Handlung
Mit einer List gelingt es der SOL, ihre Cenotenverfolger abzuschütteln. Die Besatzung wird direkt mit der nächsten territorialen (Über-)Macht konfrontiert: Die Ce’drell alias Perlians, deren Toten ihnen bereits im Karzer aufgefallen sind, kommen zur Inspektion an Bord der SOL. Perry Rhodan schließt aus den Leichenfunden auf dem Posbi-Planeten, dass die Perlians ein Feind der Halbroboter sind und veranlasst entsprechend, dass alle verräterische Spuren an Bord beseitigt werden. Breckcrown Hayes und der Bordbesatzung gelingt es, die perlmuttartig glänzenden Meeresbewohner von ihren guten Absichten zu überzeugen und die SOL wird im Gegenzug ins Concorr-System eingeladen, wo die Heimatwelt der Ce’drell liegt und die von riesigen Satelliten umkreist wird. Perry erfährt dank John Marshalls Paragabe auf der ZUN’AK, dem Flaggschiff der Perlians, dass diese den Chronopulswall damit erforschen und den Stettaks genannten Posbis grundsätzlich aggressiv begegnen. Die Terraner bekunden diplomatisches Interesse und finden in der Delegation der Ce’drell Befürwortung, die vor den Wasserrat gebracht wird. Marshall und Perry kommen nach Rücksprache mit Chefwissenschaftler Waringer zum Schluß, den Gastgebern nur bis maximal zum nächsten Wassertümpel zu trauen. Neben dem Elder Statesman Rhodan bereiten sich Ras Tschubai, Gucky und John Marshall auf eine Erkundungsmission nach Se’Main vor. Die Welt besteht aus einem Labyrinth aus künstlich angelegten Wasseradern, die als Fortbewegungsmittel für die Einheimischen dienen. Ein abgeschirmter Weltraumhafen, der als riesige Dekontaminationsanlage genutzt wird, ist das Ziel der Terraner. In einem als Müllcontainer getarnten Transportmittel reist die Gruppe zur Militärbasis auf Se’main.
Auf Se’main bewegt sich der Einsatztrupp durch die weitverzweigten Röhrensysteme vorwärts. Sowohl die Stimmung der Mutanten wird immer gereizter, als auch die Anzugstechnik deutlich anfälliger. Als die Spiegelfelder versagen, ertönt der Stationsalarm und die Perlians wenden sich erbost an die SOL. Thora erkauft im Gespräch mit Systemkommandantin Menam Zun Zeit für den Einsatztrupp und schleust den leichten Kreuzer PERLENTAUCHER zur Hilfe aus, mit ihr selbst, dem Oxtorner Hawk und seinem Okrill Watson an Bord. Tik und Hür sind zwei halbwüchsige Ce’drell-Taga, die noch vor der Karth stehen, ihrem Übertritt in die Volljährigkeit. Ihnen wird der Eintritt in einen berühmten Club, dem Ce Riff, verwehrt. Ein zwielichtiger Fenak bietet ihnen freien Eintritt zu einem anderen Club an und will die beiden letztlich mit Gewalt in einen Wassertank zwingen. Ürs Haustier Welzis kann den Betrüger ablenken und ihre wilde Flucht vor einem Hochoffizier gelingt, als Ür mit Gucky zusammenstößt. Die beiden Jugendlichen helfen den Terranern bei der Flucht aus ihrem Dilemma, da die Energieerzeuger mit ihrer Strahlung auf die körperliche Konstitution der SOLaner einwirken. Gucky kann sich mit ausreichend Abstand zu der Strahlenquelle rechtzeitig regenerieren und die Gruppe vor einer Übermacht Hochoffizieren wegteleportieren. Von den Kindern erfahren sie schließlich, dass die neun Satelliten im Orbit gegen den Chronopuls-Wall eingesetzt werden sollen, damit die Ernte wieder eingefahren werden kann. Die Invervallgeschützkasematten sollen den Wall sprengen. Gucky kann die beiden Helfer in Sicherheit bringen, da ihnen der Hochgeneral erneut auf die Spur gekommen ist. Thora trifft mit einer präparierten Space-Disk ein und holt ihren Mann und den Rest der Einsatzteilnehmer an Bord. Die getarnte Flucht in die Chromosphäre der Sonne Concorr gelingt und die PERLENTAUCHER nimmt die Space-Disk auf. Auf ihrem Rückweg zur SOL ziehen sich die Verfolger plötzlich zurück. Die Concorr-Satelliten erzeugen einen gigantischen Hyperstrudel, der den Libraschirm der SOL zerstört und die Außenhülle des Generationenraumers aufreißt. Die SOL verschwindet spurlos und die Ce’drell geben eine Fahndungsmeldung nach der PERLENTAUCHER heraus. In Ras Tschubais Kabine erscheint unvermittelt Peregrin…
Meinung
Die Titelbilder der laufenden Staffel sind durch die Wasserbank weg ein Traum! Diesmal sogar ein sehr feuchter. Denn die Perlians erhalten ein beeindruckendes, schockierendes, abstoßendes weil andersartiges und hundert Prozent authentisches Gesicht. Aus dem man falsche Schlüsse ziehen könnte, denn ein Erdbewohner mag möglicherweise aus dem abschreckenden Konterfei auf einen zwielichtigen Charakter schließen. Verallgemeinerungen wären aber unangebracht, wie der Roman schließlich beweist. Mein Nacken wird schon ganz steif, aufgrund der vielen Verbeugungen vor dem Titelbildkünstler. Das ist ganz großes Kino!
