Handlung
Die Oxypaminsucht grassiert unter der terranischen Bevölkerung und begrüßt die rückkehrende MAGELLAN in Form von verzweifelten Frachterangriffen. Mehandor wollen das rare Ilixier um jeden Preis von den wenigen Hamameschschiffen erbeuten, die noch übrig sind und die süchtig machende Fracht geladen haben. Der Erste Terraner Aurelian Voss empfängt die Rückkehrer unter Vorbehalt der Prüfung von mitgebrachten Fakten über M33 und den unbeabsichtigten Drogenkrieg, der dadurch zu massiven Sicherheitsproblemen auf der Erde geführt hat. Nachdem Atlan mit Präsidentin Noryn da Korath Informationen austauschen konnte, versichert diese eine intensive Zusammenarbeit mit der Terranischen Union und eine mögliche Rehabilitation der zu Unrecht Angeklagten M33-Reisenden. Perry Rhodan, Gucky und Aveline Celestaris begeben sich nach Empfang eines Notsignals an Bord des Luxuskreuzers IMPERIAL ODYSSEY. Dort sind Experimente mit einem möglichen Antiserum gegen die Oxypaminsucht gewaltig gescheitert und haben ein mutiertes Monster erschaffen, das die Besatzung im Blutrausch zerstückelte. Den Terranern gelingt die Tötung des mutierten Azaraq.
SolAb-Ermittler Galen Drex ermittelt in den Straßen von Terrania gegen Ilixier-Verbrechen. Da erreicht ihn der drängende Ruf seiner Ziehschwester Scarlet Nolan von Cybora, wo die Lage mit den Süchtigen eskaliert. Als Privatermittlung getarnt, reist Drex auf den Planeten und erfährt von den bahnbrechenden Forschungsergebnissen der Laborantin, der es gelungen ist, die Phasen des Entzugs zu eruieren. Wieder zurück auf Terra wird Drex vom SolAb-Chef Sinclair Marout Kennon angewiesen, sich einer Spur von illegalem Ilixierhandel anzunehmen, der von der berüchtigten Mavrassippe skrupellos dominiert wird. Durch seine Kontakte gelingt es dem Ermittler schließlich, einen möglichen Übergabeort zu lokalisieren. Ein eingehender Anruf seiner Ziehschwester zieht die Aufmerksamkeit eines Mavras-Sippenmitglieds auf sich und der Deal platzt. Bei einer erneuten Übergabe erscheint die Sippenmatriarchin Zeysha Mavras persönlich und lokalisiert den spiegelfeldgeschützten Drex. Im anschließenden Duell tötet die Matriarchin erst Scarlet Nolan und danach Galen Drex. Dieser kann in einer letzten Aktion das aufgezeichnete Geständnis von Mavras, sich für die Verbannung von Perry und seinen Freunden verantwortlich gezeichnet zu haben, an die SolAb versenden.
Währenddessen trifft die MAGELLAN auf Luna ein und erhofft sich von NATHAN eine Entschlüsselung der Daten vom Artefakt Nyrr’Vahl. Doch die Hyperinpotronik kann nicht auf die Datenperle zugreifen, ermöglicht den gesuchten „Schwerverbrechern“ allerdings eine Passage ins Lakeside Institut. Dort erleben sie eine große Überraschung, als ein im Heilschlaf befindlicher Nakk bei Perrys Eintreffen in Rage gerät und sich auf ihn stürzt.
Meinung
Ein attraktiver junger Mann blickt mir entgegen, als ich den NEO-Debüt-Roman von Jaqueline Mayerhofer erstmals in die Hand nehme. Rechts von dem männlichen Supermodel ist ein logistisches Transporthilfsmittel mit Antigraveinrichtung zu sehen. Dahinter steht abgestellte Fracht. Wer mir da entgegen schaut, kann ich nur vermuten. Wahrscheinlich handelt es sich um SolAb-Agent Galen Drex, der in den Straßen von Terrania ermittelt. Was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass mir diese generierte Bildercollage lediglich oberflächlich zusagt, da der Romaninhalt so viel mehr für ein gelungeneres Cover hergegeben hätte. Mit viel Vorfreude ging ich an den ersten NEO der österreichischen Schriftstellerin, deren Romane bereits die Miniserie qualitativ aufwerteten.
