Handlung

Vergangenheit: Der Werdegang von Imara Tugh wird beleuchtet. Er umfasst ihren schnellen Aufstieg von der störrischen Rekrutin zur rechten Hand der Lordrichter und schließlich zur Ernennung als Schläferin, dank ihrer besonderen Eigenschaften. Es wird zudem offenbart, wie und warum die Schwestern der Tiefe gegründet wurden und wer sich dafür verantwortlich zeichnete.

Gegenwart: Der frisch gebackene Vater und Inquästor Krailtsch wird vom Obersten Lordrichter Tschotsch in die Milchstraße ausgesandt, um die Grundlagen für einen Hordenzug zu eruieren. Amtranik havariert nach dem Abschuss durch MODUL mit seiner VAZIFAR in Selene City. Laumae macht sich derweil rar und wird von den Terranern verfolgt. Amtranik überlebt den Absturz und wittert seinen Erzfeind Reginald Bull, der ihm auf dem Planeten Elzkov eine schmerzliche Niederlage bereitet hatte. Kurz vor dem tödlichen Schlag durch Amtranik, greift Laumae ein und rettet Reg mit einer Zerotraumkreatur. Inquästor Krailtsch wurde von Amtranik mit reinen Erkundungsabsichten hingehalten. Mit Imara Tugh als Leibwächterin will er sich daraufhin selbst ein Bild von den Terranern machen und mit Perry Rhodan oder Reg Kontakt aufnehmen, um einen möglichen Hordenzug auszuloten. Laumae bezwingt Amtranik mit seinen Zerotraumkreaturen und will sich dessen VAZIFAR schnappen. Beim Anflug auf das Schiff verwechselt Amtranik den Inquästor mit Reg und erschießt diesen. Laumae infiltriert die VAZIFAR erfolgreich und setzt Nanolekks ein, die Selene City und den Mond zu zersetzen beginnen. Der blauhaarige Junge droht NATHAN, damit dieser sein Technikstörfeld abschaltet und ihm freien Flug zur Erde gewährt. Seine Drohung stößt offenbar auf Gehör, da das Schiff ungestört abheben kann. Die Kommunikation zwischen NATHAN und der Außenwelt ist aber weiterhin unterbrochen.

Meinung

Süßes Portrait eines Rhoarxi und einem Neugeschlüpften. Der Hintergrund könnte auch in einem x-beliebigen Kreißsaal in Terra fotografiert worden sein. Ich finde das Cover aufgrund seiner Schlichtheit sehr ansehnlich. Zumal die Figurengestaltung, auffällig vor allem durch die vielen kleinen Details am erwachsenen Rhoarxi, um einiges realer wirkte, als beispielsweise auf dem Titelbild von NEO 332.

Es geht doch nichts über ein schweißtreibendes Sadomasostündchen. Mit ordentlich Blut und klaffenden Wunden. Nicht wahr?! Dem für Terraner sicherlich weniger erregenden Beginn folgte im nächsten Kapitel posthum eine Geburt. Nein, mitnichten waren das die Konsequenzen aus dem sonderbaren Techtelmechtel zwischen Amtranik und seiner Raufkumpanin Tugh. Stattdessen erwarteten die Leser ein paar süße Vögelchen. Einer davon wurde relativ schnell Inquästor genannt und mir stellten sich sofort die nicht vorhandenen Federn auf. Diese niedlichen Figürchen auf dem Titelbild sollen die gefürchteten Lordrichter sein?! Nun denn… mein Interesse war geweckt und meine Vorsicht rief mir laut zu: „Unterschätze sie bloß nicht aufgrund ihrer niedlichen Optik!“
Der Kopf war schnell voll von den vielen neuen und bislang unbekannten Begrifflichkeiten. Aber ein distanzloser Schritt nach dem anderen.

