Handlung
Auf das größte Sportstadion von Terrania, das Galactic Park Oval, wird ein Terroranschlag verübt, der zwölf Menschen das Leben kostet und zahlreiche Verletzte in die Krankenhäuser spült. Da die Bomben an der Ehrentribüne von Protektor Reginald Bull angebracht waren, wird ein Anschlag auf die politische Führung aufgedeckt. Während die Fahndungen nach den Tätern auf Hochtouren laufen, versprechen die Erste Terranerin Sheela Rogard und die TU-Adminstatorin Stella Michelsen eine baldmöglichste Aufklärung und konsequente Strafverfolgung. Die neue Terrororganisation Isolation ist Sicherheit bringt Eric Weidenburn in Verbindung mit dem Geschehen, was dieser mit einer emotionalen Rede während einer Live-Sendung nachdrücklich widerlegen kann. Stella Michelsen möchte mit Reg späte Familienplanungen aufnehmen und bittet ihren Mann sein Amt niederzulegen. Gemeinsam treten die beiden mit dem ihren Rücktrittsgedanken an Sheela Rogard heran, die ihnen Bedenkzeit einräumt und eine möglicherweise letzte gemeinsame Mission genehmigt. Mit der Maxi-Disk TIMEOUT macht sich das Duo auf die Suche nach der vermissten CONRAD DERINGHOUSE, die mit der Aufspürung der vor sieben Monaten verschollen gegangenen 2500 terranischen Schiffe beauftragt wurde. Die Flotte war nach der missglückten Erd- und Mondversetzung ins Blaue System nie zurückgekehrt. Währenddessen wird eine von den Mehandor finanzierte Organisation für die Anschläge haftbar gemacht, der auch Marsianer und Plophoser angehörten, die sich mit der Vormachtstellung der Terranischen Union nicht arrangieren wollen.
In einem fremden Sonnensystem erhält die TIMEOUT einen Notruf der CONRAD DERINGHOUSE. Ein abgesetzter Funkruf in die Milchstraße schlägt fehl, die Maxi-Disk wird von einem unbekannten Raumschiff abgeschossen und strandet irreparabel beschädigt auf einem paradiesischen Planeten. Die gebürtige Dänin Stella tauft Planet und Sonne auf Elskov und Tillid, was übersetzt Liebe und Vertrauen heißt. Nach Scans mit der zerstörten Disk wurde das System als unbewohnt katalogisiert, allerdings wird das Pärchen nach kurzer Erkundungstour angegriffen. Von einem Offizier des verschollenen Leichten Kreuzers RADIANCE, auf deren Notruf hin die CONRAD DERINGHOUSE ausgerückt war. Durch den Konfetti-Effekt könnten die verschwundenen Schiffe theoretisch in der gesamten Galaxie verstreut worden sein, wie sie von Major Jaap van Leeuwenstijn erfahren. Des Weiteren erfahren sie von einem Knochenmann, der die Bewohner vom Camp der Verlorenen als Sparringspartner benutzt und eine dauerhafte Bedrohungslage verursacht, indem er sie nach und nach dezimiert.
Reg untersucht mit ein paar Begleitern das Wrack der TIMEOUT, wobei sie unter anderem eine schlagkräftige Waffe bergen können. Mit der Drillgun erhofft sich Reg den Wendepunkt im Katz-und Mausspiel und befüllt die Munition zusätzlich mit dem Gift einer heimischen Skorpionart. Mit den geborgenen Energiezellen bauen Techniker eine Hyperfunkattrappe, die mit ihrem Energiestoß den tödlichen Gegenspieler aus dem Dschungel locken soll. Der Protektor lässt das Lager räumen, um beim anstehenden Kampf keine weiteren Opfer beklagen zu müssen. Der Labori erscheint wie erhofft, doch Regs Schuss aus der USDG verpufft erfolglos an einer Bordwand. Die hinzu gekommenen van Leeuwenstijn und Morel können Amtranik erfolgreich ablenken und die Offizierin opfert dabei ihr Leben für Reg und Stella, damit das Politikerpaar seine Mission zu einem erfolgreichen Abschluß führen kann. Doch Reg verschont überraschend das Leben von Amtranik, damit dieser eine Botschaft an sein Volk überbringen kann, das sowohl Warnung als auch Angebot beinhaltet. Der Labori erklärt Reg zum Sieger des Duells und hält anschließend Wort, als er den verbliebenen Terranern die freie Rückreise zur Erde ermöglicht. Amtranik erstattet Bericht an die Lordrichter seiner Heimatwelt.
