Handlung
Roi Danton wird nach langem Aphiliker-Verhör in Perry Rhodans Zelle gesteckt, wo er dem Terraner seine persönliche Odyssee schildert. Im Auftrag der Schwestern der Tiefe wird Roi im 18. Jahrhundert aufgesucht und für eine lang angelegte Mission verpflichtet, die ihn auf die NARGA PUUR in eine geheimnisvolle Zwischendimension führt und letztlich per Kapillare zurück auf die Erde bringt. Mit dem künftigen Ziel, einen Tyrannen zu besiegen, wofür Roi von den Schwestern ausgebildet wird. Natalie sagt ihm zu, dass er bis zum Augenblick seines Todes in seiner Heimat verweilen darf, aber nach seinem Tod in die Dienste der Schwestern zurückkehren müsse. Der vereitelte Anschlag auf Robespierre kostet Danton schließlich seinen Kopf und die Schwestern verfrachten sein Gehirn nach Naupaum, wie ursprünglich vereinbart. Dort soll er den überdimensionierten Biocomputer Catron von innen heraus zerstören. Dafür wird er von den Schwestern der Tiefe mit dem Schleier des Vergessens versehen, damit er als Schläfer unwissend auf seinen Einsatz warten kann.
In der erzählerischen Gegenwart täuscht Roi Danton einen gesundheitlichen Anfall vor, auf den die Aphiliker nicht reagieren, als plötzlich Kampflärm ertönt. Thora öffnet überraschend die Zellentür und erklärt Perry, dass ihr gemeinsamer Sohn Thomas in dem Komplex gefangen gehalten wird. Die Befreiungsaktion gelingt und Danton lässt sich an eine Apparatur anschließen, um an das Licht der Vernunft zu gelangen, das sich möglicherweise ebenfalls im Komplex aufhält. Nach einem neuerlichen Erinnerungsschub greift sich Roi unvermittelt Tom als Geißel. Zu aller Entsetzen gibt sich Thomas Rhodan da Zoltral als Licht der Vernunft zu erkennen, als ihm der Franzose die Kanülen mit dem Jungbrunnen zu injizieren droht. Um nicht rapide zu altern, hielt sich Tom immer nur kurz unter dem Sperrschirm auf, was er gegenüber der OGN und den Aphilikern leicht rechtfertigen konnte. Ein Bewusstseinssplitter von Catron befindet sich in der terranischen Stele, die einst Peregrin ausgespuckt hatte. Tom dreht den Spieß um und infiziert seine Mutter Thora mit modifizierten Amöbophagen, um unbehelligt entkommen zu können. Da seine Eltern keine Gefahr mehr für die Aphiliker darstellen, funkt ihnen das Licht der Vernunft das Versteck für Thoras Gegenmittel und bietet seinen Eltern die Chance auf einen freien Abzug aus dem Sol-System. Doch ein von Thora erbeuteter Datenkristall gibt ihnen neue Hoffnung, erneut zurückschlagen zu können.
Meinung
Das Titelbild wünsche ich mir als Megaposter über dem Bett. Das Paris der Gegenwart wird von einer wunderschönen Nachtkulisse eingerahmt. Mit dem Eifelturm III -nach Thora’s legendärem Ausraster und dem Zerstörungswerk der Sitarakh – steht die aktuell dritte Version des Pariser Wahrzeichens im Mittelpunkt dieses epischen Kunstwerkes. Die herrlich detaillierte Stadt- und Sternenkulisse im Hintergrund lädt zum Träumen ein. Ergänzt wird dieses beeindruckende Cover von dem in Nationalfarben gekleideten Yanztrooner-Roi. Für mich ist es nicht nur das mit Abstand schönste Titelbild der Staffel bisher, sondern auch eines der schönsten der letzten dreihundertfünfzehn Romane. Wie sich sehr schnell zeigen sollte, stand der Romaninhalt dem Cover in nichts nach.
