Handlung
Croosh’s Rescue fällt einer absichtlich herbeigeführten Knallgasexplosion zum Opfer. Es stellt sich heraus, dass Trevor Cassalle die ersten Marsgeißeln in ihren künstlichen Kuppeln hinrichten ließ, um das Projekt Hirntransfer ungehindert voran treiben zu können. Perry Rhodan handelt mit dem Licht der Vernunft einen Deal aus, der ihnen Zeit erkaufen soll. Die Menschen sollen frei entscheiden dürfen, ob sie ihre körperliche Existenz beenden wollen, um in Catron aufzugehen. Reginald Bull und Stella Michelsen besuchen das Habitat von Croosh’s Rescue und bekommen von Perry Rhodan Unterstützung durch die BASIS versprochen. Um möglichst viele der 200 Millionen Marsbewohner unterbringen zu können, wenden sich Perry und Reg erfolgreich an die Altmarsianer, die bei dem organisatorischen Kraftakt ebenfalls ihre Hilfe zusagen.
Leibnitz / Monade setzen NATHANs Pläne um und bringen Tom und Roi in Stellung, um die terranische Stele zu infiltrieren. Beim widerstandsgeprägten Eindringen in die Catronbasis wird Leibnitz erschossen und Danton angeschossen. Innerhalb der Stele übernimmt Tom das Implantat aus dem Kopf von Monades Partner, um die Mission fortführen zu können. Demmister und Percellar werden von Schlichtern überwältigt, paralysiert und eingesperrt. Unter geistiger Folter knickt Sylvia ein und kooperiert, um Sergios Leben zu schützen. Trevor Cassalle lässt einen Eingang in die Stele sprengen, der zum weiteren Zerfall des Bauwerks beiträgt und den Sperrschirm um das Sol-System einbrechen lässt. Die BASIS ist im Erdorbit angekommen und erhält die Nachricht, dass der Sperrschirm kollabiert ist. Als die Stele zerfällt, kontaktiert Cassalle die terranische Führungsriege und droht mit einem letzten Gefecht, woraufhin Reg den Plan „Marsregen“ aktiviert und eine Million Marsianer auf die Schlichter los lässt.
Weltweit werden auf diese Weise die Gehirnentnahmezentren attackiert und somit der letzte Aphilikerwiderstand niedergerungen. Jocelny Pinatauro erschießt Trevor Cassalle, nachdem er diesem ein öffentliches Geständnis entlockt hatte. Eine Welle der Solidarität erreicht derweil die Terraner aus der gesamten bekannten Galaxis. Aus den Überresten der Stele werden die Leichen von Leibnitz und Danton gezogen. Monade ist es gelungen, Thomas Rhodan da Zoltral in einer Schutzatmosphäre am Leben zu erhalten, so dass dieser nicht zu den weiteren Opfern gezählt werden muss. Die vom Catron-Splitter emittierte Strahlung ist mit der Zerstörung der Stele erloschen und die Aphilie mit ihr. Thomas erwacht in Obhut der Franziskanermönche aus seinem Heilschlaf und bedankt sich bei seinem Lebensretter Monade. Auf Französisch….
Meinung
Visuell explosiv endet eine bombastisch gute Staffel. Auf dem Cover zumindest erstmal. Ob der Roman hält, was das Titelbild verspricht, wird sich auf den nächsten Seiten zeigen. Das Titelbild passt auch wieder schön thematisch zum Romaninhalt. Gleich die ersten Ereignisse auf dem Mars werden bildlich übereinstimmend wiedergegeben. Eine Knallgasexplosion verteilt die Reste von Croosh’s Rescue in die dünne Atmosphäre des roten Planeten. Mit einem blutrot eingefärbtem Hintergrund, der die dramatische Situation treffend einfängt.
Jeder Leser hat seine eigenen Vorstellungen, wie für ihn ein Staffelfinale aussehen sollte. Da mich die laufende Staffel bisher außerordentlich gut zu unterhalten wusste, transportierte ich diesen persönlichen Anspruch auch in den Abschlussroman von Rainer Schorm. Und der ging die Geschichte von vornherein mit angezogener Handbremse an. Mit einem sehr gemächlichen Pacing. Der explosive Auftakt gipfelte keineswegs in einer actionreichen Hetzjagd der beiden Fraktionen. Rainer Schorm erzählt die schauplatzreiche Geiselnahme der Marsbevölkerung aus Sicht mehrerer Beteiligter. Erfrischend gelungen fand ich die Einbindung der Familie Croosh und die harmonische Verknüpfung mit dem Haupthandlungsstrang, der durch mehrere kleine Zwischenkapitel unterbrochen wurde.
