Handlung
Die WELLENTÄNZER greift die PERLENTAUCHER unmittelbar nach Zerstörung des ersten Perlianraumers an. Technikchefvertreter Onni Tykylainnen greift tief in die Trickkiste und bringt die PERLENTAUCHER per Nottransition aus der Gefahrenzone, kurz vor dem entscheidenden Treffer. Peregrin setzt daraufhin die Weiterreise zum Mittelpunkt der Galaxie fort, die Terraner können nur mit Mühe folgen und Perry beauftragt Gucky mit einem Spezialauftrag für Tykylainnen. Dieser sträubt sich aufgrund des Gefahrenpotentials, doch Gucky schlägt ihn mit seinen eigenen Waffen und Perry verdonnert den Finnen schließlich zum Außeneinsatz. Gemeinsam mit Perry und dem Roboterhund Valpas wollen sie an Bord der WELLENTÄNZER gelangen und dort Aggregate so lange stilllegen, dass eine erneute Transition vorerst nicht mehr möglich sein wird. Gucky wird auf der Medostation der WELLENTÄNZER von einem Schutzschirm eingeschlossen, den Peregrin errichten ließ. Tykylainnen sprengt die Wand der Medostation, nachdem er den Schirm abschalten konnte und zerstört dabei Ras Tschubais Medowanne. Die Trümmer begraben den Mutanten unter sich. Gucky kann mit dem Hund-/Menschtandem wegteleportieren, bevor die angebrachten Bomben explodieren und Peregrin entscheidend eingreifen kann.
Um sein Volk den Terranern näher zu bringen, beginnt Hehyk zu erzählen. Der Powker Kuyir tritt die Ausbildungsprüfungen zum Koykoren an. Eine meist kurzlebige, aber ehrenhafte und sehr wichtige Aufgabe im Umgang mit den Führungskriegern G’Karron. Er ist als bisheriger Klassenbester allerdings ein Großkotz vor dem Herrn. Sein Ausbildungsleiter Xorajk will ihn Demut lehren und verpasst ihm einige schlechte Prüfungsergebnisse, die ihn im Rang abrutschen lassen. Um zum Koykoren ernannt zu werden, muss Kuyir als mindestens Jahrgangsachter abschließen, wovon er weit entfernt ist. Deshalb macht ihm Xorajk ein unmoralisches Angebot. Er soll den körperlich behinderten, aber momentanen Klassenbesten Fihoryd töten, um als endgültiger Sieger vom Parkett zu gehen. Im Laufe der Ausbildung werden die beiden aber zu Freunden und es gelingt ihnen, die verbrecherischen Machenschaften von Xorajk aufzudecken. Als dieser seinen Freund erschießt und ihn als Jahrgangsbesten auszeichnet, tötet Kuyir seinen Ausbildungsleiter im Affekt, da er Fihoryd mit dieser Aktion verhöhnt. Öügirn, der Vorgesetzte von Xorajk, sucht den ehemaligen Musterschüler daraufhin auf und erklärt ihm, dass über seine weitere Karriereeignung von der Gemeinschaft der Koykoren abgestimmt würde.
18 Jahre später wurden die Ausbildungsvoraussetzungen und Prüfungsmethoden angepasst und führten durch die laschere Gangart zu mehreren erfolglosen Jahren bei der Nachwuchsgewinnung. Das Ritual der Zorntaufe, Weyka-Un, steht kurz bevor und immer noch hat sich im Asteroidenfeldstandort von Kuyir kein G’Karron blicken lassen. Perry Rhodan und seine Crew treten zur Einsatzbesprechung an, weil sie erfahren haben, dass Ras Tschubai den Einsturz der Medostation schwer verletzt überlebt hat. Hehyk rät ihnen dringend ab, vor Beendigung des Weyka-Un in das Siliziumkarbidfeld einzufliegen, da die Risiken für die diplomatischen Konsequenzen unberechenbar wären. Als die PERLENTAUCHER ins Akkosyrrsystem einfliegt, werden sie direkt mit Funkfeuer bestrichen, da die Generäle wegen dem bevorstehenden Ritual nervös sind. Thora kann sich als Interimskommandantin mit technischen Problemen herausreden und Perry Rhodan, Gucky und Hehyk erfolgreich mit ihrer Space Disk ausschleusen, was aufgrund der hohen Streustrahlung unbeobachtet bleibt.
