Handlung
Auf Anraten von NATHAN, der Mondintelligenz, wird Laumae in eine Einrichtung auf Luna gebracht. Dort nimmt das Unheil seinen Lauf, als der blauhaarige Junge unerwartet schnell aus seiner Betäubung erwacht. Primat dringt in Lia Tifflors Kopf ein und zwingt sie, ihn aus seinem Gefängnis zu befreien. Während Thora, Perry und Reg der Entstehung von MINSTRELS beiwohnen, trifft der Roboterpsychologe Galto Quohlfahrt in einem surrealen Märchenwald auf den rätselhaften JOEL. An anderer Stelle kämpfen sich derweil die drei terranischen Führungsspitzen durchs Unterholz, wo ihnen der Saft ausgeht und die erdrückende Flora ihr Leben bedroht. Primat zwingt Lia auf eine Gedankenreise, die ihr offenbart, dass ES als Teil Catrons vom sterbenden Planeten Monol in die Milchstraße geschossen wurde. Doch ES ist schwach und droht zu sterben, nachdem ihr Anker Lia dem mentalen Kollektiv zuvor das Leben gerettet hatte in M87. Als ES in seiner männlichen Manifestation als alter Mann zusammenbricht, übernimmt Nathalie die weiteren Erläuterungen. Lia erfährt, was Nathalies Dyadendasein ausmacht und wie ES, Monol und Primat miteinander zusammenhängen im großen kosmischen Ballett. ES benötigt die Hilfe der Terraner erneut. Allen voran Lia Tifflor.
Galto erfährt durch JOEL von der Entstehung NATHANS und der Plasmaspaltung in zwei Hälften, die den dunklen Zwilling hervor brachte. Dieser wurde 2044 im Kern der Anlage weggesperrt, nachdem die Posbis ihren Raumer absichtlich auf dem Mond abstürzen ließen, was bisher niemand erfahren hatte. Als er in einem Holo sieht, dass die terranische Gruppe um Perry von einer Pflanze gefressen zu werden droht, schreitet er ein. Nachdem Quohlfahrt das Trio über den dunklen Zwilling aufgeklärt hat, bricht er aufgrund der hohen Strahlendosis, die von Joel ausgeht, zusammen. Natalie überzeugt Lia, sich nicht mehr gegen den geistigen Einfluss von Primat zu wehren und ihn zu befreien, wobei ihm die Posbis ebenso helfen. Als Dank heilt Primat sie von ihrer Sucht und verschwindet aus ihren Gedanken. Perry spricht Joel auf die von NATHAN in Auftrag gegebene Waffensuche an und dieser führt sie zu sich selbst: JOEL. Der abgespaltene Plasmaanteil und Zwillingsbruder von NATHAN erweist sich als die gesuchte Waffe gegen Primat. Um den prächtigen Baum, zu dem sich JOEL verkörpert hat, nicht zur tödlichen Strahlungsquelle werden zu lassen, müssen Perry, Thora und Reg ihm mit ihrer Unsterblichenenergie aushelfen. Kurz vor der körperlichen Überausgabung erreichen sie NATHANS Herz. Die Anwesenheit von JOEL entzieht Laumae sämtliche Vitalenergie, lässt ihn vor Angst erstarren und rapide altern, bevor er in den Zeitbrunnen stürzt, der NATHANS Herz darstellt und plötzlich einfriert. Der Junge scheint Geschichte zu sein, als NATHAN plötzlich Alarm schlägt und den Mond abriegelt, weil Laumae erneut aufgetaucht ist.
Meinung
Knuffig. So ganz ohne Kontext betrachtet, passt das Titelbild auch gut in einen Minions-Film. Flora und Belichtung lassen auch auf nichts böses schließen. Und dann steht da halt ganz unten was von einem dunklen Zwilling. Vorbei die Idylle. Joel und die Märchenwaldkulisse wurden vom Künstler sehr gut getroffen. Ich bin ein Kind der Natur und ein leidenschaftlicher Wanderer. Muss ich mehr sagen?! Ein durchaus ansehnliches Cover. Ach, eins noch: Wer den Miniserienroman von Lucy Guth neben das NEO-Cover legt, wird überrascht feststellen, dass die Hintergrundfarben, wenn überhaupt, nur marginale Unterschiede aufweisen. Cooles kleines Detail, habe ich sehr gefeiert.
