Kurze Einleitung: Um diesen Blog ein wenig mit Leben zu füllen, möchte ich Minirezensionen der gelesenen Romane verfassen und hier veröffentlichen. Keine ausführliche Handlungszusammenfassung, keine exegetischen Besprechungen. Einfach kurze Leseeindrücke, hoffentlich auch kurz nach der Lektüre.
Mal sehen wie weit ich komme. 😉
Der Start erfolgt mit den Romanen 3336 bis 3338, und weil sie einen quasi eigenständigen Dreierblock bilden, werden sie auch gemeinsam minirezensiert.
Die drei Romane erzählen uns, wie es FENERIK seit dem Aufbruch aus der Milchstraße erging und wie das mit Reginald Bull, Shrell und der Agolei so abgelaufen ist. Die Erzählerin ist niemand anderes als Anzu Gotjian, die seinerzeit mit Bull auf FENERIK geblieben ist.
Bereits das hat mich sehr erfreut, weil ich diese Figur schon immer gut fand. Ihr loses Mundwerk und ihre Schnoddrigkeit haben mich sehr amüsiert. Christian Montillon und Oliver Fröhlich schildern die Figur fast ohne Brüche.
In der 3336 (Das kosmische Artefakt) geht es zuvorderst um die weiteren Ereignisse auf FENERIK nach dem Aufbruch aus der Milchstraße. Die Konflikte innerhalb der Führungscrew, neben den Quintarchen Farbaud und Bull gehören auch die Junioren Anzu und eine Addanc-Larve dazu, sind gut geschildert. Die Lenkung eines neutralisierten Chaoporters, der keiner Seite der Hohen Mächte mehr verpflichtet ist, erweist sich als schwierig, nicht zuletzt weil sich das Führungspersonal wegen Stimmengleichheit zu blockieren neigt. Die eigene Vergangenheit lässt man eben nicht so einfach hinter sich. Und Kasus 002 geht gleich mal in die Hose.
Bemerkenswert: Die Kasi werden von Anfang an dreistellig notiert. Offenbar geht niemand davon aus, dass es mehr als 999 werden.
Witzig: Bull trug zwischendrin mal die Haare lang.
Fazit: Ich hatte Spaß!
Mit 3337 (Kasus 003) geht es in die Agolei und man analysiert in Kasus 003 die dortige Lage. Ein wenig überraschend war die Enthüllung von LEUN als »negative« Superintelligenz, die von der chaotarchischen Seite gefördert wird. Ebenso überraschend war für mich die Entscheidung des Führungsgremiums von FENERIK, die Restauraten bei ihrem Bemühen zu unterstützen, um die Balance zwischen Chaos und Ordnung in dieser Gegend des Kosmos zu erhalten.
An eine Shrell, die halbwegs vernünftig und auch die Leben ihrer Gegner schonend agiert, muss man sich erstmal gewöhnen. Und man fragt sich sofort, wieso sie sich dermaßen geändert hat.
Bull und Anzu erhalten Einblicke in die LEUN-Geschichte, zur Enststehung der Superintelligenz. Aber kaum Infos zur Korrumpierung. Anzu spricht aus, was ich auch dachte: »LEUN kommt mir bei dem Ganzen ein bisschen zu positiv weg.«
Fazit: Erste Enthüllungen erfreuen, aber man will auch sofort wissen, wie es weitergeht!
Da kann 3338 (Der Usurpator) helfen. Warum verriet Bull Shrell dann doch? Weil LEUN nicht mehr LEUN sein wollte. Sie hatte ja keine Ahnung, worauf man sich als Superintelligenz so einlässt, im Spiel der Hohen Mächte. Also löst sie sich lieber selber auf (coole Idee!), was die Restauraten aber nicht mehr wissen.
Was ich an diesem Roman speziell gut fand: Hier werden mehrere Dinge erläutert, die bereits ganz zu Beginn des Zyklus in 3300ff Niederschlag fanden. Man stelle sich vor, dass der von Bull geerntete Keim für ein Brennendes Nichts Terrania zerstört! Die ELDA-RON wird in Dienst gestellt und bekommt ihre Beschädigungen ab. Alcot läuft mal durchs Bild. Und natürlich kommt Perry Rhodan ins Spiel. Das fühlt sich für mich schon mal rund (und damit befriedigend) an.