Amtranik und Reg. Die beiden haben sehr viel gemeinsam, wie mir während des Lesens schmunzelnd auffiel. Beide unbeherrscht und zuweilen zu impulsiv. Aber wenn es darauf ankommt, sind beide fokussiert auf das große Ziel. Das erste Aufeinandertreffen zwischen Hordenkrieger Amtranik und Inquästor Krailtsch bewies mir ziemlich deutlich, dass da ein kleiner Bull aus dem großen Hordekrieger spricht. Imaras Werdegang machte dann klar, aus welchem Holz die Labori geschnitzt sind. Beängstigend! Gleich mehr darüber. Den brodelnden Konflikt zwischen Reg und Perry fand ich sehr geil aufgezogen. Wobei ich allerdings immer der Meinung war, dass echte Kerle sich gegenseitig einfach mal ordentlich gegenseitig auf die Schnauze hauen und danach ist alles wieder fein. Weit gefehlt! Meine Podcastpartnerin Bianca hatte also Recht mit ihrer Analyse der kriselnden Beziehung zwischen den beiden terranischen Urgesteinen. Rüdiger Schäfers lieber Kommentar unter unsere letzte Aufnahmebesprechung bestätigt dies.

Imara Tugh hatte in der Erstauflage lediglich einen Kurzauftritt und war dort nur eine Randnotiz. Im vorliegenden NEO widmete ihr Rüdiger Schäfer eine quasi halbheftlange Kurzbiographie, die mir außerordentlich gut gefiel. Geschickt webte der Autor einige brisante Informationen über den inneren Aufbau der Hordenzüge mit ein und gab ein sehr anschauliches Bild über die Bedrohung der Labori im Speziellen ab. Schade dagegen war, dass der vernichtende Revancheangriff auf die Senter und deren Planet nicht sauber auserzählt wurde. Gegen die Superwaffe der Kunstsonnen hatte der Hordenschlag zuerst kein Gegenmittel finden können, aber eine Seite weiter im Heft wurde die Vergeltung problemlos und ohne Gegenwehr durchgeführt. Es ging im Roman über weite Strecken weniger um die Rhoarxi alias Lordrichter alias Inquästor(en), sondern darum eine Bedrohungslage aufzubauen, die der Leser fürchten soll. Amtranik indes bedarf dieser Vorstellungsrunde nicht mehr. Der hatte meinen Respekt bereits in M87 erlangt und ich kaute auf den Fingernägeln, wie das Duell zwischen ihm und Erzfeind Reg verlaufen würde. Romanhalbzeit.

Was ich mich immer und immer und immer wieder fragte war, warum die Labori, eine hochaggressive Kriegerspezies, vor den „weichen“ Rhoarxi dermaßen kuschen!?! Im letzten Romandrittel war die Frage immer noch nicht geklärt und anhand der Tatsache, dass selbst eine Imara Tugh, die so ziemlich jedes Disziplinarverfahren in ihrer Karriere im Vorbeigehen mitgenommen hatte, vor dem Inquästor solchen Respekt hegt, ließ diese Frage zu meinem persönlichen Mittelpunkt des Romangeschehens werden. Der Part des Inquästors war auch ein Kritikpunkt meinerseits am Roman. Der Rhoarxi kam viel zu kurz im Handlungsgeschehen. Die Rückblenden in Imara Tughs Vergangenheit ließen mich dagegen wieder mehrfach aufhorchen. Garbeschianer waren bereits häufiger auf Zeitträger gestoßen. So so. Der Quantenraum ist eine Verbotszone. Wohl wegen den, bei den Horden verhassten, Schwestern der Tiefe, die diesen quasi für sich beanspruchen. Hand an die Schöpfung zu legen steht unter schwerer Strafe beim Bund. Durch die MODUL war beobachen, forschen, dokumentieren und abwarten eine der zentralen Handlungsanweisungen der Lordrichter. Bis zum aktuellen Wendepunkt der Entwicklungen. Lordrichterin Vhynja Crii erkannte die Gefahr durch die Symaios frühzeitig und tat das schier Unglaubliche. Sie ließ den Obersten Lordrichter ermorden, der sich die gemäßigten Leitlinien des Bundes auf seine Fahnen geschrieben hatte und dadurch sein Schicksal besiegelte. Das Sahnehäubchen auf dieser informationsüberberstenden Nebenstory war selbstredend die Offenbarung, dass Vhynja Crii die Gründerin der Schwestern der Tiefe ist. Uff.