Einer dieser Tagebucheinträge blieb mir im Gedächtnis haften, weil er die Aphilie sehr passend umschreibt: „Wahre Vernunft bedeutet Freiheit. Unabhängigkeit – gerade geistig. Die aphilische Vernunft verspricht nur Unterdrückung und Tod. Eine Perversion.“
Leibnitz, der Günter Jauch (besteht auf die förmliche Anrede) der perry’schen Unterhaltungsliteratur, macht sich aus dem Marsstaub. Ein wiedererstarkter NATHAN hat seine Schachfiguren auf dem galaktischen Spielbrett positioniert und setzt seine treuen Helferlein in geheimer Mission auf antiaphilischen Kurs. Roy Däänten und Tom R.d.Z. werden ultimativ dringend in Terrania gebraucht. Um den Plan von NATHAN gelingen zu lassen. So weit so gut. Den anderen Akteuren im Rhodan-Team nötigt die Abwesenheit von Leibnitz / Monade keine großen Rückfragen ab. Das illustre Duo hatte im weichenstellenden Roman von Rüdiger Schäfer noch die zentrale Hauptrolle gespielt und nun sind sie im großen Ganzen obsolet geworden. Nun denn. Die süffisanten Dialoge zwischen Mutter Eisenseite und dem ganz und gar nicht mehr royalen Danton ließen mich herzhaft auflachen. Ich muss bei Mater Ironside (NEO) / Frater Ironside (Erstauflage) immer an den Wikingeranführer Björn Eisenseite denken. Lässt sich der Namensursprung gar von dem stolzen Dänen ableiten?! PS: Kenner der Serie „Vikings“ werden mich bestimmt verstehen 😉
Bis zum ersten richtigen Paukenschlag verging fast ein halber Roman. Roi soll quasi als Live-Virus in Catrons Bewusstsein eingespeist werden. Ein Schadprogramm der besonderen Art. Coole Idee! Der letzte verbliebene Rhodan-Sprössling versprüht sein Vitamin B, um das zu ermöglichen. Die Schachfiguren werden transparent und NATHAN alias Leibnitz alias Monade enthüllt die wahre Personalpolitik des großen Plans. Zudem gibt es eine Erklärung, weshalb Mehrwegcharakter Danton immer noch im Big Perrybusiness mitspielen darf. Jetzt nur nicht den Kopf verlieren und den Stiefel bis zum Ende durchziehen! Da wusste ich noch nicht, was in der Nähe des Stardust Towers passieren würde. Es bleibt zumindest fest zu halten, dass ich pünktlich zur Romanhalbzeit endlich voll im Roman angekommen war. Und dann ging die Luzi so richtig ab!
Beim Sturm auf die Stele hat der sturmerprobte Roi diesmal weniger Glück als seinerzeit in Paris. Aber was soll da unser Butterkeks sagen? Leibnitz haucht tatsächlich sein Leben aus. Für die Sache. Bääm. Hauptcharaktertod. Uff. Roi Danton fährt ebenfalls nicht mehr mit dem NEO-Zug weiter. Doppel-Uff. Nicht zu toppen? Dachte ich in diesem Moment auch. Aber die Herren im Hohen Exposéturm wollten offenbar ein paar Mittelalt-NEO-Leser mal so ordentlich provozieren. Wie im Radio Freies Ertrus NEO Podcast angekündigt, werden wir uns noch vor Weihnachten mit Mistgabeln und Fackeln bewaffnen und gen Rastatt ziehen! Verbindliche Anmeldungen bitte unter diesem Artikel. Warum? Ich sag nur liebevoll: Stella. Warum in aller Herrgottsnamen tut ihr das dem armen Reg an? Das kann doch kein normaler Mensch verarbeiten? Seine Ex Autum Legacy und das Drama um ihre gemeinsamen Töchter (warum sind die eigentlich nicht mehr erwähnt worden seit dem Eröffnungsband?) haben den besten Freund von Perry schon damals in den erhöhten Whisky-Konsum getrieben und jetzt das! Stella Michelsen stirbt auch noch. Beim nächsten großen Abmurksevent von Rainer Schorm. Triple-Uff. Das wird eine ganz harte Zeit für Reginald Bull und ich hab das starke Gefühl, dass wir da noch eine unangenehme Überraschung erleben werden. Ich will es aber nicht prophezeien.
