter umdreht. Als wolle er dessen Meinung erfragen. Oder die des Rezensionisten. Et voilà:

Zu Beginn sei erwähnt, dass der NEO 300 eine Würdigung an die Nr. 300 der Hauptserie (Alarm im Sektor Morgenrot) darstellen sollte. Und dass es daher keinesfalls purer Zufall ist, dass bei mir alle Glocken geklingelt haben bei der Bekanntgabe des ähnlich klingenden Romantitels. Der neue Langzeitprotagonist Peregrin kam in der Erstauflage allerdings erst sehr viel später zum Einsatz. Soviel dazu. Den ersten Begeisterungssturm entfachte bei mir dann nicht nur die mysteriöse Stele, sondern vor allem der mongolische Busfahrergleiterpilotenrettungsassistent Noyan. Denn die Entscheidung von Rainer Schorm, mal eben einen stinknormalen Einwohner Terranias auf eine Mission mitzunehmen, brachte direkt frischen Wind in die Handlung und fand sofort meine ungebremste Zustimmung. Gleiches gilt auch für die neue Figur namens Peregrin. Der unheimliche Neuankömmling macht sich vom Start weg bei den Hauptprotagonisten beliebt, weil er zuerst sämtliches Siliziumkarbonit aus den Halbleitern der terranischen Technik extrahiert und dann die Innenarchitektur seines Krankenzimmers gewaltsam zerlegt. Mit seinen enormen Kräften und den spinnfädenähnlichen Siliziumkarbid-Aussonderungen liegt der Vergleich mit Spiderman nahe, von dem er sich mit seiner eher bodenständigen Fluchttaktik aber wiederum deutlich unterscheidet. Ich werde jedenfalls meine Bewerbungsunterlagen fertig machen und bei den Terranischen Elektrizitätswerken einreichen, da man dort offenbar so vortrefflich gut entlohnt wird und sich Sportgleiter der neuesten Generation leisten kann 😉

Rüdiger Schäfer wirft zur Romanhälfte einen neuen Protagonisten in den Triebwerksring, den Paddler Krak. Der mich mit seinem ersten Auftritt so schwer begeistern konnte, dass er für offen stehende Münder bei Perry, Thora und mir selbst sorgte. Eier, wir brauchen Eier! Oliver Kahns bekanntes Zitat passt gut zum Selbstvertrauen, das der neue Chefingenieur der SOL ausstrahlt. Dank der NATHAN Personalservice- und Dienstleistungsgesellschaft ist alles möglich und jeder geeignete Bewerber wird insgeheim eingestellt. Ohne dass der Chef davon weiß! SENECA darf man im Spiel der künstlichen Intelligenzen aber auch nicht vergessen. Er ist längst über die Rakkor-Grenze hinaus geschossen und mit NATHAN im Bunde. Ob das noch Ärger gibt? Das wüsste ich gerne. Gleiches gilt für die Lookalike-Thora, was habe ich gelacht! Die tschechische Cosplayerin bekommt ihren eigenen Charakter auf der SOL spendiert, nebst Anhang. Eine ganz nette Reminiszenz an die persönlichen Erlebnisse von Rüdiger Schäfer auf den Perry Rhodan Tagen in Braunschweig 2022. So sehr Rainer Schorm mit seiner Peregrin-Jagd in Romanhälfte eins Gas gegeben hatte, man spürte den Autorenwechsel überdeutlich. Die zweigeteilte Schreibarbeit am Staffel-und Epochenauftakt machte sich beim Pacing deutlich bemerkbar und hat mir den Lesefluss nachhaltig gekillt. Dazu trug die enorm ausführliche Physikexkursion maßgeblich bei, die sich über lange Strecken wie Gummi zog. Da bekommt die Stringtheorie gleich eine ganz andere Bedeutung. Ich fand die Planetenhandlung auf der Erde auch um einiges spannender als die zeitraubende Schifffahrt in den Sektor Morgenrot. Insofern müsste man eigentlich eine zweigeteilte Romanwertung abgeben.

Da wir seit der Rückversetzung von Erde und Mond ins Sonnensystem einen kleinen, aber feinen, Zeitsprung von vier Jahren gemacht haben, ist auch ein technischer Fortschritt in manchen Bereichen ersichtlich. Zum Beispiel in Form der neuen AEGIR-Klasse. Ein Multifunktionsspezialschiff, das sowohl stellar als auch planetar eingesetzt werden kann und sich sogar in marinen Umgebungen heimisch fühlt. Was ich sehr vermisse, ist die offenbar ausgebliebene Lernkurve durch die technische Analyse des Schaltschiffes von Eric Weidenburn. Das ist äußerst schade, da die Terraner eigentlich dafür bekannt sind, jegliche Errungenschaften auszuschlachten, bis nichts mehr übrig bleibt. Was ist also mit Weidenburns Schiff und ihm selbst passiert? Wurden die Überbleibsel der Meister-der-Insel-Technik nicht analysiert, weil die MdI mit ihrem blutreichen Feldzug bei Perry & Co. ähnliche moralische Zweifel ausgelöst hatten als beim Familienanwalt der Weidenburns? Oder hat Eric Weidenburn gar dagegen aufbegehrt und den Terranern die Kooperation in diesem Punkt verweigert? Fragen, die hoffentlich noch geklärt werden können.

Zitat des Romans

Reg wird neue graue Haare bekommen und Kennon setzt vor Besorgnis wahrscheinlich Rost an!

mausbiber gucky sorgt sich um seine mit-terraner

Fazit und Wertung

Kurzzeitiger, neuer Wind vom Busfahrer der Herzen trifft auf rätselhaften Spidermanverschnitt. Noyan und Peregrin. Letzterer ist ein spannender neuer Protagonist, der uns wohl, wie der Oproner Merkatosch (vierte Epoche NEO 200-249) und Roi Danton (Naupaum-Staffel NEO 280-289), längerfristig begleiten wird. Noyan verwehrt die Mitreise auf der SOL, der pflichtbewusste Mongole hätte sicherlich einen guten Piloten abgegeben und die Crew entscheidend aufgewertet. Für einen Epochenauftakt war mir die Gemeinschaftsarbeit von Rainer Schorm und Rüdiger Schäfer zu langatmig und laß sich eher wie ein beliebiger Roman innerhalb einer laufenden Staffel. Wie schon beim Epochenfinale schmerzlich vermisst, hätte ich mir zum Auftakt einen durchgängigen Aha-und-Oho-Effekt erhofft. Bis auf Peregrins spektakulären Auftritt und dem kleinen Appetizer am Ende, gab es leider eine längere Leydenszeit. Rainer Schorm hätte den Roman besser auch zu Ende schreiben sollen, die gemeinsame Heftaufteilung hat meiner Meinung nach gar nicht gut funktioniert. Mein zeitloser Daumen friert deshalb in der Waagerechten ein, auf den Gesamteindruck bezogen. Wobei ich der ersten Hälfte fairerweise einen erhobenen und der zweiten Hälfte einen gesenkten Daumen attestieren würde, denn Rainer Schorm hat mich deutlich besser abgeholt. Der weitere Epochenweg wird mit dem nächsten Roman hoffentlich weniger holprig fortgesetzt.

Review: Perry Rhodan NEO 300 – Sektor Morgenrot
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