Thora wäscht Perry den Kopf. Ein sehr intensives Vieraugengespräch. Für mich ein Musterauftakt in den Roman. Was wäre Perry nur ohne Thora? Was wären wir Männer nur ohne unsere Frauen? Umgekehrt gilt das sicherlich auch. Freilich, diese innere Zwiesprache haben wir schon des öfteren miterlesen dürfen. Nicht zuletzt nach Leticrons Ableben gab es massig Konfliktpotential und ähnliche Diskussionen zwischen Reg und Perry. Zwischenmenschliche Probleme sind nun mal kein einmaliges Ereignis, sondern ein menschentypisches Dauerproblem. Daher war die Anspannung nahezu körperlich spürbar und die zum zerreißen gespannte Atmosphäre legte sich wie ein Versprechen über meine Gedanken. Beim Lesen kam mir die alles entscheidenden Frage: Wann rastet Reg komplett aus und gibt Perry, was dieser in seinen Augen verdient!?! Ich finde, der Autor hat hier eine packende Figurenkrise aufgezogen, die meine Lesespannung auf konstant hohem Niveau halten konnte.
Galto Quohlfahrt. Mal wieder so ein Name, wo man sich beim Tippen böse vertun kann. Der Roboterpsychologe trifft erstmals auf Titelbildfigur JOEL, der ihm die berühmte Frage der Posbis stellt, als die Menschheit erstmals Kontakt mit ihnen hatte: Bist du wahres Leben? In diesem Zusammenhang fiel mir erstmals auf, dass Rüdiger Schäfer an nahezu jedem Kapitelende mit taktisch klug gesetzten und oftmals richtig fiesen, kleinen Cliffhangern, arbeitete. Sowohl von der Rhodan-Fraktion, als auch von dem Einzelabenteuer des Posbis Galto konnte ich nicht genug bekommen. Lia Tifflors gesundheitliche Beeinträchtigungen reichen noch viel tiefer, als befürchtet. Die geistige Geißel von Primat konnte mir in diesem Roman jederzeit Mitleidsgefühle abringen. Festzuhalten bleibt daher für mich, dass es Rüdiger Schäfer als bisher einzigem Autor vollumfänglich gelungen ist, die Figur Lia ins richtige Licht zu rücken und sie nicht als Zicke oder Nervtöterin hinzustellen. Und Lia gebührte eine ganz spezielle Schlüsselposition in diesem Roman. Sie traf auf ES…
… und die gewünschte Initialzündung ließ mich spät nachts gar nicht mehr zum Schlafen kommen. So ein Mist. Da will man noch kurz das Kapitel… wer kennt es nicht?! Uff, druff, Ufftata. Lia Tifflors immense Bedeutung im großen kosmischen Spiel ließ mein Gedankenkarussell zum Hurrikan mutieren. Was zwei Buchstaben bewirken können, mag man manchmal nicht glauben. ES war also tatsächlich ein Gefangener Catrons, der mit Primat zurück in die Milchstraße geschossen wurde, als der Planet Monol zerfiel. Und die nur überleben konnte, weil die Wissenscherben einen Schutzschild um ES gebildet hatten. Wow. Hammer. Und dann kam wieder Nathalie. Bitte, bitte dachte ich, nicht wieder mit dem nächsten mystischen Nichtsgesage und wagen Andeutungen, die noch mehr Fragen aufwerfen als sowieso schon vorhanden sind. Ein stiller Wunsch, der mir instant erfüllt wurde. Denn die Dyade erklärte nicht nur ihre Namensherkunft -Rüdiger Schäfer lieferte das volle Paket- sondern klärte auch noch über die Verhältnisse zwischen ES, Monol, Scherbengefängnis und einfach gefühlt allem auf. Symaios als Vision von ES, dank der erhöhten Einnahme von Wissensscherben. Primat als Ergebnis des ES-Schocks, der darauf folgte, dass sie diesen Wissensüberschuss in sich aufgesaugt hatte. Perry als Bindeglied. Ufffffffffffffff. Setzen. Eins. Oder besser fünf. Sterne. WAHNSINN!!!!
