Handlung

Rückblende Mai 2036, neun Monate vor der Haupthandlung: Atlan wird vom Roboter Rico außerplanmäßig aus seinem Tiefschlag geweckt. Die Menschheit hat ein Raumfahrtprogramm aufgestellt und ein gewisser Major Rhodan soll demnächst zu einer Mission auf den Mond starten. Bisher sind alle Startversuche gescheitert, weil die Raketen beim Start explodiert sind. Perry Rhodan schwebt in Lebensgefahr, da eine feindliche Agentin auf ihn angesetzt wurde und ein noch unbekannter Saboteur den Start der NOVA-Rakete vereiteln soll. In einer Bar verhindert Atlan ein Attentat auf Perry und beim anschließenden Kampf zwischen dem Arkoniden und der Attentäterin, greift Rico entscheidend ein. Die feindliche Agentin wird lebensgefährlich verletzt und in einem Motel von Rico erfolgreich operiert.

Um die Chance auf eine Rückkehr in seine Heimat zu wahren, schleust sich Atlan als NASA-Techniker in die Organistation ein. Mit manipulierten Daten von Rico erschleicht sich Atlan das Vertrauen seines Vorgesetzten Tombe Gmuna und dieser eröffnet ihm, dass er hinter den misslungenen Raketenstarts ebenfalls Sabotage vemutet. Flight Director Pounder genehmigt die Nachforschungsaktionen des Duos, das aber keine Auffälligkeiten finden kann. Dennoch vergeht die nächste NOVA-Rakete, die Vorräte auf die ISS befördern sollte, erneut in einem Feuerball. Gegenüber Rico bestätigt die chinesische Auftragskillerin die Anwesenheit eines chinesischen Spions innerhalb der NASA-Organisation. Da im Kosmodrom Jiuquan ein westlicher Agent agieren würde, hat der Chinesische Block selbst Gegenmaßnahmen getroffen. Den folgenden, und für einen Menschen tödlichen Angriff, hätte Rico kontern können. Die Agentin wäre angeblich an ihrer aufbrechenden Operationswunde gestorben. Rico reist, nach Beendigung seines unglaubwürdigen Berichts, in den Chinesischen Block, um die Vorwürfe zu prüfen. Als Atlan später von Rico ein Fotodokument zugespielt bekommt, auf dem ein auf dem Mond gestrandetes Raumschiff zu erkennen ist, begibt er sich sofort zu Lesly Pounder. Dieser bestätigt ihm die Gerüchte um den Funkabbruch zur Armstrong Base und gibt geheime Befehle an Perry Rhodan weiter, die deren Mission auf dem Mond betreffen. Atlans Verdacht bestätigt sich, denn sein Vorgesetzter Gmuna erweist sich als der Saboteur. Atlan kann ihn in seinem Büro in letzter Sekunde stoppen, bevor die Stardust-Mission ebenfalls in Flammen aufzugehen droht. Rico greift ein, erschießt Gmuna und schickt Atlan, mit einem grünen Strahl aus seinem Finger, ins Land der Träume.