Peregrin erhält derweil beim Anblick des Silizumkarbidfelds einen Teil seines verloren gegangenen Wissens zurück und er findet seinen besonderen Anzug wieder, den er in einer Hyperraumtasche versteckt gehalten hatte. Um das Versteck zu öffnen, braucht er einen enorm starken Parakräfteausbruch. Da die Paragaben von Ras Tschubai zu schwach sind, muss Peregrin auf die Geburt des nächsten G’Karron warten, die er mit seinen Fähigkeiten für die nächste Zorntaufe bereits eingeleitet hatte. Der terranische Einsatztrupp kann Peregrins fünfdimensionale Strahlenwerte anmessen und springt mitten in die beginnende Zorntaufe. Um das Schlimmste zu verhindern, klärt sie Hehyk darüber auf, dass sie sich kurz schlafen legen müssen, um die Strahlung gefahrlos zu überstehen. Kuyir tritt dem frisch geborenen G’Karron Soyrüd wacker entgegen, um ihm die Zornaugenanpassung an sein Gehirn zu ermöglichen, wofür er sein jahrelanges Training endlich anwenden kann. Peregrin stößt zum mentalen Kampf dazu und bringt seine Siliziumkarbidfäden mit ein, während er beobachtet, wie der G’Karron auf Gucky trifft. Die Paralysatorbomben treffen Soyrüd anstatt Peregrin, wodurch dessen Wutskala schier explodiert. Durch die Parakräftevermischung kann Peregrin das Versteck öffnen und den Anzug der Vernichtung in seinen Besitz bringen. Der Asteroid wurde durch den Parakräfteausbruch in die Chromosphäre von Akkosyrr teleportiert. Dort opfert sich Onni Tykylainnen für seine Mitstreiter und nimmt sich mit seinem Selbstmord aus dem Spiel, da er durch die mentale Verbindung zum G’Karron letztlich beide tötet. Ras Tschubai steht weiter unter dem Einfluß von Peregrin und teleportiert deswegen beide aus der Gefahrenzone. Den Ärzten gelingt es, den G’Karron wiederzubeleben und zu stabilisieren. Auch Kuyir und Onni Tykylainnen überleben die Ereignisse dank moderner medizinischer Hilfeleistungen. Jetzt gilt es erneut, Peregrin und Ras Tschubai aufzustöbern.
Meinung
Zum Titelbild halte ich mich diese Woche relativ kurz. Es erinnert mich frappierend an Dietmar Schmidts Kugelraumer bei seinem Debütroman. Gleiche Farben, ähnliche Optik. Fast Copy &P aste, nur diesmal im Weitwinkel. Alles viel zu generisch und von daher leider gar nicht geil, da es auch null Romaninhalt projiziert. Darf natürlich jeder anders sehen, aber ich finde es das mit Abstand schwächste Titelbild der aktuellen Staffel. Auch wenn die Farbenwahl mal wieder dem Auge schmeichelt, muss leider Roman Schleifer die Kohlen aus dem Feuer holen. Mit einer ordentlichen Portion Rumms und Wumms, wie der Romantitel doch hoffentlich nicht nur verspricht.