Meinung
Typ mit Wumme. Vermutet hatte ich einen Powker, vor aufschlagen des Heftes wohlgemerkt. Aber das Geschehen blendet ja um auf die Erde, daher blieb die Antwort erstmal offen! Bis Seite zwei lediglich, denn da wird der Labori vom Titelbild direkt vorgestellt. Das ganze Cover ist weichgezeichnet und die verwaschenen Texturen lassen auf eine Wüstenlandschaft schließen. Das obligatorische Raumschiff diesmal in ganz klein im Hintergrund, ein Mond schiebt sich überdimensional von hinten in die Szenerie. Mein Wunsch aus dem Vorgängerroman wurde zumindest erfüllt, dass wir zu neuen Spezies ein Gesicht präsentiert bekommen. Mir gefällt das Titelbild aber nur so la la, für einen reinen Comicstyle wirkt es zu echt und ansonsten ist mir das alles zu generisch. Die Waffe soll laut Text eigentlich eher einem Spielzeug ähneln, wirkt dafür aber ziemlich tödlich. Für mich die erste Enttäuschung der neuen Staffel, die ansonsten mit unfassbar tollen Titelbildern glänzt. Nun muss es halt der Autor raus reißen!
Nichts ist unmöglich – Labori! Kein Werbeslogan, aber eine willkommene Umdeutung für ein neues NEO-Völkchen, das allerdings kein Exklusivrecht hat, im Gegensatz zur Wallkorr-Mafia aus der Vorgängerroman. Seth-Apophis ist in der aktuellen Mini-Serie Atlantis 2 wieder in aller Munde und die Labori waren in vergangenen Zeiten ein kämpferisches Insektenvolk der Horden von Garbesch, die gegen ES eingesetzt wurden. So viel zu den Vergleichen mit der Erstauflage. Ein Verdacht keimt auf: Die geheime Supermacht im Schwarzen Loch von M87 geistert ja schon seit NAUPAUM im Hintergrund herum. Da Superintelligenzen und Zwiebelschalenmodelle im NEOversum keinen Platz finden, bin ich gespannt, was denn da möglicherweise aus seinem Loch gekrochen kommt. Eine „neue“ Abnormität etwa?
Lordrichter, Labori, Yissan… auf drei Seiten gleich wieder drei neue Namen. Aber das war ja gerade mal der Prolog und soll lediglich heiß machen auf die eigentliche Handlung. Und die startete mit einem echten Schock und einem Anschlag auf Reginald Bull durch die Organisation Isolation ist Sicherheit, wo bei mir sofort alle Alarmsirenen angingen. Eric Weidenburn hatte sich diesen Wahlspruch einst auf die Fahnen geschrieben und nach dem terroristischen Aussetzer von Tatcher a Hainu hatte ich hier direkt Kopfkino. Doch auch hier wurde ich schnell wieder von Rüdiger Schäfer gebremst, da Weidenburn in der emotionsreichen TV-Show äußerst glaubwürdig gegen die Feinde der Demokratie anredete. Verblüffend ist, dass die Datenschutzthematik im Jahre 2112 noch immer ein großes Thema in den sozialen Debatten darstellt.