Siehe Stella Michelsen. Das geht mir sehr nach. Nüchtern betrachtet ist der Tod von Stella Michelsen einfach nur konsequent, die Figur lange auserzählt. Zudem bindet sie Reg zu stark an ihre Seite und macht ihn träge. Keine guten Voraussetzungen für neue, noch größere Abenteuer in der Ferne. Von daher ist es nachvollziehbar, dass mit diesem Schritt eine ganze Palette an neuen Szenarien freigeschaltet werden konnte. Ich fand aber auch, dass es Rainer Schorm an einigen Stellen kräftig an Emotionalität vermissen ließ. Was die Verabschiedung von Bulls geliebter Frau betrifft, war ich eher ernüchtert. Mit Gefühlsausdrücken tat sich der Autor etwas schwer…. oh Moment! Nur beim Ehepaar Bull fiel mir das negativ auf. Da war er ganz der Aphiliker. Sergio und Sylvia dagegen hatten DAS finale Kapitel, das ich mir insgeheim erwünscht hatte und ich habe mich riesig für die beiden gefreut. Zumindest da gab es ein Happy End. Ansonsten stehen drei Tote, die ich so nicht auf -beziehungsweise unter- dem Schirm hatte. Roi Danton. Leibnitz. Stella. Drei langjährige Begleiter von Perry Rhodan verabschieden sich aus der Lore! Bei Danton habe ich mich zumindest gefragt, welches Amt oder welche Funktion man ihm künftig im Sonnensystem geben könnte. Die Lösung Weidenburn kam mir da in den Sinn. Aber halt: Was bedeutete der mysteriöse letzte, französische Satz, von „Thomas“ beim Verlassen des Krankenbetts? Er wird doch nicht!?!? Und was hat der Junge mit den kobaltblauen Haaren für einen Stellenwert in der nächsten Staffel? Rainer Schorm lässt mich jetzt wieder zwei Wochen lang Nägel kauen. Danke auch. Das ist ja noch verzeihbar…
… aber das mit der guten Stella nehme ich den Autoren echt übel. Das hat Konsequenzen: Der Sturm auf Rastatt wird erfolgen, wenn ihr es am wenigsten erwartet. Vae victis, harhar! Das kann nur mit der Herausgabe eines gewissen Datenblattes wieder gut gemacht werden 😉
Zitat des Romans
Er nannte es seinen ‚Bockmist-Detektor‘
james croosh findet heraus, dass etwas zum himmel stinkt
Fazit und Wertung
Eigentlich wollte ich ja mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die APHILIE-Staffel zurück blicken können. Nun sind es zwei weinende Augen. Stella wird ein riesiger Verlust für mich bleiben. Sie war eine tolle Figur innerhalb der Lore! Was in Reginald vorgehen muss, will ich gar nicht wissen. Danton und Leibnitz werden ganz nebenbei auch noch abgemurkst. Was man an einem trüben Herbsttag als Schriftsteller halt so verhackstückt. Denkt ihr auch mal an die Fans? Kruzifix! Nach längerem Anlauf hat mich Rainer Schorm dadurch mit voller Wucht aus dem Lesesessel geschleudert. Die Pacing-Handbremse wurde abrupt gelöst und zur Romanmitte hin konnte ich das Staffelfinale nicht mehr aus den Händen legen. Wenn, ja wenn Rainer Schorm noch die gleiche Emotionalität in die Stella-Verabschiedung setzen hätte können, wie beim finalen Demmister/Percellar-Kapitel, ja dann, dann wäre das das Sahnehäubchen auf der Geschichte gewesen. So bleiben drei Tote stehen, die der Aphilie letztlich doch noch zum Opfer gefallen sind. Au revoir, mes amis! Die letzte Äußerung von „Thomas“ lässt böses erahnen. Was ein mieser Cliffhanger! Ich lass das mit dem Daumen mal sein und vergebe vier von fünf zerbrochenen Stelen für dieses gute, aber nicht perfekte Staffelfinale.
Staffelfazit
Ich habe selten so mitgefiebert, mich dermaßen schaudernd in den Lesesessel gekuschelt oder einfach nur emotional völlig fertig aus selbigem erhoben. Die APHILIE-Staffel ist unterm Strich für mich die beste Staffel der jüngeren Vergangenheit. Mit Abstand! Kai Hirdt hat bei seinem Gastspiel sehr viel richtig gemacht und vor allem die Absprache zwischen den Autor*innen sichtlich verbessert. Bis auf eine Ausnahme (Der Zeitfraß, ihr wisst schon…) fand ich jeden Roman herausragend gut. Manch einer fand ja das Todesspiel weniger gelungen, darüber kann man sich durchaus einig werden. Rückblickend. Die anderen acht Romane wurden aber größtenteils von der Community abgefeiert, das ist eine exorbitant gute Quote für eine NEO-Staffel. Die Autorenduos bleiben hoffentlich bestehen, die haben sich nämlich richtig gut bewährt. Zahlreiche Fäden aus längst vergangenen Staffeln wurden endlich zusammengeführt und mir kam es stellenweise so vor, als würde die finale NEO-Staffel eingeläutet werden. So hoch war der Input, was ganz und gar ungewöhnlich für NEO ist. Zum Glück haben sich meine Sorgen als unnötig erwiesen und ich kann mit sehr großen Erwartungen auf das Jahr 2024 und die neue CATRON-Staffel blicken. Die sich von den Wurzeln der Erstauflage übrigens komplett lösen wird und in unbekannte, neue Welten, vorzustoßen gedenkt. Wenn euch das keine Freude bereitet, fresse ich einen ertrusischen Besen! Ich wünsche euch ein frohes Weihnachtfest 2023 und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2024. Ad Astra! Bleibt uns gewogen und lasst mir gerne einen Kommentar da, wie euch die Staffel und ihr Finale gefallen hat.
Für Stellas Tod übernehme ich übrigens keine Verantwortung. Der stand nicht im Exposé, das hat Rainer allein ausgebrütet.
Dann bist du hiermit offiziell entlastet. Falls sich der beschuldigte Autor nicht binnen 48 Stunden meldet und die Vorfälle glaubwürdig widerlegen kann, werden die Streitkräfte aus Ertrus zu seinem Hauptwohnsitz umgeleitet. Thermostrahlerbeschuss ist voreingestellt. Harhar 😉