Handlung
Oogh at Tarkan arbeitet einen Plan aus, wie die SOL und die NARGA PUUR aus der Dimensionsfalle gerettet werden könnten. Um dies bewerkstelligen zu können, muss die BASIS ins Ardustaar-System einfliegen, die Heimat der Kartanin. Nach der ersten Kontaktaufnahme einigen sich Perry Rhodan und die Ratsvorsitzende Shu-Han-H’ay, Mutter von Dao-Lin, auf eine Inspektion durch das Katzenvolk. Man beschließt zusammenzuarbeiten. Die SOL wurde durch den Zusammenstoß mit der NARGA PUUR schwer beschädigt und an Bord gibt es zahlreiche Verletzte und Tote. Donna Stetson überlebt dank der Prioritätseinordnung durch SENECA und ein dadurch generiertes, körpereigenes Schutzschild. Corun Han Buhrlo, der Weltraummensch, kann durch eine spezielle Fähigkeit ohne Raumanzug ins All. Dank seiner Hilfe kann die SOL ihr Multispektrum-Feldteleskop neu ausrichten. Den Emotionauten von der SOL und der BASIS gelingt es derweil, das heikle Rettungsmanöver vorab durchzuplanen. Watson und Douc Langur können durch einen Kraftfeldtunnel zur SOL überwechseln, den Icho Tolot mit der DOLAN und den Energien des Tesserakts herstellen konnte. So gelangt auch Oogh at Tarkan auf die NARGA PUUR. Das von SENECA hergestellte Itinerion und Langurs bauähnlicher Logikor stellen die Kommunikation zwischen SOL und BASIS her. Die Rettungsaktion scheint zu gelingen, doch dann versagen die Energien des Tesserakts…
… und die antriebsgeschwächte BASIS droht von den langsam materialisierenden Schiffen SOL und NARGA PUUR zerquetscht zu werden. Der Rat der Kartanin will den Menschen die Evakuierung der BASIS untersagen, woraufhin Thora an die Mutter Shu-Han H’ay appelliert und ihr von ihrer Tochter erzählt. Ein energischer Appell an die anderen Ratsmitglieder zeigt Wirkung, die Terraner dürfen ihre Beibootflotte ausschleusen. Das Unternehmen wird zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Auch weil die DOLAN von den Kartanin aus dem Schlamassel gezogen wird und das eigenmächtige vorpreschen von Shu-Han H’ays Berater keine Folgen hat. Die Kartanin behalten die NARGA PUUR in ihrer Obhut. Sam Breiskoll eröffnet seinem Sohn Bjo, wer seine Mutter ist. Durch den defekten Tesserakt ist Perry Rhodan gezwungen, einen anderen Heimweg in die Milchstraße ausfindig zu machen. Icho Tolot schlägt den Weg über die Catron-Kapillare vor. BASIS und SOL brechen nach Monol auf.
Meinung
Die Dimensionsfalle im Großformat. Ein Teil der SOL dominiert die obere Hälfte des Covers. Der Solaner Corun Han Buhrlo scheint im All gefangen zu sein und driftet im Vakuum davon. Weg von seiner Heimat, dem Mehrgenerationenraumer SOL. Im Hintergrund grassieren die im Roman beschriebenen Farbeneffekte der Dimensionstasche, dem Haupthandlungsort der dieswöchigen Geschichte. Ein Hingucker, künstlerisch überzeugt mich das Werk vollends. Ein herausragend gutes Titelbild, das sowohl meinen Geschmack, als auch den Romaninhalt hervorragend widerspiegelt.
„Dimensionsfalle“ ein nicht selten genutzter Begriff in der Science Fiction. Sowohl in der Fremdserie Ren Dhark als auch im Atlan-Zyklus des Perryversums schmückte der mystisch klingende Name sogar bereits das Buchcover. Das Volk der Kartanin indes gibt es perryexklusiv. Eine besondere Freude war es daher für mich, endlich mehr über die weiblich dominierte Spezies zu erfahren. Ausgerechnet Dao-Lin-H’ays Mutter hat gerade den Ratsvorsitz inne und reagiert sehr lässig auf die anfliegende BASIS und ihre schier unglaubliche Militärmacht. Hätten wir Menschen ähnlich reagiert? Selbst unter Perry Rhodan wären wohl erst mal alle Alarmglocken angegangen und es hätte die pure Panik vorgeherrscht! Die Katzen reagieren dagegen nahezu tiefenentspannt und analysieren die Lage in aller Ruhe. Bisher hatten wir nur mit einzelnen Vertretern der Spezies das Vergnügen, daher war eine Volkscharakterisierung nicht möglich. Lucy Guths Beschreibung zufolge handelt es sich um eher zahme Hauskätzchen, denn um krallenausfahrende Tiger. Dao-Lin-Hay stellt dann wohl eine Ausnahme dar, die als Schwester der Tiefe ordentlich hinlangen kann, um ihre Ziele zu erreichen. Wie es die kartanische Zivilisation gepackt hat, seit Katzengedenken im Haifischbecken der aggressiven Invasorenvölker zu überdauern, steht auf einem anderen Blatt.