Shrell erweist sich als im Lauf der Jahre fanatisiert. Mutmaßlich tötet sie eine zwölfjährige Schattenhandträgerin der Hiesigen, die das Brennende Nichts im Zentrum des Sternenwürfels löschen wollte. Diese Schilderung hat mir in diesem Roman sehr gut gefallen, Shrell hat mich zeitweise ein wenig gegruselt.
Der Roman endet damit, dass Perry und Anzu Bull – vermeintlich tot – auffinden. Ein gemeiner Cliffhanger, weil wir erst einmal an anderer Stelle weiterlesen werden und man aber gerne wissen möchte, was da passiert ist. Dass Bully wirklich das Zeitliche gesegnet hat, nimmt dem Expokraten eh niemand ab.
Fazit: Ich wurde sehr gut unterhalten.
Wie schon geschrieben bietet dieser Dreiteiler erste Hintergründe zu Fragen, die seit 3300 im Raum stehen. Bei etwas mehr als Dreiviertelzyklus bekommen wir schon mal was in die Hand. Das finde ich gut, das ist befriedigend und gleichzeitig sind noch genügend Fragen offen für das Finale.
Etwas seltsam finde ich die Darstellung von FENERIK, der zwar auf Seiten der Restauraten in Geschehen eingreift, aber irgendwie unter seinen Möglichkeiten. Er agiert wie ein einzelnes Raumschiff, anstelle seine gut ausgestatteten Flotten zu entsenden, was den Konflikt eigentlich zügig beendet hätte.
Generell gefällt mir der laufende Zyklus sehr gut. Er kommt kompakt daher ohne überflüssiges Chichi. Die letzten Geschehnisse in der Milchstraße deuten den größeren Zusammenhang für die nächsten 150 Bände an. An deren Ende soll das Elysion, die Finalisierung des San-Projektes, stehen. Aber da haben Leute was dagegen. Ich halte es für möglich, dass dieser Konflikt der große Bogen dieses Großzyklus ist und dass die Auseinandersetzung mit Shrell nur das erste Kapitel dessen darstellt. Die Anti-San-Leute haben Shrell als passendes Werkzeug für ihre Zwecke genutzt.
Wir bleiben gespannt!
Endlich mal wieder Anzu, und dann gleich drei Bände am Stück. Wunderbar! 🙂
Es soll ja Menschen geben, die mit Anzu nicht so viel anfangen können. Und das kann ich sogar nachvollziehen. Aber der Humor in diesen drei Heften scheint einen Nerv bei mir zu treffen. 😉
Vielleicht mag ich Anzu, weil sie mich ein bisschen an mich erinnert. 😉
Aber auch als Rolle in den Romanen mag ich, wie sie Dinge und Handlung durch ihre Art erdet und auch für mich als Leser einordnet und herunterbricht.
Und in ihrer rotzigen und offenen Art für mich die perfekte Erzählerin des schnellen Abrisses der Ereignisse um FENERIK und der Agolei.
Der auch für mich ein einige Fragen offen ließ, auch warum FENERIK in der Agolei so kraftlos agierte. Da muss Anzu wohl den Kasus 000 verschwiegen haben, das Zusammentreffen von FENERIK mit einem expokratischen Degrader. 😉
Guter Gedanke.
Anzu ist gewissermaßen eine „bodenständige“ Figur, die ohne es zu wollen in den kosmischen Strudel gezogen wird. Sie muss sich da anpassen, schafft das auch, aber bleibt doch irgendwie sie selbst. Sollte sie wirklich sterben, weil sie keine Zelldusche mehr bekommt, fände ich das schon wegen ihrer Entwicklung sehr schade.
Warum FENERIK so schwach daherkommt, ist echt seltsam. Realistischerweise vermute ich dramaturgische Gründe. Wobei man auch sagen könnte, dass er in Sziento Phase 2 eben schwach auf der Brust ist. Dennoch sollte er genug „Beiboote“ haben, um in dem Konflikt ein gewichtigeres Wörtchen mitzureden. Andererseits will man ja zumindest vordergründig soviele Leben schonen wir möglich und setzt eher auf das Drohpotenzial?