Ruben Wickenhäuser legt los wie die Feuerwehr. Dazu passen farblich auch die Schutzschirme der Ce’drell-Schiffe. „Buddha“ Deccon agiert mit spitzer Zunge, aber nur verbal und mit Anstand! Sehr vorbildlich! Eigentlich eine Grundvoraussetzung für solche Ämter. Eigentlich… Aber bevor ich noch ne dicke Lippe riskiere, weiter im Text. Für den Klangschalenspruch gibts von mir nicht nur das „Zitat des Romans“, sondern auch noch fünf von fünf wohlklingenden, glänzenden Klangschalen als Zugabe. Der Humorgehalt war meines Erachtens durchgängig auf sehr angenehmem Level, gut dosiert und nicht zu flapsig. Rasanter und sehr gelungener Romaneinstieg! Mit einer neuen NEO-Zivilisation, die freudige Erinnerungen an die Oproner weckt und das Omnitische Compariat gedanklich wieder einmal aufleben lässt.
Kautra-Niuk Haf… Ich bin ja gespannt, ob irgendwann noch mal ein rezensionistenfreundliches Völkchen bei NEO eingeführt wird. Ohne dass man beim schreiben ständig zurückblättern muss, um die Namen und Rangbezeichnungen bloß richtig zu tippen. Die jüngere Vergangenheit hatte nicht nur Yaanztroner zu bieten, die so manchen Zungen-und Fingerbrecher geliefert hatten. Auch die Loower sind alles andere als schreibfreundliche Wesen. So mancher Essoya kann da auch gut mithalten und von den Blues brauche ich gar nicht erst anfangen. Schicksalsergeben lauschte ich in Folge den äußerst interessanten Eindrücken aus der Egoperspektive des vorhin genannten Perlians, aaah ja richtig….Kautra-Niuk Haf. Ein wenig hoch scrollen hilft. Auf jeden Fall hat mir die sehr menschliche Sichtweise der Meereswesen direkt positive Sympathien abgerungen. Ich fand das eine richtig gute Idee von Ruben Wickenhäuser, dass er mitten im Kapitel einfach die Perspektiven getauscht hat, um den Leser:innen somit das Volk gleich mal näher vorzustellen. Und eine Kleinigkeit, die mir zeigt, wie grandios der Autor seinen Roman durchdacht hat, liegt im Geschlecht von Systemkommandantin Menam Zun vor. Thora reagiert nämlich an Bord der SOL äußerst überrascht darüber, dass Zun weiblich ist und Perry nimmt diese Ursprungsannahme mit auf seine Mission und spricht weiterhin von einem vermeintlich männlichen Vertreter der fremden Kultur. Finde ich top, dass diese Information nicht jedem Protagonisten plötzlich wie von Geisterhand zugeflogen ist. Das ist mir eine Erwähnung wert, solche feinen Details werden in Romanen gerne mal übersehen. Ür, Tik, Chronopuls. Sehr lustig fand ich auch dieses Spiel mit den Zeitbegriffen. Und mal so halbernst eine Frage an euch da draußen: Wer hat beim in Gel eingewickelten Ür nicht auch an ein Ür-Ei gedacht? Zu köstlich!