Wer noch den geringsten Zweifel an Laumaes Fähigkeiten gehegt haben sollte, wird spätestens nach dessen gewonnenem Duell gegen Amtranik in Stille verfallen. In bester Terranertradition nimmt sich der blauhaarige Junge, alias ES alias Catron-Splitter-Überbleibsel alias The Chosen One, dessen Schiff, und lässt einen sprachlosen Hordenkrieger zurück. Laumae mit Ruhepuls 40. Nüchtern, trocken, sachlich, überlegen. Göttlich! Ich hatte schon länger eine Vermutung und diese bestätigte sich für mich in diesem Roman. Laumae zieht Macht aus der Stele im Pazifik und entsprechend hat er eine besondere Assoziation zu Meeresbewohnern. Fliegende Fische sind nicht nur lustig, sondern auch effektiv. Ich wäre zu gerne dabei gewesen und hätte Amtranik im Moment seiner Duellniederlage grinsend in die knöcherne Visage geblickt.

Ein wenig Spekulation noch zum Abschluss. Die Traumasche teilt gewisse Ähnlichkeiten mit dem Dunkelleben. Auch wenn es sich um keine virale und meist tödliche Infektion handelt wie die große Seuche des Omnitischen Compariats, beeinflusst es die Betroffenen nachhaltig. Wie der Autor schreibt, kennt weiterhin niemand die Zusammensetzung und Herkunft der Asche, was viel Platz für Mutmaßungen lässt. ES ist bekanntermaßen ein Bestandteil von Laumae, dessen Schwester ANDROS seine Fäden einst im Creaversum spann. Wenn die Symaios also das allumfassende Ende bedeutet und das Creaversum letztlich ja nur versiegelt, aber nicht vernichtet wurde… ergo… ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das alles irgendwie in Verbindung steht und Laumae noch einige Überraschungen in petto hat.

Zitat des Romans

Sauerkraut vergeht nicht!

THORA VERSUCHT SICH MAL WIEDER AN SPRICHWÖRTERN. DIESMAL IN AKZENTFREIEM DEUTSCH. HERRLICH!!!

Fazit und Wertung

Rüdiger Schäfer führt mit dem Hordenbund einen komplett neuen Big Player ins NEOversum ein und macht das durch seine unnnachahmliche Art und Schreibweise zu einem phantastischen Leseerlebnis. Mit einem herausragend guten Weltenbau, sehr lebendigen und polarisierenden Charakteren und einer auf allen Handlungsebenen ausgeglichen spannenden Erzählung, die einen sehr tiefen Einblick in die völkischen Eigenheiten der Bundmitglieder gewährte. Gleichzeitig gelingt ihm Spagat, noch eine sehr lesenswerte Kurzbiographie von Imara Tugh mit in seine Geschichte einzuflechten und -als wäre das noch nicht genug- erleben die Hauptprotagonisten allerhand lesenswertes. Das (Rede)Duell zwischen Reg und Amtranik ließ mir ein Uff entfleuchen. Auch die Hintergründe um die Gründung der Schwestern der Tiefe waren mir ein Uff wert. Das Finale indes war genau das, was ich als NEO-Leser erhoffen kann. Die Cliffhanger vor dem entscheidenden Laumae-Akt… unfassbar spannend! Man merkt Rüdiger Schäfer an, dass er seit kurzem Rentner ist und ihm viel Zeit für kreative Gedanken und deren Umsetzung zur Verfügung steht. Für die Serie Perry Rhodan NEO ist das natürlich Gold wert, was uns NEOristen eine mittlerweile länger andauernde Reihe an Topromanen, aus seiner Feder, beschert. Ein paar im Meinungsteil angesprochene Macken hatte dieser nahezu perfekte Roman für mich dennoch. Der Inquästor hatte einen viel zu kurzen Gastauftritt und wird der Namensgebung des Romans dadurch nicht gerecht. Aber sowohl das, als auch ein harmloser Anschlußfehler, konnten mir die gute Leselaune mal wieder nicht verhageln. Auch dieses RüSchä-Werk bekommt von mir folgerichtig nicht mehr und nicht weniger als fünf von fünf seidig schimmernde Rhoarxi-Federn, die sich der Autor verdientermaßen ans Revers heften darf.

Review: Perry Rhodan NEO 336 – Der Inquästor
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