Zumindest startet (der) Roman mit einer kleinen Unstimmigkeit. Marlene von Hagen spricht die Woche zuvor noch von angeschlagenen Schutzschirmen beim zerstörten Perlianraumer und der damit verbundenen Strukturlücke, die Ras Tschubai zum Sprung ausnutzen kann. The Novel Grinder -wörtlich frei nach Christian Montillon übersetzt für Romanschleifer– spricht von vergessenen bzw. nicht eingeschalteten Schirmen, wodurch Peregrins Plänen nun ein Strich durch die Rechnung gemacht worden wäre. Da hatte die Schleifmaschine einen kurzen Aussetzer. Mit den mittlerweile wieder siliziumkarbidfreien Sensoren kann die PERLENTAUCHER also auch wieder die WELLENTÄNZER orten, schön dass da wieder alle technischen Möglichkeiten verfügbar sind. Das ging bei mir etwas unter. Ich kam in Folge übrigens kaum zum Erbsen zählen, weil bereits im Prolog stark pulssteigernde Mittel verabreicht wurden. Ich habe einen Unsterblichen auf dem Gewissen… soso. Technikchefvertreter Irgendwas Skandinavisches hat also irgendwo irgendwen in die ewigen Kabelgründe geschickt. Sollen wir das glauben?! Schau’n mer mal… Ordentlich Rumms gab’s jedenfalls gleich in Kapitel Zwei und irgendwie hatte ich schon da das Gefühl, dass das wieder ein ganz großartiges Heftchen werden könnte. Die vielen Facetten des Bordalltags schlugen sich zudem in humorvoll witzigen Dialogen nieder, die mich in persönliche Bredouille bei meiner Zitateauswahl brachten. Mehr beim Zitat des Romans. Nun denn, erst zwei Kapitel und schon ein riesiger Absatz. Ich höre euch schon zum Fazit scrollen. NEIN! Bitte weiter lesen. Lohnt sich. Denke ich 😉
Wisst ihr noch, welche Funktion Alaska Saedelaere ursprünglich an Bord der SOL hatte? Richtig, er war Techniker. In einer Schiffsklasse kleiner, aber mit hundert Metern Durchmesser dennoch alles andere als einer Seifenkiste, tritt wieder ein Techniker in den Fokus. Der wandelnde Zungenbrecher Onni Tykylainnen gehört für mich zu den aktuell spannendsten Charakteren an Bord der PERLENTAUCHER. Wird Zeit für eine Kurzbiographie Mr. Schäfer! Ich bin schwer gespannt, ob wir noch erfahren werden, welche Leichen der kühle Finne im Keller hat. Konsequent cool wird auch der Einhornohrschmuck von Ortungschefin Tzinna Bearing weiter verwendet und wir stellen fest, dass Roboterhunde anno 2112 offenbar ein beliebter Ersatz für lebende Exemplare sind. Die Vorteile liegen auf -oder besser- in der Hand, zumindest wenn man die Hundehaufen beim Gassi gehen mal eine Zeit lang selbstständig auflesen musste. Auch die Runde durchs Schiff vor der Schicht entfällt dadurch. Ein Hoch auf die Technik! Was mich leicht irritierte war das Risiko, das Perry mit der Mitnahme von Vielfraß…äh Valpas… einzugehen bereit war. Dem Einsatzleiter waren offensichtlich auch keine schutztechnischen Ausstattungsfeinheiten bekannt, wie beispielsweise eine Tarnmodusfunktion. Ich würde einige Fragen stellen, bevor ich das Wagnis eingehe, mir einen Klotz ans Bein zu binden.
Die Geschichte wird unversehens unterbrochen und es beginnt eine, für mich wunderbar kurzweilige, Vorstellung des Powker-Volkes. Der Klassenbeste und Großkotz Kuyir will als bester seines Jahrgangs die Eignung zum Koykoren bewilligt bekommen, die nur die acht besten Schüler erhalten. Der Autor erzählt darin in wunderbar phantasiereicher Art und Weise eine Parabel über Demut und Moral. Ich bin selbst nach dem Lesen noch hin und weg, gedanklich noch immer zwischen Simulation und Realität gefangen. Man könnte kritisieren, dass die Geschichte in der Geschichte zu lange geraten ist. Man könnte auch kritisieren, dass der Übergang zurück in die Perryhandlung ein wenig für Verwirrung oder zumindest Verständnisschwierigkeiten gesorgt hat. Oder man denkt einfach nochmal über das Geschehene nach, lässt die emotional fordernde Erzählung sacken und freut sich einfach nur wie Bolle über die Auflösung des unverschämten Cliffhangers nach dem Gespräch von Kuyir mit dem Politiker. Es bleibt für mich festzuhalten, dass ich einen Heidenspaß am Rätseln hatte, was Kuyir denn nun wieder verbockt hatte. Einmal mehr gilt für mich: Romans Roman lebt von seinen Nebencharakteren. In NEO 296 ist ihm das mit einem Geschwisterpärchen schon toll gelungen, diesmal hat die Geschichte für mich sogar noch mehr Tiefgang. Ganz großes Schreibkino, einmal mehr. Und wir sind ja immer noch nicht am Ende…