Der Weltenbau ist für mich der große Gewinner der Wasserspiele. Unfassbarlich, was hier an geistigen Geschützen aufgefahren wurde. Komprimiert auf hundertsechzig Seiten war ich dauerfasziniert von den vielen kreativen Einfällen, die dem Autor durch den Kopf geschossen sind. Die Bartelfische im Gesicht der Meereswesen, die als Haustiere gehalten werden. Die Feuko als Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen, die Ürs Kumpel in typischer Querdenkermanier verweigert. Die mannigfaltigen Fortbewegungs- und Wassernutzungsmethoden innerhalb der Stadt, die immens kreative Möglichkeiten bieten. Und vieles mehr, aber ich werfe die Beispiele von eben mal stellvertretend für die grenzenlose Phantasie von Ruben Wickenhäuser ins Wasserlabyrinth. Inklusive der ausgeklügelten Jugendsprache, die ein Sonderlob verdient und mir mehr als ein lächeln entlocken konnte. Das Abenteuer der beiden Halbwüchsigen hat mich prächtig unterhalten und steht der Hauptmission von Perry und seinem Mutantenkorps in nichts nach. Die Spannung knistert sich durch die gesamte Handlung. Mit den ständigen kleinen Fragezeichen über dem Wasserkopf, was denn nun die Absichten und körperlichen Fähigkeiten der Perlians betrifft, hat der Autor einen konstant hohen Spannungsbogen kreiert. Zum letzten Romanviertel hin gibt es dann peu a peu Antworten. Anstatt wohltuende Abkühlung für den Leserschädel zu gönnen, ging es zu guter letzt schonungslos flüssig in ein actiongeladenes Finale der Spitzenklasse über. Respekt Ruben Wickenhäuser, das ist mir definitiv das Seepferdchen in Gold wert. Die Intervallkanonen sind, nebenbei bemerkt, eine sehr geile Konkurrenz zur terranischen Bewaffnung und ich bin gespannt, ob wir diese irgendwann an Bord der terranischen Flotte erleben werden.
Mit Kritik will ich auch nicht hinter dem Ce Riff halten, denn die Mission der Terraner auf Se’main – im übrigen ein sehr passender Name für eine Welt voller Kanäle – ließ für mich einige Fragen offen. Weshalb beispielsweise die geballte Teleportermacht, in persona Ras Tschubai und Gucky, nicht konsequenter eingesetzt wurde und das Missionsrisiko dadurch unnötig künstlich erhöht wurde, wollte sich mir nicht offenbaren. Die körperlichen Beeinträchtigungen von Gucky und Kollegen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar und damit auch keine Entschuldigung für die getroffenen Maßnahmen. Mit dem umschalten von Tarn- auf Spiegelfeld keuchte der Taktiker in mir entsetzt auf. Da die körperliche Konstitution der Perlians nur marginal von Waringer erfasst worden war, kann ich die Entscheidung von Perry nicht nachvollziehen. Vor allem hinsichtlich des roten Auges, über das man keinerlei Kenntnisse besaß. Somit ist ein Spiegelfeld die wohl größte Blauäugigkeit im vorliegenden Roman. Vermeidbare Risiken, die einer ungewohnt schlechten Missionsplanung geschuldet sind. Zu Perrys fast schon übervorsichtiger Vorgehensweise beim Erstkontakt mit Extraterrestriern, passt das gar nicht ins Bild. Dennoch, bei allen angefallenen Kritikpunkten, verwässern die negativen Ansätze im großen Ozean der guten Leselaune. Ruben Wickenhäuser liefert einen der besten NEOs der letzten Wochen ab und schiebt sich im internen Ranking auf meinen persönlichen Spitzenplatz. Sogar noch vor Lucy Guth, die einen ähnlich guten Roman abgeliefert hatte. Aktuell macht mir NEO richtig viel Spaß. Euch auch? Oder seht ihr das etwa ganz anders? Ich freue mich über eure Rückmeldungen, ob hier unter der Rezi oder in Social Media. Lasst mich gerne eure Meinung lesen, das erweitert auch meinen Horizont und ich komme bei Wunsch natürlich auch in unserem NEO-Podcast mit Bianca darauf zurück.
Zitat des Romans
Schicken Sie Blumen, von mir aus Klangschalenmusik, was weiß ich, aber machen Sie denen klar, dass wir in friedlicher Absicht gekommen sind!
chart deccon hegt meditative gedanken
Fazit und Wertung
Sehr angenehmer Humor trifft auf actionreiche Story und ein faszinierendes, neues Volk. Ruben Wickenhäuser versteht es meisterhaft und mit traumwandlerischer Leichtigkeit, den Leser:innen ein hochinteressantes Volk der Mon-Lainiga einzubinden. Überragender Weltenbau, zwei auf ihre Weise einzigartig toll geschriebenen Erzählstränge, die in einem hervorragenden Finale auf sehr phantasiereiche Weise zusammengeführt werden. Die Messlatte für die kommenden Romane liegt damit enorm hoch und mein feuchter Daumen zeigt den Weg nach oben, an die Oberfläche des großen Teichs.
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