Kennt ihr das? Wenn euch das erste Kapitel bereits dermaßen in seinen Bann zieht, dass ihr gar nicht mehr aufhören wollt zu lesen?! Roi Danton erzählt Perry seine schockierende Geschichte, die an Dramatik und Spannung nur schwer zu übertreffen ist. Aber von vorne. Roi Danton, der seinen Namen nunmehr englisch ausspricht und sein royales Gehabe damit endgültig in einem der vielen Zimmer in Versailles einschließt, erwacht auf der Erde der aphilischen Gegenwart. Ohne Erinnerung an die Ereignisse, die ihn von Naupaum zurück in die Heimat geführt hatten. Klar. Wäre ja auch zu langweilig geworden, wenn Kapitel 1 schon Antworten geliefert hätte. Anders als in der jüngeren Vergangenheit, werden in Folge nicht zwei oder mehr Handlungsstränge parallel erzählt und dann im späteren Verlauf mehr oder weniger gelungen zusammen geführt. Vielmehr wird die Story nach bester Kammerspiel-/Gefängniszellenspielmanier aufgezogen und Roi teilt seine unter die Haut gehenden Erinnerungen dabei peu a peu mit Perry Rhodan. Dass die Schwestern der Tiefe hierbei ihre Finger im Spiel hatten, kam für mich nicht wirklich überraschend. Auf Nathalie fiel sogar mein erster Verdacht, als es um die potentiellen Anwärter auf das Licht der Vernunft ging. Bei der Personalie Panrya wurde ich allerdings stutzig. Sollte da etwas bei mir klingeln? Tat es nicht und auch meine Recherchen blieben ergebnislos. Offenbar wird hier nur eine weitere Schwester der Tiefe benannt, deren Mitgliederliste damit weiter überschaubar bleibt.
Was mich schwer beeindruckte, war die gelungene Rückblicksschilderung aus der persönlichen Vita des französischen Revoluzzers. Die in Teilen bereits zum Auftakt der Naupaum-Staffel erzählt wurde, aber nicht in langweiligem Copy & Paste im aktuellen Roman ausartete. Nun gut… wer sollte den Mann aus der Vergangenheit denn auch besser in Erinnerung behalten haben, als eben jener Olaf Brill, der dessen ganz persönliche Kurzbiographie im vorliegenden Werk zu einem harmonisch gelungenen Abschluss bringen durfte. Über ein Realjahr nach der ursprünglichen Erzählung. Was ein wohlüberlegter Schachzug des Exposés, Olaf Brill diese Aufgabe erneut anzuvertrauen. Ich habe das schwer abgefeiert. Well done Messieurs.
Mit dem Erscheinen der NARGA PUUR wird die Frage beantwortet, welchem „Monster“ die SOL in den Rachen zu fliegen drohte, als sie im herausgelösten Staffelfinale aus ihrem zeitlosen Exil zurückgekehrt ist. Die Dimensionen stimmen. Da die SOL in Zeit und Raum gefangen war, passt die NARGA PUUR mit ihrer Fähigkeit, der Beherrschung der Dimensionen, perfekt ins Bild. Na jedenfalls begann mit dem Auftritt der Kartanin und der Flucht von Roi Danton aus dem Riesenschiff eine Odyssee, die diesen Namen auch tatsächlich verdient hat. Sense of Wonder satt und so viele Antworten, wie man in NEO eher selten erhält. Das ist ganz großes, kosmisches Schreibkino! Und endlich wird ein Zopf draus, was in NAUPAUM vorbereitet wurde, aber sträflich unerzählt geblieben ist. Kapillaren, Adern, übermächtige Big Player (Kartanin) mit unsäglich großem Einfluss auf Raum und Zeit. Mir wurde ganz schwindelig. Im positiven Sinne. So viele Uff-Momente zur Staffelmitte!? Der gute Hir(d)te kümmert sich vorzüglich um seine Leserschäfchen.