Menschenverachtender Terroranschlag, eifrige Politikerschwüre und schießwütige Labori wurden durch ein Pärchen komplett in den Schatten gestellt. Stella und Reg spielen mit dem Gedanken ihre Ämter nieder zu legen, damit sie eine kleine Familie gründen und somit der kräftezehrenden Daueraufmerksamkeit entfliehen können. Wow, die Art und Weise wie Rüdiger Schäfer diese kleine Geschichte in der Geschichte an die Leser:innen brachte, bleibt mir sicherlich lange in positiver Erinnerung. Die gemeinsame Mission habe ich sehr genossen, denn anstatt direkt komplett von der Bildfläche zu verschwinden, machen sich die beiden nochmal nützlich und suchen die einst verlorene Flotte. NEO-typisch dauerte es nunmehr zwei reale Jahre, bis der Verbleib der immerhin 2500 Schiffe thematisiert wurde, die beim misslungenen Laurin-Projekt verschollen gingen. Besser spät als nie. Dennoch wurden mal eben sieben Handlungsmonate damit vertrödelt, über ein abgebrochenes Funksignal der CONRAD DERINGHOUSE zu grübeln und….genau! Erstmal nichts weiter zu unternehmen. Erinnert mich frapide an die SOL-Amnesie aus dem Vorgängerroman! Auch wenn Stella sich in ihrem schlechten Gewissen suhlt und sich über das Vergessen aufregt, ging da wohl eher ein bischen was bei der Staffel-/Epochenplanung verloren. Wie Hohn und Spott müsste es eigentlich für die Bewohner im Camp der Verlorenen geklungen haben, als Reg und Stella ihnen mit Nachdruck versicherten, dass durch ihr eigenes Verschwinden endlich jemand zur Hilfe kommen würde. Zwei Menschen sind die Rettung wert, für 159 Seelen kommt jede Hilfe zu spät. Uff… Aber ich will mich nicht zu sehr in Details verlieren, denn im Vergleich zu Rainer Schorms Beitrag letzte Woche war ich über Amtraniks Zorn bereits nach einem halben Wochenende aufgeklärt. Hauptsächlich dazu beigetragen hat die gruselige Planetenromanatmosphäre.
Der Jäger und die Gejagten. Labori und Yissan, wie sein Volk die weichhäutigen Menschen nennt. Predator Amtraniks Zorn war geweckt. Ab Romanmitte nahm der unterschwellige Horror das Heft in die Hand und verzückte mich vollends. Immer noch mit angezogener Handbremse, aber dennoch spannend und unterhaltsam, erzählt Rüdiger Schäfer eine phantasiereiche Geschichte auf einem doch nicht so paradiesischen Planeten. Mit einer geborgenen Superwaffe sollte es doch im Handumdrehen gelingen, den Gegenspieler aufzuhalten, oder? Ganz im Gegenteil. Der Autor inszeniert eine dramatische Schlussphase und nutzt dabei die komplette Spielwiese aus, was durchaus wörtlich zu nehmen ist. Mit dem Gift einer heimischen Skorpionart und den Überresten menschlicher Ingenieurskunst baut die McGyver-Gedächtnis-Truppe letztlich zwar eine tödliche Waffe, aber der Gegner ist dagegen hervorragend gerüstet. Der enorm spannend inszenierte Endkampf gegen Amtranik zieht sich über mehrere Kapitel und lässt die emotionale Komponente ebenfalls nicht außen vor. Das fast perfekte Paar kann den Feind letztlich gemeinsam bezwingen. Ein, wenn man so will, romantischer Kampf um Leben und Tod, der den perfekten Schlußpunkt unter einen interessanten und sehr unterhaltsamen Genre-Mix setzen konnte. Der Ausgang des Kampfes war so typisch terranisch, dass ich mein breites Grinsen gegenüber meiner Frau erklären musste. Aber die Verschonung von Amtranik war auch die konsequent richtige Entscheidung einer auf demokratischen Werten basierenden Gemeinschaft. Ich bin gespannt, ob sich dieser Schachzug von Reg noch für die Terranische Union auszahlen wird. Oder ob die Labori demnächst waffenstarrend im SOL-System erscheinen. Wer weiß wie die Lordrichter entscheiden werden…
Was meint ihr? Wurde hier ein neuer Gegner der Menschheit vorgestellt oder gleiten die Labori direkt ins Reich des Vergessens ab und waren nur Mittel zum Zweck, damit die Terraner endlich ihre paarundfünfzig vermissten Schiffchen suchen gehen? Schreibts mir gerne in die Kommentare unter diesen Beitrag oder bei Social Media.