Auch wenn mir die Ablenkungsnummer von Thora enorm bekannt vor kam, irgendwo hatte ich das kürzlich erst so oder so ähnlich gelesen, stieg die Spannung im Schlußdrittel ins Unermessliche. G’Karron, Koykor und Gucky auf einem Fleck zum Duell der Giganten. Chromosphärenversetzung hier, Technikertodesstoß da. Die beiden Finalkämpfe waren ein Feuerwerk der Action und Abwechslung. Dass Tykylainnen die entscheidende, heroisch aufopferungsvolle Kamikazeaktion begeht, um alle erneut zu retten, war möglicherweise mit einer Spur zu viel Pathos versetzt. Mit dem Anzug der Vernichtung wird Peregrin indes in Sphären gehoben, wo er nahezu unaufhaltbar erscheint. Ähnlich wie Iratio Hondro in seiner niederträchtigen Glanzphase, wo die Lebewesen um ihn herum nur Mittel zum Zweck darstellten. Aber auch dieser Bösewicht konnte letztlich aufgehalten werden. Von einem unscheinbaren Arkoniden. Ist es diesmal vielleicht ein Labori, der Peregrin aufhält, weil dieser ihm beim entscheidenden Duell mit Perry Rhodan die Show zu stehlen gedenkt?! Oder Alaska Saedelaere, der sich den Anzug der Distanz im Epochenfinale geschnappt hatte und seither von der Bildfläche verschwunden ist?! Großes Anzugduell in 3,2,1… ja ist ja schon gut. Ich denke nur laut nach. Vor allem über das private, intime und enorm schockierende Kindheitserlebnis von Onni Tykylainnen, das mich fassungslos im Terassenstuhl zurück ließ. Fakt ist, dass dieser NEO mit Geschichten dermaßen proppevoll gepackt wurde, dass mir noch Tage danach der Kopf schwirrte. Selten gab es mehr fürs Lesergeld!
Zitat des Romans
Ja, im Herzen. Ich hatte erwartet, dass du in letzter Sekunde mit mir Händchen hältst.
der beleidigte gucky zu perry, weil dieser im augenblick des vermeintlichen todes seine frau thora bevorzugt
Eine Paradedisziplin von Roman Schleifer sind die herrlich lustigen, sarkastischen, zynischen und teils hochemotionalen Kommentare seiner Protagonisten. Ein Beispiel von soooo vielen, die es in diese Auswahl hätten schaffen können. An Bord hätte ich mich hundertprozentig eingepieselt vor lachen.
Fazit und Wertung
Ein cooler Roboterhund und sein eiskaltes Technikerherrchen treffen auf typisch geilen Schleifer-Humor mit atemberaubenden Actionsequenzen und einer hervorragenden Nebengeschichte. Die je nach persönlichem Empfinden entweder eine Nuance zu lange geriet oder aber gerne bis zum Heftende durchgezogen hätte werden dürfen. Roman Schleifers große Stärke sind erneut seine Nebencharaktere und die emotional fordernde Sidestory. Das zeigt er einmal mehr mit der fulminanten Volksvorstellung der Powker, die enorm interessante Fakten auf den Tisch brachte und bei den Koykorenprüfungen auch zum Miträtseln einlud. Kleine Absprachefehler mit Marlene von Hagen und den ein oder anderen ungewollten Erstauflagenausflug verzeihe ich deshalb gerne. Mein Lesespaß war durchgängig auf höchstem Niveau, denn in diesem Roman war von Anfang bis Ende alles drin, was einen guten NEO für mich ausmacht. Der zusätzlich zum Nachdenken und Mitdenken anregte und die persönliche, emotionale Schmerzgrenze, voll ausreizte. Mit einem Finale, das ich in dieser Intensität und Spannung schon etwas länger nicht mehr erlesen durfte. Wow. Der knallharte Schlusskampf gipfelte in einer noch härteren Rückblende in die Kindheit von Tykylainnen und war dadurch an emotionaler Dramatik nicht zu überbieten! Mehr kann ich nicht von Unterhaltungsliteratur verlangen und daher ragt mein unsimulierter Daumen senkrecht nach oben, direkt in den ewigen skandinavischen Hundehimmel.
Hi Andreas,
Ja ja ja. Ich kann mich voll wiederfinden. In jeder Hinsicht.
Tolle Rezension 👋
Hi Joachim,
vielen Dank für die Blumen! 🙂 Freut mich sehr, dass ich deine Meinung getroffen habe.
Grüße aus dem Spessart
Andy