Die Schwestern der Tiefe haben sich auf die Fahne geschrieben, den Tyrannen zu besiegen. Fragt sich nur, wer hier alles einen an der Klatsche hat!?! Ich hatte echtes Mitleid mit dem guten Roi. Die Kartanin sind in ihren Ausbildungsmethoden, sagen wir mal, eher unorthodox. Nachdem ihr französisches Opfer final ausgepackt hatte, blieb mir jedenfalls die Kauleiste offen stehen. Die Damen müssten dringend in Behandlung. Für mich sind sie die eigentlichen Tyranninen, die es aufzuhalten gilt. Was die Leser*innen endlich erfahren, ist derweil, dass die Loower Catron einst aus lebenden Gehirnen erbaut hatten und ihnen ihre eigene K.I. gewissermaßen über den Kopf gewachsen ist. Nun wird endlich ein Zopf aus den ganzen Hirngespinsten, die über so lange Lesezeit für ausufernde Spekulationen gesorgt hatten. Hand aufs Herz: Nachdem erstmals erwähnt wurde, dass sich Tom im höchsten Amt der Erde als Agent der OGN erfolgreich bedeckt halten konnte, gingen bei mir die Alarmsirenen an. Das war zu gut um wahr zu sein, dass er sich dort über so lange Zeit hatte halten können, ohne aufzufliegen. Und nachdem sich einer der Legacy-Zwillinge als Apiliker zu erkennen gegeben hatte, geriet Tom bei mir auch in Verdacht. Aber nicht mit letzter Konsequenz, da ich mich zwischenzeitlich mit den Personalien Natalie und Peregrin aufs Glatteis führen ließ. Die Staffel hält weiterhin, was von Kai Hirdt eingangs versprochen wurde: Ein äußerst immersives Leseerlebnis jagt das Nächste. Allerdings bildet dieser Roman schon einen der aussagekräftigsten Höhepunkte der letzten Zeit. So viel ist sicher.
Zitat des Romans
Was habe ich doch für eine kluge und durchtriebene Ehefrau!
Perry rhodan schöpft hoffnung
Das Schlusswort des Romans soll für diese Woche auch mein Zitat des Romans sein. Bei der geballten Ladung Scheiße, die auf Perry und Kollegen im Laufe der Handlung eingeprasselt ist, würde so mancher den Kopf in den Sand stecken. Nicht so der Terraner und seine geliebte Ehefrau, die den Oliver-Kahn-Sinnspruch: „Weiter, immer weiter!“ vorleben, wie kaum jemand sonst. Die beiden könnten glatt als Motivationscoaches durchgehen!
Fazit und Wertung
Ich denke dass der Begriff Schlüsselroman für diesen Roman geprägt wurde, denn ehrlich gesagt fieberte ich jetzt über ein Jahr auf diese Entwicklungen hin. Meine Güte, was für ein immersiver Sternenritt war das bitte schön?! Vom ersten bis zum finalen Satz saß ich wie gefesselt in meinem Lesesessel. Ich konnte den Roman einfach nicht aus der Hand legen. Uff. Uff. Uff. Weltenbau, eine Stufe höher als üblich. Die Kartanin sind zweifellos die wahren Psychopathen, was der arme Roi Danton schmerzvoll erfahren musste. Seine Geschichte ging tief unter die Haut. Tom als Licht der Vernunft konnte mich nicht entscheidend schockieren, denn seine so erfolgreich gespielte Rolle als OGN-Agent in einem der höchsten Aphilikerämter ließen frühzeitig meine Alarmglocken schrillen. Nichtsdestotrotz wuchs meine Verdächtigenauswahl zwischenzeitlich stattlich an und lenkte den Verdacht auf andere, so dass ich im Schlsskapitel anerkennend nicken musste, als der Franzose seine Waffe an die Schläfe des Rhodan-Sprösslings ansetzte. Mein wohlgefälliger nach oben gereckter Daumen belohnt diesen einzigartigen Roman mit höchster Anerkennung.
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