Gegenwartshandlung: Auf der Medostation der VEAST’ARK übergibt Crest dem Naat Sayoaard seinen Zellaktivator. Der im Sterben liegende Naat wird von Dr. Haggard, Dr. Manoli und dem Ara-Mediker Fulkar untersucht, weil das Gerät scheinbar keine Wirkung zeigt. Novaal entscheidet sich, Crest zu vertrauen und duldet das goldene Ei um den Hals seines Sohnes. Vulkar analysiert Gehirnflüssigkeit von Sayoaard, der an hämorrhagischem Fieber erkrankt ist. Novaal vermutet, dass ihm Sergh da Teffron ein personalisiertes Gift injiziert hatte. Novaal sieht mittlerweile keine Hoffnung mehr für seinen Sohn und entscheidet, dass das Ärzteteam seine Bemühungen einstellen soll. Um das Leiden seines Sohnes zu beenden, bittet Novaal um eine Leka-Disk, um Sayoaard nach naatschem Ritus auf der Erde beerdigen zu können. Sid Gonzalez teleportiert mit Sue Mirafiore in die Wüste Gobi, wo Novaal bereits das Grab für seinen Sohn ausgehoben hat. Die beiden können Novaal dazu überreden, mit ins Lakeside-Institut zu teleportieren, wo ein mentaler Block mit anderen Mutanten dem Todkranken helfen soll. Die Aktion misslingt und Sayoaard stirbt, woraufhin Novaal ausrastet und nur mit Mühe besänftigt werden kann. Sue hatte etwas in Sayoaard gesehen, was sie nicht in Worte fassen kann. Crest erhält seinen Zellaktivator zurück.

Die VEAST’ARK trifft im Sonnensystem ein und Perry erblickt eine riesige Raumstation über dem blauen Planeten. Homer G. Adams funkt das Schiff an und während folgenden Besprechung unterrichtet er Perry und die neugewonnen Freunde über die Entstehung des Weltraumaufzugs. Die Venuszuflucht soll der Menschheit gemäß Atlans Programmierung unterstützend zur Seite stehen, worüber Atlan allerdings jegliche Kenntnis verweigert. Daraufhin lässt Perry vorsichtshalber Alarmbereitschaft herstellen und begibt sich mit Atlan zur Erkundung in die ehemalige Venusbasis. Atlan gelingt es erst mit einem Überrangbefehl, in die ehemalige Venuszuflucht einzudringen. Beim Betreten der Notfallzentrale treffen sie auf Kosol ter Niidar als Holoprojektion. Der Baumeisters der Kolonie Atlantis gibt sich als Urheber der Umprogrammierungen zu erkennen. Sein Bewusstsein ist in einem Tarkancharkristall gespeichert und hat 10.000 Jahre überdauert. Im Auftrag seiner geheimnisvollen Auftraggeber schickt Kosol seinen ehemaligen Kommandanten ins Land der Träume, mit einem grünen Betäubungsstrahl aus seinen Fingern. Danach überreicht er Perry Rhodan das Geschenk der Erkenntnis, bevor sich die Projektion auflöst. Als Atlan erwacht, hat er die Flashbacks vergessen und keine Ahnung davon, dass Rhodan die ganze Zeit zugehört hatte. Perry entscheidet sich, Ricos Geheimnisse zu wahren und lässt Atlan im Unglauben.

Crest warnt Perry Rhodan davor, dass im Epetron-Archiv auf Arkon die Positionsdaten der Erde hinterlegt sind. Sergh da Teffron darf diese nicht in die Hände bekommen. Durch die letzten Ereignisse und den Konflikt mit den Terranern, ist die Menschheit in den Fokus der Arkoniden geraten. Ein Angriff würde das Ende der Erde bedeuten.

Meinung

Zum Staffelauftakt bekommen die Augen hier ein ganz besonderes Schmankerl. Die Stardust thront im Kleinformat im Vordergrund und Atlans erhabenes Konterfei ragt im Hintergrund in Überlebensgröße heraus. Mit dem Blick zu den Sternen gerichtet. Ein Titelbild mit Charakter und Aussagekraft. Für mich eines der besten NEO-Cover überhaupt. Wenn da nur nicht dieser überdimensioniert große „Neue Staffel“-Aufdruck mitten auf Atlans Schultern prangen würde, der dieses epische Kunstwerk verschandelt.