Kaum zwanzig Seiten war der Roman alt, als mich schon wieder heftige Aphilie-Vibes durchschüttelten. Die aktuelle Situation weist zu viele Ähnlichkeiten auf, als dass man die Parallelen übersehen könnte. Ehrlicherweise fiel mir der Einstieg in der Handlung rund um Perry und Kollegen etwas schwerer als der Umschwenk auf die Agentenhandlung. Das mag auch an der etwas holprigen Erzählweise zu Beginn gelegen haben. Die Autorin hatte aber bereits in der Miniserie bewiesen, dass ihr Geschichten rund um geheime Ermittlungen liegen und das merkte man auch diesem Roman stark an. Ratz fatz waren vierzig Seiten gelesen und es fühlte sich an, wie gerade erst begonnen.
Zur Romanmitte hin wurde die Rhodan-Handlung immer nebensächlicher und das superspannende Abenteuer um Drex und seine Ziehschwester Scar wurde immer besser. Die drei Phasen des Entzuges wurden erdrückend immersiv erzählt. Die Beziehung des Ziehgeschwisterpaares berührte mich ein ums andere mal emotional. So muss eine Nebenstory in einem NEO geschrieben werden. Toller Einstieg von Jaqueline im NEOversum. Die dramatischen Folgen der Oxypaminsucht wurden erschreckend deutlich in drei Phasen gegliedert und man merkte sehr schnell, dass der Autorin ihre Schreibarbeit Spaß gemacht hatte. Von Horroratmosphäre möchte ich noch nicht unbedingt sprechen, aber in diese Richtung ging die Reise schon. Ich war gespannt auf Hälfte Zwo.
Eine kleine Ernüchterung folgte in Kapitel Acht. Wieder mal ein Notruf. Ernsthaft?! NeuNEOristin Jaqueline Mayerhofer mag dieser erzählerische Wendepunkt aufgrund mangelnder Serienkenntnis zugesagt haben, aber einem langjährigen Fan hängen Notrufe, Notbojen, Hilfegesuche und ähnlich kreativloses, mittlerweile — gelinde gesagt — zum Hals raus. Daher rollte ich innerlich die Augen, als beklagtes Signal von der IMPERIAL ODYSSEY eintrudelte. Kapitelüberschrift „Geisterschiff“. Hatten wir genau so bereits in dieser Staffel, als Buchtitel und Kapitelüberschrift gleichermaßen. Auch die düstere Horrorspannung an Bord, verursacht von gewalttätigen Exzessen, sollte Aveline Celestaris schwer bekannt vorgekommen sein. War sie es doch, die bei ihrem höchst eigenen Imprint namens Eidolon, ihre Kolleginnen in Nähe einer riesigen Singularität verloren hatte. Gerade die Umbrakinetin hätte somit von Erinnerungen überschwemmt werden müssen — doch genau das geschah nicht. Ein leichter Dämpfer für einen bisher sehr guten Debütroman. Dafür brachte die Actioneinlage mit einem mutierten Azaraq und die Offenbarung, dass Versuche der Aras bei der Entwicklung eines Antiserums gescheitert waren, ordentlich Pfiff in die Geschichte.
Was mir auf Meta-Ebene außerordentlich gut gefiel, war die Kapitelaufteilung und eine nicht von mir nachgezählte Vermutung. In vierzehn Kapiteln las sich das Abenteuer etwas umfangreicher als andere NEOs, was natürlich auch nur ein falscher Eindruck sein könnte. Dennoch gab es offensichtlich weniger bedruckte Halbseiten, als in anderen Taschenbüchern der Serie. Neben diesen ganz netten Halbtrivialitäten hatte der Roman zum großen Finale keine ganz großen Überraschungen mehr im Gepäck. Galen Drex verhielt sich beim Telefonat mit seiner Ziehschwester zwar äußerst naiv, aber seine Gefühle ihr gegenüber lenkten ihn auch nachvollziehbar ab. Zum großen Showdown auf dem Landefeld wurde Scarlet Nolan als Geisel genommen, was mich nicht überraschen konnte. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass die Matriarchin höchstselbst zur großen Übergabe erscheinen würde. Diese beiden Tatsachen schmälerten meinen Lesegenuss aber nur marginal, da ich dennoch ganz fest die Daumen drückte, dass es zu einem Happy End kommen könnte. Dass dabei beide starben, kam indes völlig unerwartet und auch das Geständnis der Sippenchefin schockte mich ordentlich. Jaqueline Mayerhofer gelang es, mich das Taschenheft bis zum Ende nicht mehr zur Seite legen zu lassen. Trotz der größtenteils vorhersehbaren Entwicklungen wickelte sie mich erfolgreich um den großen Buchzeiger.