Zitat des Romans
Nennt mich Amtranik. Ich werde euch jagen und töten. So lange bis niemand mehr am Leben ist oder es euch gelingt, mich aufzuhalten und zu besiegen. Sofern Letzteres geschieht, seid ihr frei und könnt gehen wohin ihr wollt. Darauf habt ihr mein Wort!
amtraniks antrittsrede
Zum Zeitpunkt von Regs und Stellas Eintreffen, hatten bereits 157 Frauen und Männer ihr Leben gelassen. Angesichts der zitierten Vorstellungsansprache von Amtranik, erhielt der restliche Roman eine ganz besondere Würze. John McTiernan hätte seinen Spaß mit einer Neuauflage des Predators gehabt. Aber wer wird denn von Verfilmung und Perry Rhodan in einem Satz sprechen….ts ts….!
Fazit und Wertung
Tolles Planetensurvival mit über weite Strecken sehr gemächlichem Pacing, das den Fokus auf das Pärchen Reg und Stella legt und damit eine sehr intime Geschichte erzählt. Auch wenn der Ausgangsgrund der Mission einer Exposé-Amnesie entspringt – so rund 2500 Schiffchen kann man schon mal über sieben Monate vergessen – fühlte ich mich sehr gut unterhalten. Predator-Verschnitt Amtranik schafft mit seiner Menschenjagd eine ganz besonders gruselige Planetenromanatmosphäre. Zahlreiche Emotionen und die damit verbundene Dramatik ebneten der Geschichte letztlich den Weg in einen enorm spannenden Endkampf, der sich über mehrere Kapitel zog und kaum Luft zum Atmen ließ. Nur gemeinsam sind wir stark! Die Botschaft verkauft das Politikerpärchen der Herzen sehr glaubwürdig und nach der überraschenden Entscheidung von Reg, klappte ich lächelnd das Heft zu. Mein knochiger Daumen streckt sich unbezwungen in den Himmel von Elskov alias Xihe alias Espoir.
Hallo! Ich habe den Roman erst gestern gelesen, bin etwas in Verzug bei Neo.
Ich denke schon, dass die Labori, Lordrichter und Horden von Garbesch noch eine weitere Rolle spielen werden, dafür wurden diese Begriffe hier zu oft verwendet und in der EA waren das ja auch keine belanglosen Randerscheinungen. Bekräftigt wird das m. M. n. durch die Prophezeiung im Epilog Perry sei die Wurzel allen Übels der die Sterne zum Erlöschen bringt. Das wurde vorher mindestens schon 1-2 mal erwähnt (in Naupaum?) und nimmt jetzt durch Amtranik langsam Gestalt an. Es wäre also schade, wenn da nichts mehr kommen würde. Gerade weil jetzt ganz klar gesagt wird, dass es eine Macht gibt, die Perry ans Leder will (und nicht mal wieder seltsame Wesen oder eine gewisse Tochter plötzlich um die Ecke kommen und irgendwelche kryptischen Bemerkungen ablassen oder die Protagonisten feststellen, dass sie sich in einem neuneckigen Raum mit neuneckigen Fliesen befinden…).
Ich fand den Roman aber auch überaus spannend und habe ihn so am Stück weggelesen. An Predator musste ich auch sofort denken, obwohl ich den Film nur einmal in den Neunzigerjahren gesehen hatte und ihn nicht so gut fand (Arni kloppt sich mit einem Monster im Wald…).