Lange fragte ich mich, wann denn der Titelheld endlich zum Tragen kommen würde. Die gesuchte Waffe würde JOEL sein, das war für mich lange vorher klar. Überraschend war für mich eher, dass Joel keineswegs fälschlicherweise in Kleinschrift abgedruckt wurde. Das süße Bäumchen JOEL, als grüne Problemlösung gegen den uneinsichtigen Aggressor. Wenn das mal keine politische Botschaft zwischen den Zeilen ist 😉 Nee nee, das ist keine Spekulation. Passt einfach gerade in mein Gedankenschema. Im Schlussspurt gab es ein paar weitere Offenbarungen: JOEL als dunklen Zwilling von NATHAN, der Laumae in den Zeitbrunnen stürzen lässt. Die geheimnisvolle rote Blüte, die sich auf Perrys Loower-Bissstelle niederlässt und verpufft. Was mit Sicherheit noch von Bedeutung sein wird und überhaupt und sowieso. Dass der Absturz auf dem Mond und die Entstehung vom NATHAN letztlich ein Experiment gewesen war, lässt die Posbis aus dem Stand quasi zu den Staatsfeinden Nummer 1 werden. Meine Güte, das war für einen Roman schon fast wieder zu viel. Aber bitte nicht falsch verstehen: Die Fangemeinde hat gefordert. Die Fangemeinde hat bekommen. Die Staffel hat endlich begonnen.
Zitat des Romans
Sie ertränken jegliche Logik in einem Ozean aus Gefühlen und machen jeden Mann früher oder später wahnsinnig. Und doch waren sie die anbetungswürdigsten Geschöpfe des Universums!
Die rolle der frau in bulls augen
Fazit und Wertung
Nach dem Actionfeuerwerk der Vorwoche schlug Rüdiger Schäfer überwiegend ruhigere Töne an und stellte die angespannte Beziehung von Perry Rhodan und Reginald Bull in den erzählerischen Vordergrund. Der sich stetig steigernde Unmut von Reg, Thoras Rolle als Ruhepol im Haifischbecken und Perrys Part als wandelnde Provokation im Dialoggeschehen, bescherten mir mehrfach Prime-Time-Momente. Was auch auf die sehr intimen Passagen zwischen den Legacy-Zwillingen und ihrem leidenden Vater zutraf, die das beeindruckend intensive Figurenspiel gelungen abrundeten. Die eigentliche Geschichte geriet bis etwa zur Romanhalbzeit in meinen persönlichen Lesehintergrund. Aber nur bis ES auftauchte, den Staffelstab an Nathalie überreichte, und es gewaltig im Oberstübchen Uff-te. Uff hoch X. Der Rest muss im Podcast mit Bianca und Gast besprochen werden, das würde sonst den Rahmen hier völlig sprengen. Im Meinungsteil wurde genug geschrieben und es sollte nicht schwer sein, meine Wertung daraufhin abzuleiten. Fünf von fünf kosmische ES-Uff-Momente vergebe ich feierlich an die Expokratur. Das war wieder einer dieser Momente, die meiner Meinung nach nur Rüdiger Schäfer liefern kann. Danke! Let the Staffel -nu aber richtig- begin.
Wie immer vielen Dank für die Wahnsinns-Review. Ich sitze ja bereits am Auftaktroman der nächsten Staffel, die ich mit NEO 340 beginnen darf. Da wirkt so ein nachträglicher Schub gleich doppelt motivierend …
In diesem Sinne wie immer vielen Dank für deine Rückmeldung 🙂 Motiviert mich immer zum weiter machen, wenn ich solches Feedback bekomme.
Und die doppelte Motivation kommt der Leserschaft ja wieder zu Gute. Da bin ich schon sehr gespannt, was uns ab 340 erwartet.
In der Perry Rhodan NEO Facebook Gruppe habe ich jüngst angemerkt, dass in meiner Bibliothek noch Platz bis NEO 420 ist. Danach muss ich mir hoffentlich Gedanken machen 😉