Handlung

Der Tospiderraumer GRASHKAR-SLAK strandet in Erdnähe und verliert rasch Energie, was zu lebensbedrohlichen Verhältnissen an Bord führt. Kommandant Vissk-Trass sieht als letzten Ausweg die Installation einer Relaiskette, wofür sich Ortungschefin Nirris-San freiwillig meldet und in ein Dingi steigt. Die GREYHOUND, mit Atlan, Perry und Roi Danton an Bord, fängt das Notsignal ein, kann aber die mittlerweile erstickte Topsiderin nicht mehr retten. Das terranische Trio kann die skeptischen Überlebenden des topsidischen Zylinderraumers mit ihrem Schiff an der GREYHOUND verankern und landet schließlich erfolgreich in Terrania, wo nur noch Leben in Pflanzenform vorherrscht. Nach Anmessung von Hyperwellenstrahlung beschließt Perry, den Zeitbrunnen auf dem Altiplano aufzusuchen, wo die Symaios ausgelöst wurde. Roi empfängt ein schwaches Funksignal vom Mond, woraufhin sie ohne die in Terrania verbleibenden Echsen weiter fliegen und in der Lunar Research Area in automatischen Beschuss geraten und von der Moon Patrol Unterstützung bekommen. Die Widerstandsgruppe hilft ihnen im Kampf gegen aggressive Posbis, die ihnen den Weg zur Signalquelle versperren. Unterwegs finden sie die Bull-Legacy-Zwillinge Laura und Sophie, von Flüssigkeit umschlossen, scheinbar leblos in Tanks aufbewahrt. Geistig nehmen sie Kontakt zu Perry Rhodan auf und geben ihm ein Rätsel auf. Anführer und Gründer der Moon Patrol ist Doc Lagur alias Douc Langur, dessen MODUL energetisch tot über dem Mond schwebt. Der geistig ermüdete Forscher interpretiert die Botschaft der Zwillinge als Hinweis auf einen weiteren Standort einer Smaragdgruft. Erneut geht es nach Terrania und zum Stardust Tower, wo die Topsider auf geisterhafte Erscheinungen getroffen sind.

Der telekenetisch begabte Geist stellt ihnen eine Falle und kann von Atlan paralysiert werden. Ausgerechnet Gucky, von der Zeit gezeichnet und völlig verwahrlost, fällt ihnen in die Arme. Über seine Vergangenheit geht es Richtung terranischem Smaragdsarkophag, in dem Thora liegt. Der Zeitbrunnen auf dem Altiplano pulsiert im Rhythmus eines menschlichen Herzens. Um ein Muster darin herausfinden zu können, fliegen sie ein weiteres Mal zum Stardust Tower, um Archivdaten anzuzapfen. Dort klaut ihnen Gram-Karr, der topsidische Flaschengärtner, die GREYHOUND. Die wiedervereinten Freunde eilen zum Landeplatz des Raumers, wo Gram-Karr seine Artgenossen von einer Abreise überzeugen will. Da seine Pläne vom Kommandanten nicht unterstützt werden, will Gram-Karr die Waldglasflasche zerschlagen, woran ihn Gucky telekinetisch hindert. Nach dem Auslesen der erlangten Daten, eröffnet Roi den Anwesenden, dass der angemessene Herzschlag zu Reginald Bull passt. Für Perry steht fest, dass das eine Botschaft aus dem Zeitbrunnen ist. Durch die Zeithaut des Vario 500 geschützt, treten alle gemeinsam in den Brunnen.