Apropos neu: Wir gehen mittlerweile in die fünfte Staffel NEO und es sind exakt 236 Tage bis zur aktuellen Handlung vergangen, seit Perry Rhodan und seine Mitstreiter auf die abgestürzte AETRON gestoßen sind. Knapp anderthalb Jahre sind also bereits in der Realität ins Land gezogen und nur in etwa die Hälfte der Zeit im NEOversum. Schon verrückt, wie „neu“ die Menschheit noch immer auf dem intergalaktischen Parkett ist. Dass es dazu fast nicht gekommen wäre, greift dieser Roman auf. Perry hatte vor seinem geschichtsträchtigen Flug zum Mond bereits mit Atlan (in Maske) Bekanntschaft gemacht, ohne das auch nur geahnt zu haben. Mit dem Geschenk der Erkenntnis erlangt Perry dieses Wissen und klärt Atlan nicht darüber auf. Der Arkonide hat ihm also bereits im Vorfeld das Leben gerettet. Eine unfassbare Offenbarung! Und so ging es im Seitentakt weiter. Der Auftakt zur neuen Staffel hätte nicht spannender beginnen können. Die Rückblende zu Atlans erstem Aufeinandertreffen mit Perry Rhodan verschlug mir komplett die Sprache. Wie in wenigen Augenblicken doch alles sofort hätte enden können und diese Zeilen hier nie geschrieben worden wären. Aber da war doch noch mehr? Und ob. Rico war also der Drahtzieher im Hintergrund, der wahre Chef im Ring. Ein geschickter Puppenspieler, der Atlans Aktionen punktgenau zu lenken wusste. Wahnsinn! Ein Pageturner vom allerfeinsten.

Christian Montillon zeigt in diesem Werk sein komplettes Portfolio an schriftstellerischer Qualität. Der heutige Expokrat der Erstauflage schreibt einen der besten Staffelauftakte, den NEO bis in die Gegenwart bieten kann (Stand Ende 2022). Um mal ein Beispiel zu nennen, was für die unglaublich humor-und phantasievolle Ausarbeitung dieses Werkes spricht: Atlan isst Kirschkuchen vor Schichtbeginn in der Betriebskantine, baggert die Bedienung an und erhält einen Korb, während sein Vorgesetzter mit ihm über Spiderman sinniert, den Atlan dummerweise aber nicht kennt. Weil er die letzten paarundsiebzig Jahre verschlafen hat und das Comicheft von 1962 zwar in seinem photografischen Gedächtnis verankert ist, aber er vom unerwarteten Erfolg der Franchise komplett überrascht ist. Das war jetzt lediglich ein kleiner Auszug. Ein kleines Kapitel von vielen, das mir riesigen Lesespaß bereitete.

Die verschiedenen Zeit- und Handlungssprünge hat Christian Montillon sehr geschickt miteinander verwoben, so dass zu keiner Zeit Verständnisprobleme aufgetreten sind. Wobei ich ehrlich zugeben muss, dass mich der Vergangenheitspart mit Abstand am meisten begeistern konnte. Was nicht heißt, dass die anderen Handlungszweige weniger punkten konnten. Das keinesfalls. Crest hat mit seiner großen Geste gewaltig Respekt bei mir gewonnen (mehr dazu unter dem Zitat des Romans). Atlan und Perry erleben ihr erstes brenzliges Abenteuer, bei dem die beiden sich gleich aufeinander verlassen können und gegenseitig Respekt bekunden. Wenn auch nur gedanklich. Und der Autor liefert uns auch noch ein äußerst pikantes Detail: Atlan, der alte Beuteterraner, hatte am 14. Juni 2036 das erste Mal Sex in einem Automobil. Natürlich mit der Dorfschönheit Mandy. Ja ja, es war noch ein langer Weg bis Mirona…

Zur Rolle von Tombe Gmuna muss ich ein bischen meckern. Atlan konnte ihn, trotz tatkräftiger Unterstützung von Rico und seinen vielen technischen Möglichkeiten, erst in allerletzter Sekunde dingfest machen. Zweckmäßig, dass der Bösewicht bis zum Ende im geheimen operieren kann und sich das Schicksal der Stardust über eine nicht gedrückte Enter-Taste entscheidet. Zumindest hatte ich vorrangig Rico als Falschspieler im Verdacht und ein klein wenig auch die Bedienung Mandy, aber Gmuna war ein wenig außen vor in meinen Gedanken. Wieder mal ist übrigens ein Teleporter die ultimative Lösung des Problems, das ist ziemlich eintönig mittlerweile. Nett ausgedrückt. Nun, wäre der Rest des Romans nicht so ausgesprochen kurzweilig geworden, hätte ich hier echt fast noch einen Stimmungsdämpfer bekommen. Aber nur fast.