Welche essentiellen Informationen bleiben nach dem Lesen im Gedächtnis? Oxypamin macht hochgradig süchtig und äußert sich in drei Phasen, die unweigerlich zum Tod führen. Der Schwarzmarkt blüht nicht nur auf Terra, sondern auch bei den Verbündeten der Menschheit. Die Krise könnte zum Aussterben der humanoiden Spezies führen, wenn kein wirksames Gegenmittel gefunden wird. Bisherige Versuche der Ara-Mediziner waren bislang erfolglos und schufen Horrormutationen, statt Honorationen. Die Mehandor-Sippe Mavras zeichnete sich für die Diskreditierung von Perry und Entourage verantwortlich. Das war für mir ein verblüfftes und lautes Uff wert. Der Handlungsabschnitt rund um das Nyrr’Vahl wirkte auf mich ein wenig aufgesetzt und passte nicht mehr wirklich in die Handlung. Aber zum großen Finale von Rüdiger Schäfer mussten dann doch noch ein paar Weichen gestellt werden. Wenn auch zu spät, wie ich finde. Der Cliffhanger am Ende allerdings ist echt mies liebe Autorin 😉 🙂
Zitat des Romans
Es wäre schön, wenn wir mal irgendwo mit offenen Armen empfangen (werden) würden
Gucky spricht wohl für die gesamte Besatzung
Fazit und Wertung
Jaqueline Mayerhofer spielte in ihrem NEOversums-Debüt ihre bereits aus der Miniserie bekannten Stärken voll aus. Die Agentenstory rund um Galen Drex und dessen Ziehschwester, die optisch verblüffende Ähnlichkeit mit der Autorin selbst besitzt, las sich superflüssig und flächendeckend spannend. Die dystopische Grundstimmung im Sol-System wurde intensiv, glaubwürdig und besorgniserregend vermittelt, was die Gefährlichkeit der Droge hervorragend an die Leserschaft vermittelt. Innerhalb der Rhodan-Erzählebene verblasste die erzählerische Kreativität ein wenig. Auch deshalb, weil sich bereits staffelintern erzählte Storyabschnitte wiederholten, wie die Erkundung eines Geisterschiffes. Aveline Celestaris hatte einst den puren Horror auf solch einem Konstrukt erlebt und ging dennoch selbstbewusst und relativ unbeeindruckt ihren Weg, obwohl sie von negativen Erinnerungen überflutet hätte werden müssen. Im späteren Romanverlauf verhielt sie sich aber wieder, wie von der NEO-Autorenschaft zuvor übereinstimmend geschildert wurde. Dafür punktete der Actionpart gleich mehrfach, auch aufgrund seiner brutalen Intensität. Die Agentengeschichte lieferte letztendlich ihren leider zu erwartenden und wenig überraschenden Showdown, unter Teilnahme der Mehandormatriarchin Zeysha Mavras und ihrer Geisel Scarlet Nolan. Auch wenn das Grundgerüst der Protagonisten und Antagonisten zu offenkundig angekündigt wurde, rundete das große Finale mit der Mavras-Offenbarung ein gelungenes Abenteuer für mich mit einem großen Uff ab. Das Nyrr’Vahl hätte ein paar Seiten früher schon in die Handlung gehört und wirkte auf mich wie ein Fremdkörper, der noch unbedingt ins Spiel gebracht werden musste. Schade, aber nicht wirklich entscheidend. Auch dank eines miesen, aber verblüffenden Cliffhangers. Der locker leichte Planetenroman erhält von mir daher hochverdiente vier von fünf Spionagerobotern, die eine gut gestartete Debütantin zur weiteren Beobachtung der Chefetage ins Hauptquartier nach Rastatt aussenden kann.