Meinung

Wie langweilig und generisch kann man ein Titelbild gestalten?! Und was sollte es darstellen? Eine Rakete oder ein Bauwerk? Ein Weihnachtsbaum im Technokratenstil stand auch kurzzeitig zur Disposition, da dies wenigstens zur Jahreszeit passen würde. Der Roman gab darüber erst ganz am Ende Aufschluss. Die menschlichen Gestalten vor der Schleuse sollen wohl das wiedervereinte Rhodan-Ehepaar darstellen. Ein Stilleben von Terrania hätte hier dennoch viel besser hingepasst, finde ich. Viel schneller gelang es indes Autor Ruben Wickenhäuser, mich davon zu überzeugen, dass es letztlich auf den Inhalt ankommt…

… denn bereits Kapitel Eins ließ mir mein erstes Uff entfleuchen. Ein Topsiderraumer strandet in Terranähe. Erneut wird die dystopische Grundstimmung von Beginn an toll eingefangen. GRASHKAR-SLAK heißt das Schiff. Der Rezensionist dankt für diesen wunderbar eingängigen Namen. Nicht. Ruben wäre nicht Ruben, hätte er nicht wieder irgendeine schrullige, kulturelle Eigenart, ins Romangeschehen eingebaut. Des einen Dichtkunst ist des anderen musikalische Genussform. Ich musste Augenrollen und Grinsen in Einklang bringen. Nachdem mir das gelungen war, sammelte die GREYHOUND sowohl das Dingi, als auch den Zylinderraumer der armen topsidischen Seelen ein. Und schon standen zwei Uff-Momente zu Buche. Knisterkalte Atmosphäre durch und durch. Und dann endlich der Moment, auf den wir alle gewartet haben dürften. Die Landung auf Terrania. 500 bis 800 Jahre ergeben die Messungen, sind seit der Stilllegung der gefundenen Schiffswracks vergangen. Das lässt erste Rückschlüsse über die Dauer der temporalen Trübung zu, die grob zwischen 180 und 480 Jahren angedauert haben könnte. Nächstes Uff. Das hörte ja gar nicht mehr auf. Zumindest, wenn man diverse üble Logikpatzer außer Acht lässt.

In der Galaxis gibt es laut wissenschaftlichen Erkenntnissen zahlreiche schwarze Löcher. Mindestens genau so viele Logiklöcher bietet die aktuelle NEO-Staffel bisher. Der Mythos Erde wird in Band Numero Fünf zu Grabe getragen. Zahllose Schatzsucher haben ihr letztes Hemd für die Positionsdaten einer legendären Welt gegeben und ein terranisches Trio findet sie in Nullkommanix. Der Durchflug gelingt ihnen problemlos. Okay, zwei Zeitträger haben auf die Flora einen erheblichen Einfluss und wühlen sich erfolgreich durch die Granulen. Lass ich mir angehen. Das ist logisch nachvollziehbar. Aber dieser lässige Feierabendausflug nach Terrania ist eine heftige Watschen für die aufmerksame Leserschaft. Das Grundgerüst der Staffel wankt bedrohlich bei solchen Fauxpas.

Schnell wechselte die Location auf den Mond und dort fuhr Ruben Wickenhäuser die ganz großen Actiongeschütze auf. Nicht nur gab es ein Wiedersehen mit den Bull-Legacy-Zwillingen, sondern auch eine ultraspannende Fortsetzung der sowieso schon sehr rasant erzählten Geschichte. Und als wären der Fund der beiden Schwestern nicht schon an sich ein gewaltiger Aufreger gewesen, paralyisiert Atlan im Stardust-Tower ausgerechnet einen völlig abgemagerten und depressiven Gucky. Den armen Kerl in diesem Zustand zu wissen, war nicht leicht zu ertragen. Das saß. Ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Ein weiterer Uff-Moment, der von Guckys titelgebender Erzählung noch übertroffen wurde, die das ganze Ausmaß der Symaios eindrucksvoll schilderte. Durchschnittlich vier Menschenleben war Gucky einsam auf der Erde. Wenn auch mit Pausen durch Stasisschlaf. Aber dennoch. Da muss man Folgen davontragen. Anderen reicht es schon, wenn sie ein paar Tage von ihren Liebsten getrennt werden. In manchen Phasen entspann sich eine fast schon philosophische Wehmut.

