Handlung
Haupterzählung: Perry Rhodan, Thora und Gucky stürzen mit ihrer Space-Disk auf das Kerguelenplateau und den neu entstandenen, 1,25 Millionen Quadratkilometer großen Kontinent aus einem unbekanntem schwarzen Material. Perry, Gucky und Thora werden mit Primat konfrontiert. Dieser hat endgültig seine Laumae-Identität abgestreift und tötet Thora. Der verzweifelte Versuch, mit Explosivwaffen auf Laumae/Primat und das neu entstandene Eiland einzuwirken, misslingt fürchterlich und stärkt den blauhaarigen Aggressor dagegen sogar noch. Derweilen gerät das Raum-/Zeitgefüge aus unbekannten Gründen durcheinander, was zu Fehlsprüngen bei Schiffen und auch bei Gucky führt, der dadurch mit Perry auf dem Altiplano strandet. Gucky stellt fest, dass der Untergrund zunehmend poröser wird und sich auf hartem Granit Fußabdrücke bilden, was parallel weltweit für Aufsehen sorgt. Eine Armada Nachtschiffe trifft ein und beim Versuch, diese zu zerstören, löst die entstandene Traumasche an Bord der terranischen Verteidiger ein Blutbad aus. Die Erde verdunkelt sich.
Auf dem Altiplano erscheint der Stumme Sänger und unterbindet kurzfristig die Fähigkeiten von Primat, der den entscheidenden Schlag gegen Perry deshalb nicht setzen kann. Aber den aufmüpfigen Mausbiber Gucky bewusstlos träumt, bevor die hinzu gestoßenen Garbeschianer Imara Tugh und Amtranik ihr Glück versuchen und dabei von Nachtmaterie eingeschlossen werden und das Schicksal mit Thora teilen. Abraham Hesker überbringt Reginald Bull enorm wichtige Daten von PUMA, die katastrophale Auswirkungen von Quanteneinflüssen aufzeigen. Reg startet deshalb augenblicklich mit den Evakuierungsmaßnahmen der Planetenbevölkerung. Mit der TERRANIA II landet er am Stardust Tower, um unter anderem seine Freundin Sheela Rogard aus der Gefahrenzone zu bringen. Aus Sicht von Sandra McKenzie werden die angsteinflößenden Auswirkungen der Drift in Terrania geschildert. Im Stardust Tower kämpft sie sich erfolglos nach oben durch, um Douc Langur zu retten, der selbiges dann allerdings mit ihr tut, als sie ohnmächtig wird vom Schwarzflockeneinfluss, der ihr alle Energie entzieht.
Ras Tschubai trifft am Stardust Tower ein und teleportiert Sheela Rogard und Reginald Bull auf die TERRANIA II. Gucky ist derweil völlig am Ende und wird vom erneut auftauchenden Stummen Sänger alias Alaska Saedelaere in Sicherheit auf das terranische Flaggschiff versetzt, bevor dieser Rhodan über seine essentiell wichtige Rolle im großen Symaios-Drama aufklärt. Den Bewohnern von Terrania fällt auf, dass der Azurschirm verschwunden ist und die Sterne zu sehen sind. Douc Langur erörtert an Bord der TERRANIA II, dass die Nachtschiffe eine Manifestation von Primats Zeroträumen sind, der Nachtschnee dagegen eine Folge der Realitätsveränderung wäre, der Symaios. Die Hyper-D-Felder, auch Drift genannt, verursachen massive Naturphänomene in Form eines Zyklons über dem Zeitbrunnen auf dem Altiplano, aus dessen Einflussbereich das Schiff gerade noch flüchten kann. Alaska Saedelaere erschafft für Perry Rhodan eine Waffe aus potentieller Materie und gemeinsam können sie Primat ausweiden. Die beiden entreißen ihm eine Glaskugel, bevor Primat zerspringt und seine Scherben vom Zeitbrunnen aufgesaugt werden. Primat ist Geschichte. Dadurch platzen die Nachtschiffe im All auf und rieseln als gigantischer Nachtregen auf die TERRANIA II und alle Raumer der Umgebung nieder, was sofort zu apokalyptischem Mord- und Totschlag führt. Perry wird in den Zeitbrunnen hinein gezogen. Die Stille kommt.