Erst nach der allerletzten Zeile gönnte ich mir ein entspanntes aufatmen. Das war ein fast rundum phantastischer Ausflug durch Vergangenheit und Gegenwart. Im Endeffekt bekamen wir mit dem vorliegenden Band 37 eigentlich Band 0 der Heftreihe präsentiert. Eine phantastische Vorgeschichte, die Atlans zentrale Rolle im NEOversum unterstreicht und den Leser:innen eine völlig neue Sichtweise auf die ursprüngliche Stardustmission bietet. Gleichzeitig bin ich auch erleichtert, dass Crest Gollum nicht komplett kopiert. Sondern zu geben bereit ist, auch wenn er seinen Zellaktivator wie seinen Augapfel hütet und immer in seiner Nähe sein möchte. Die Tolkienfigur hätte sich da sicherlich weniger kulant gezeigt.

Zitat des Romans

Ich bin in mancherlei Dingen der Erste!

crest im gespräch mit novaal, als er sayoaard seinen zellaktivator überlässt, um den missgestalteten naat zu retten

Wunderbar trockener Kommentar von Crest, als er selbstlos seinen Zellaktivator an einen ehemaligen Befehlsempfänger der Arkoniden abgibt, um dessen Leben zu retten. Sein Vater Novaal hatte kurze Zeit zuvor den ersten Schritt gewagt, den Topsidern die Hand zu reichen. Und damit ebenfalls einen diplomatischen Durchbruch erzielt, trotz der widrigen Umstände. Wären doch nur alle Konflikte so einfach zu lösen, wie im nahezu hoffnungslosen Fall Sayoaard. In diesen Zeiten tut es wahnsinnig gut, ein Heft zu lesen, das auf die Emotionstube drückt und zeigt, dass Hoffnung ein essentielles, interstellares Bedürfnis ist. Auch wenn ein Happy End ausbleibt, beeindruckt allein schon die Geste und schafft Respekt. Danke Crest!

Fazit und Wertung

Ein wahrhaft phänomenaler Staffelauftakt, der vor Dialogwitz und liebevollen Details nur so strotzt! Die Rückblende auf die Vorgeschichte der Stardust-Mission hat mir komplett die Sprache verschlagen. Atlan war also der allererste Außerirdische, den Perry jemals zu Gesicht bekommen hat. Und Rico sein eigentlicher Herr. Mir schlackerten bei den ganzen Enthüllungen die Ohren, was für eine epische Story! Der Roman punktet mit einer unglaublich tiefen Atmosphäre und zahllosen tiefgründigen und stellenweise enorm humorvollen Dialogen und Szenen. Purer Lesespaß, der quasi noch als Schmankerl einen mitreißenden Agententhriller mit im Gepäck führt. Die verfügbaren Seiten wurden perfekt genutzt, um richtig Lust auf die neue Staffel zu machen. Auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt. Ein paar kleinere Störfaktoren hab ich im Meinungsteil aufgeführt. Die Teleporternummer hat mir aber fast noch die Laune verhagelt, weil diese plottwisterische Gottesgabe mittlerweile gewaltig nervt. Aber sei’s drum. Mein Daumen reckt sich steil in die Lüfte über Nevada Fields.

Classic Review: Perry Rhodan NEO 37 – Die Stardust-Verschwörung
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