Dass sich Thora in der Smaragdgruft befindet, hätte dagegen wohl jeder Neuleser sofort erraten. So oft wie Perry über sie sinniert hatte. Da fehlte mir der Spannungsmoment. Macht das Wiedersehen aber nicht weniger freudig. Ein Uff-Moment blieb dadurch aber natürlich aus. Dennoch bleibt festzuhalten, dass dieser wilde Ritt durch unser Heimatsystem einige interessante Informationen in petto hatte. Personell gesehen ähnelt die Staffel immer mehr einer gigantischen Schnitzeljagd. Folgen nun im nächsten Band Reginald „Brunnenherz“ Bull? Im übrigen ein wahres Herzschlagfinale mit einem letzten Uff. Treffen wir auf Icho Tolot und einen Überraschungsgast? Oder doch erst im Übernächsten? Wer bleibt auf der Strecke oder finden wir gar ein Mausoleum aus grünen Särgen? Wird das Lektorat das Vieraugenprinzip einführen müssen oder vorbeugend doch mal lieber das achtfache? Viele offene Fragen. Ich bin wie immer guter Dinge, dass wir die Antworten dafür zeitnah erhalten werden 😉

Zitat des Romans

Beim besten Willen, du bist ein miserabler Dichter, aber ein brillanter Logiker

Nirris-San sinniert im Augenblick des unumkehrbaren Schicksals

Fazit und Wertung

Knisterkalte, absolut fantastische Atmosphäre traf auf absolute Hoffnungslosigkeit und Charaktere mit ganz vielen Emotionen. Mitten drin ein tolles Trio, das sich durch mystische Granulen wühlt und zum Feierabend mal schnell ins legendäre Terra übersetzt. Ohne nennenswerten Widerstand, was man erklären kann. Ohne Probleme bei der Wegfindung, was an den Haaren herbeigezogen wirkte. Ruben Wickenhäuser fing die Nach-Sym-Stimmung allerdings hervorragend ein und machte auch vor derben Schockmomenten keinen Halt. Typisch für ihn waren einmal mehr seine schrulligen Romanabzweigungen, die er einfach nicht auslassen kann. Dichtkunst beim Kaffeeklatsch, eieieiei. Hat mich aber zum Schmunzeln gebracht. Rein erzählerisch war dieser Roman ein großes Highlight für mich. Ein nach dreihundert Jahren Einsamkeit an Depressionen erkrankter Mausbiber Gucky und die alte, frisch aufgeweckte Thora, dürfen wieder mitreisen. Brunnenherz Bull -was für eine geniale Idee- setzte ein Sonder-Uff unter die letzten Sätze des Romanes. Wenn ich alles außen darum herum ausblenden könnte, müsste ich hier, auch aufgrund zahlreicher Uff-Momente, die Höchstwertung zücken. Aber es bleibt leider dabei: Der Staffelrahmen ist dermaßen verbogen, dass hier ganz dringend etliche Anstrengungen vorgenommen werden müssen, um ihn nochmal in Form zu biegen. Und das in nur noch fünf Bänden. Ob das zu packen ist? Wohl nur, wenn das Team aus Rastatt endlich die Handlungslöcher stopft und allzu krude Logikböcke künftig ordentlich weglektoriert werden. Das muss gewährleistet sein, damit die an und für sich grandiose Staffelidee ihre von mir ersehnte würdige Umsetzung bekommt. So lange lasse ich Ruben Wickenhäuser erst mal vier von fünf Expressos mit Möhrenschaum versüßen. Was für ein hervorragenden Ausnahmeroman war das bitte?! Gerne mehr davon. Ruben rocks!

Review: Perry Rhodan NEO 344 – Dreihundert Jahre Einsamkeit
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2 Gedanken zu „Review: Perry Rhodan NEO 344 – Dreihundert Jahre Einsamkeit

  • 5. Dezember 2024 um 10:10 Uhr
    Permalink

    Was wollten die Topsider eigentlich auf Terra? Einfach nur mal gucken? Wird im Roman nicht erwähnt, oder?

    Antwort
    • 7. Dezember 2024 um 11:51 Uhr
      Permalink

      Ich bin jetzt zu faul zum nachschauen. Aber ich glaube, dass du da richtig liegst und es nicht thematisiert wurde. Lass deiner Phantasie freien Lauf 😉 Ich dreh mir das so hin, dass die auch Schatzsucher waren und hatten nen heißen Tipp bekommen, wo Terra liegt. So oder so ähnlich

      Antwort

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