Die Tatsache, dass einmal mehr direkt ein Masterplan aus der Schublade geholt wurde, trug dazu bei, dass mein Kopf anfangs zu sehr mit Randerscheinungen beschäftigt war. Oogh at Tarkan höchstselbst serviert die Lösung aller Probleme auf dem Silbertablett und sein teilamnesiertes Gedächtnis war zuvor natürlich auch noch in der Lage, eine technische Meisterleistung zu ersinnen. Und gleich in eine praxisfertige Handlungsanweisung umzusetzen. Beeindruckend! Anders als Donna Stetson bin ich zu einer gesunden Portion Sarkasmus fähig, wie vielleicht herauszulesen ist. Ich hatte dennoch meinen Spaß. Von Beginn an. Kurzweilig war es nämlich dennoch. Vom Start weg. Die Spannung und Anspannung über das bevorstehende Großereignis fühlte ich direkt ab Seite Eins mit allen Sinnen. Ganz klar auch dadurch bedingt, dass hier drei wahre Raumschiffmonster für Popkornkino sorgten. Die Befreiungsaktion im Allgemeinen war dermaßen spannend, dass mir der Mund offen stehen blieb. Das war ganz großes Schreibkino. Vor allem Thoras Appell imponierte mir und strafte meiner Ansicht Lügen, dass alle Kartanin kein Rückgrat hätten.
Auch mit Gefühlen verhält es sich bei Kartanen offenbar wieder allzu terranisch. Das Drama um Ooghs Frau hat mich jedenfalls berührt, das Schicksal des tapferen Kartanen erst recht. Lucy Guth führte im Schlussviertel alle Handlungsstränge wunderbar stimmig zusammen. Von schönen kleinen Geschichten, mitten aus dem Leben von Nebencharakteren, begleitet. Die zeitliche Verschiebung innerhalb der Erzählstränge empfand ich als tollen Kniff. Passt ja auch perfekt zu den chronalen Zeitdilatationen, denen der Einsteinraum unterworfen wurde. Ich könnte ja jetzt wieder etwas über Naturwissenschaften und so schreiben… lass ich aber mal stecken. Das Thema ließ der Autorin da wenig Spielraum. Dafür war der Roman an sich auch einfach zu spannend, als dass es Grund zu meckern gäbe. Natürlich wäre Lucy nicht Lucy, wenn die Geschichte nicht noch mit einem echten Uff-Moment geendet hätte. Wäre die Rettung der NARGA PURR als letzte Amtshandlung des neuen Volkshelden Oogh at Tarkan nicht schon genug, erfährt Bjo Breiskoll von seiner leiblichen Mutter. Wow, einfach nur wow!
Ach ja: Dieser Roman wurde zu großen Teilen neben und in einer Spessarthütte gelesen, bei schönstem Sonnenschein. Mit schöner Außenanlage und einem großen Grill, der allerdings nicht zum Zubereiten von Mausbibern oder Rinderviertelchen angeschürt wurde. Diesmal war auch weder ein Straßencafé noch ein schwedisches Möbelhaus in meiner Nähe. Danke für das tolle Easteregg, das unsere treuen Podcasthörer*innen und Rezensionsleser*innen bestimmt richtig einzuordnen wussten 😉 🙂
Radio Freies Ertrus NEO ist mittlerweile 22 Folgen jung. In denen Bianca und ich, immer mal wieder mit kräftiger Unterstützung aus Fandom und Autorenschaft, über unser geliebtes NEOversum und seine dreihundertzwanzigundeinpaarverquetschte Hefte/Romane/Bücher referieren durften. Auf dass noch viele folgen mögen. Hört doch mal rein und gebt auch gerne euren Senf dazu!
Zitat des Romans
Wenigstens hatte dieses Wesen ordentliches Fell!
kommentar bei der stippvisite der kartanischen abordnung
Fazit und Wertung
Probleme fix fürs schnelle zubereiten von Mausbiberbraten und hochkomplexen Aufgabenstellungen gefällig?! Spaß und Kopfkratzen wechselten sich zu Beginn noch in knapper Taktung ab. Dank der gewohnt angenehm anschaulichen Schreibweise von Lucy Guth folgten dann aber einige kurzweilige und humorvolle Stündchen. Ein phänomenal guter Thriller entwickelte sich ab dem zweiten Romanviertel und hielt mich atemlos in seiner Lesefalle gefangen. Rund um die Befreiungsaktion der Gigantraumer gab es neben einem Löwenanteil Sense of Wonder noch ein großes Häppchen Immersion als Zuschlag. Das Wasser im Napf war für mich schließlich der Weltraummensch Corun Han Buhrlo. Ein Mehrwegcharakter, der mir viel Freude bereitet hat. Auch aufgrund seiner aufsehenerregenden Begabung und der mysteriösen Einflüsterungen. Mal wieder Einflüsterungen, das kann kein Zufall mehr sein! Powehi steckt da mit drin, diese Spekulation logge ich ein. Schön fand ich zudem, dass die Nebencharakterin Tonie Despieux nachhaltig von Bedeutung war und nicht im Laufe der hunderteinundsechszig Seiten maasmäßig unterging. Oogh at Tarkans Schicksal setzte dem Roman die Krone auf. Getoppt nur noch von Sam Breiskolls Offenbarung an seinen Sohn. Zwei Uffs nochmal zum Finaleinlauf, das Heft platzte schier vor starken Momenten. Der Roman im Gesamten war eigentlich ein einziger Uff-Moment und ich hatte mich schon früh, bis hinter die Schnurrhaare, in die superspannende Geschichte verknallt. Mit kleinen Schönheitsfehlern, aber das macht es ja besonders menschlich. Nicht wahr?! Wenig überraschend fülle ich deshalb fünf von fünf K’amana-Tassen randvoll mit Milchkaffee. Lass sie dir schmecken, Lucy!