Meinung
Zum Finale ein martialisches Titelbild. Laumae im Kampf gegen Perry Rhodan. Mit altertümlichen Waffen, scheint es. Später erfahren wir, dass es sich bei Perry Rhodans Waffe um einen Fulgurit aus potentieller Materie handelt, den Alaska Saedelaere für ihn geformt hatte. Ein Duell um Leben und Tod. Oder um Fortbestand des Universums oder der Verhinderung von Symaios. Oder kommt es am Ende ganz anders? Auf jeden Fall gefiel mir das Cover sehr gut und reihte sich nahtlos in die lange Armada an guten Titelbildern ein, die wir Primat zu verdanken haben. Der lang ersehnte Abschlussband von Rainer Schorm lag nun endlich vor und ich startete mit zahlreichen und sehr hohen Erwartungen ins große Finale…
… das mit einem Paukenschlag begann. Thora tot. Nun, natürlich vermutet der geneigte Leser, dass Thora am Ende des Romans wie Phoenix aus der Asche entbröckelt. Rüdiger Schäfers Lieblingsfigur stirbt ja ganz sicher nicht?! Ich ließ mich davon natürlich erst mal nicht überrumpeln. Aber im Hinterkopf lauerte ja noch diese Symaios. Das Ende von allem. Auch von Hauptcharakteren? Wer kann es denn schon ausschließen….nein! Fertig aus. Weiterlesen. Nicht ablenken lassen. Gefreut hat mich, dass mit Abraham Hesker ein Einwegcharakter zum Mehrwegcharakter befördert wurde und auch die ROSINANTE einen erneuten Einsatz erhielt. Was dagegen dann folgte, ließ meine Kinnlade einmal auf die Tastatur uffen. Mit Eintreffen der Nachtschiffe und deren zombiemäßigen Auswirkungen auf die terranischen Besatzungen, hatte ich urplötzlich gewaltig Gänsehaut am ganzen Körper. Das war für NEO-Verhältnisse ein FSK18-Schockmoment der Spitzenklasse und verwarf sämtliche meiner theoretischen Annahmen mit Hordenbezug.
Da war er wieder. Der Stumme Sänger zeigte mit seinem Kurzauftritt beim großen Showdown, dass er sich mit Primat messen kann. Amtranik und Tugh indes hatten sich offenbar schnell von ihrer Unterwasserkrankheit erholt und bekamen von Primat die volle kinetische Breitseite verpasst. Und Primat zeigte, weshalb man ihn wahrlich fürchten muss, indem er die beiden Kampfmaschinen mit einem Fingerschnippen ausschaltete. Zwei Garbeschianer mit einer Klappe. Uff. Zu diesem Zeitpunkt entspann sich ein wahrer Action-Blockbuster auf dem Altiplano. Fortwährend in einer Leseatmosphäre, die unheilvoll, düster und wahnsinnig immersiv auf mich einwirkte und mir wohlige Dauergänsehaut verpasste. Unfassbar, was Rainer Schorm hier mit Worten auszurichten vermochte.
Ich will natürlich auch noch auf die Nebengeschichten eingehen. Eine handelte von Sandra McKenzie, die einen erneuten Auftritt als Mehrwegcharakter erleben durfte. Dabei erfährt die Leserschaft anhand etlicher, erschütternder Geschichten, sehr beunruhigende Details über die Konsequenzen der Drift in Terrania. Diese doch recht dominante Erzählung, aus Sicht der Kollegin von Douc Langur, trug mit seinen düsteren Schockelementen erheblich dazu bei, dass ich in wahrhaft phantastische Apokalypsestimmung kam. Sandra traf im Krisenzentrum auf den Ferronen Jakchar und den Terraner Hank Pohrt, die der Autor im Romanverlauf in sogenannte Blitzlichter-Kapitel mit aufnahm. Eine weitere dieser Blitzlichter-Nebenhandlungen spielte sich auf der ROSINANTE ab und klärte uns darüber auf, auf welche Weise äußerst wichtige Daten über die Quantenraumveränderungen zu Reginald Bull gelangten. Abraham Hesker ist im übrigen ebenfalls ein alter Bekannter und ich fand es sehr schön, dass auch er nochmals seinen Auftritt bekam. Qualitativ bewegten sich die Blitzlichter alle auf hohem Niveau und wurden von Rainer Schorm geschickt dazu genutzt, den Verfall der uns bekannten Erde an diversen Schauplätzen mit zu erleben.
Dreißig Minuten Überlebenszeit herrschen maximal im Dunkelmateriegefängnis. So Douc Langur. So langsam nahm der Tod von Thora Rhodan da Zoltral Gestalt an und ich schüttelte immer ungläubiger den Kopf. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch weit weg, das auch nur annähernd zu akzeptieren. Ich heiterte mich mit einem Ferronenwitz auf (siehe Zitat des Romans) und freute mich für Reg, Sheela, McKenzie und Hesker. Wenigstens diese Pärchen fanden in der Apokalypse wieder zusammen. Und auch Alaska gesellt sich wieder zum Team Terrania dazu, bringt Gucky in Sicherheit und klärt Rhodan und die Leserschaft über eine schier unglaubliche Entwicklung auf, die mir erneut ein dickes Uff entlockte. Eine Neuordnung der Realität also, das bedeutet Symaios. Kapitel 20 „Ich bin…“ sollte man sich zwangsläufig abspeichern. Ein essentieller Informationsspeicher in diesem superspannenden Thriller, der sich im Endkampf gegen Primat zu einem Kampf der Extraklasse entspann. Alaska und Perry entreißen Primat eine Glaskugel und damit ES. Mit dem abschließenden Dialog der beiden fühlte ich mich wieder auf Wanderer zurück versetzt, wo einst Perry seinem Freund Crest den geschenkten Zellaktivator überreichte. Herrlich nostalgisch! Und natürlich schloss der… nun eigentliche Monolog, mit rätselhaften Worten der Abnormität. Die wieder alles offen lassen. Ist man ja gewohnt. Irgendwo. Aber geil war’s! Punkt.
Kritiklos möchte ich nicht schließen. Zum einem nicht dem Autor anzulastenden Fakt der katastrophalen Romankorrektur möchte ich etwas mosern. Auffällig viele fehlende Buchstaben oder verschandelte Wörter beinhaltete die Druckversion. Das war in Summe ein störender und sicherlich vermeidbarer Faktor. Diesen spannenden Roman machte man mir damit zwar nicht kaputt, aber es nervte aufgrund der Häufigkeit dann doch und ließ mich diese Zeilen tippen. Weitere Kritik muss ich mit der Lupe suchen und ist auch meinen geplatzten Theorien zuzuschreiben. Zwar lag ich mit Alaska als Stummem Sänger goldrichtig, mit dem s-Klink und Langurs Rolle aber völlig daneben. Falls Thora wirklich dauerhaft tot bleiben sollte, wäre das eine weitere harsche Kritik am Roman. Allerdings sehe ich da noch Hoffnung, wenn ich überlege, dass mit dem Ableben von Primat auch dessen Kreationen Geschichte wurden. Was bleibt ist die Stille. Und ein Neubeginn?! „Hab Vertrauen!“. Ufftata.
Zitat des Romans
Schon wieder blau?
FERRONENWITZ ZUR AUFHEITERUNG
Fazit und Wertung
Eine dermaßen intensive Horroratmosphäre habe ich noch nicht bei NEO erlesen dürfen, da lege ich meine Hand in Traummaterie für diese Aussage. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, wo ich dieses Werk von Rainer Schorm einordnen soll. Irgendwo zwischen Top 3 und ganz oben aufs Treppchen meiner Lieblingsromane aus immerhin 339 Stück, die bisher erschienen sind. So muss Staffelfinale! Null Komma Null Sekunden Atempause. Ich bin klinisch tot. Wie Thora?! Was erlauben Exposé? Ich glaub euch das staffelübergreifend ja nicht. Da wird noch was kommen. Ansonsten werde ich genügend Leute haben, die – Stella hin oder her – dieses Mal wirklich mit Mistgabeln gen Rastatt pilgern. Glaubt es oder nicht! Der finale Endkampf und die Konversation zwischen Perry und ES ließen mir weitere Uffs entfleuchen. Das war als Gesamtkonstrukt ein Traum von Roman. Aschelos. Fünf von fünf Horror-Uff-Momente bleiben für dieses kongeniale Werk auf dem Altiplano liegen. Einen besseren Staffelabschluss habe ich sehr lange nicht mehr gelesen. ES is alive. Thora muss den Phoenix machen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Staffelfazit
Nach mustergültigem Start durch Olaf Brill war in den Folgeromanen erstmal die Luft ein wenig raus und es entspann sich ein eher durchschnittlich spannender Handlungsbogen. Unter Kai Hirdt habe ich die geteilte Schreibarbeit noch gefeiert, bei PRIMAT war das kein Erfolgsrezept. Als dann aber selbst ein Ruben Wickenhäuser wieder zu Bestform fand, wandelte sich meine Meinung zum Großgeschehen frappierend und gipfelte in einem atemberauschenden Lucy-Guth-Roman und schließlich in einem der besten NEO-Romane meiner Lese-Historie, der den perfekten Staffelabschluss kreierte. Somit würde ich acht von zehn blaue Haarsträhnen am Familiengrab der Rhodans ablegen. Wobei das eindeutig dem herausragend guten Finaleinlauf zuzuschreiben ist.