Es gilt immer noch die Corona-Zeitrechnung und so lud der Wiener Perry Rhodan Stammtisch bereits zum zweiten mal am 05.06.2020 in die virtuelle Welt der Videokonferenz ein.
Organisator und somit Chef im Ring war wieder Roman Schleifer, der gewohnt souverän durch den Abend führte.
Neben zahlreichen Wienern waren auch viele Mitglieder anderer Stammtische, u. a. aus München und OWL, sowie zahlreiche „freie“ Perry-Leser dabei. Und wie auch schon beim ersten virtuellen Wiener Stammtisch vier Wochen zuvor, durften die Fans wieder prominente Gäste willkommen heißen. Neben einem kurzen Gastspiel von Uschi Zietsch gaben sich Michael Marcus Thurner und Expokrat Wim Vandemaan die Ehre.
Diejenigen, die den Expokraten schon einmal “live” erleben durften, wissen dass dieser nur schwer zu bändigen ist. So war es wenig verwunderlich, dass er sehr viel Redezeit genoss (wirklich sehr viel).
Der Ilt muss sterben…
Daran konnten auch bei Wim auftretende, technische Probleme in der ersten Hälfte des Abends nichts ändern.
Die kleine “Pause” wurde nämlich genutzt um Michael Marcus Thurner ein paar Informationen über Guckys mögliches Ableben im Band 3072 „Der Ilt muss sterben“ zu entlocken. Dieser ließ sich aber -obwohl mehrere Teilnehmer, u. a. Roman Schleifer und Teile des Radios, drohten als Leser auszusteigen sollte Gucky sterben- zu keinem Spoiler breitschlagen. Einzig sein “Unmut” darüber wie sich Autorenkollege und Landsmann Leo Lukas habe erdreisten können Roman 3072 schreiben zu können, ließ sich ihm entlocken. Schließlich müsse er die Suppe mit 3073 „Auf der grünen Welt“ ja auslöffeln… Autorenkollegin Uschi Zietsch sprang jedoch dem nicht anwesenden Leo Lukas mit den Worten “Im Roman (und somit für Geld) würde ich jeden töten – sogar Perry Rhodan!” beiseite.
Uschi Zietsch selbst gab bekannt, dass es im übrigen noch eine weitere Dyoversums-Quadrologie geben wird. Auch diese wird wieder von ihr und Christian Montillon geschrieben werden. Inhaltlich gab es natürlich keine Spoiler, aber immerhin erfuhren wir dass es um eine neue Macht/Volk im Hintergrund gehen würde. Diese war u. a. für das große Sterben im Wega-System vor 10 Millionen Jahren verantwortlich.
Doch zurück zu Gucky. Roman Schleifer stellte die Frage in den Raum (wie bereits beim letzten mal gegenüber Uwe Anton), wie viele Leserinnen und Leser Perry Rhodan im Falle des Todes des Ilts verlieren würde.
Vandemaan, nach eigenen Angaben früher einmal ein “Anhänger” der “Big Five”* (s. u.), hat sich von dieser Annahme abgewandt und ist mittlerweile davon überzeugt, das die Serie auch den Tod Guckys überleben würde (wird?). Vielmehr sprach er sogar eine regelrechte Drohung aus: Bis auf den Namensgeber der Serie ist niemand unantastbar! Zumindest sollen die Leser das glauben.
Dann war wieder die bereits bekannte kurze ZOOM-Pause und auch danach hatte das Teilnehmerfeld kaum abgenommen und lauschten weiter Wim Vandemaan. Er war jetzt so richtig “warm gelaufen” und stellte sich mit großer Ruhe und Geduld kritischen Anmerkungen aus der Runde.
Die “Kritik” kam auch gar nicht negativ an. Vielmehr hatte man schon das Gefühl, dass ernsthafte Kritik durchaus wahrgenommen wird. Kritiken bzw. Kommentare von Fans richten immer mal die Aufmerksamkeit der Redaktion auch auf Punkte, über die man selbst noch nicht nachgedacht bzw. möglicherweise auch übersehen hat. Allerdings sollte man sich auch der eigenen Meinung bewusst sein und auch andere Meinungen akzeptieren. Nicht alles was man selbst für gut oder schlecht hält, müssen andere auch so sehen. Das war wohl auch eine kleine Referenz an das Perry Rhodan Forum, dem man nachsagt hier und da mal ein wenig “toxisch” zu sein. Die Leserbriefe hingegen sind da laut Vandemaan etwas konsistenter.
Die Cairaner sind nicht böse…
Das eigentliche Thema der zweiten Hälfte aber waren die “Gegenspieler” der Terraner in der Milchstraße: die Cairaner.
Diese sind allerdings keine “klassischen” Bösewichte, wie z.B. die Bestien aus M87. Sie sind daher genau jenes Mittel, das die Serie ein wenig unberechenbarer machen soll.
Wim beschreibt die Cairaner als ein (zerrissenes/widersprüchliches) Volk, das auf Grund seiner Geschichte sehr misstrauisch ist und dessen Handlungen somit differenziert zu bewerten ist. Das zeigt sich zum Beispiel im unterschiedlichen Verhalten der Cairaner des Galaxien Gevierts im Vergleich zu denen in der Milchstraße. So gebe es sowohl in Ancaisin als auch in der Milchstraße unterschiedliche Fraktionen innerhalb der Cairaner.
Im Radio Freies Ertrus haben wir zwar schon analysiert, dass es möglicherweise mehrere Fraktionen innerhalb der Cairaner geben könnte (Ancaisin und Milchstraße), aber so deutlich wie Vandemaan das schilderte, war uns das nicht aufgefallen. Da soll aber gerade in der zweiten Zykushälfte noch deutlich mehr kommen. Das freut uns sehr und wir sind da sehr gespannt drauf.
Ein zentrales Element wird dabei u. a. das bisher eher angedeutete Sternenrad der Cairaner sein.
Auf die Frage nach einem realen Vorbild für die Cairaner, führte Wim Vandemaan aus dass ihm das griechische Wort Kairos als Inspiration diente. Hierauf aufmerksam wurde er auf Friedhöfen. Auf diesen sah er immer wieder Grabbilder von Verstorbenen, die diesen nicht an seinem Lebensabend sondern (stilisiert) in seinen besten Jahren bzw. im rechten Augenblick zeigten. Dies gab den Ausschlag für das Volk der Cairaner.
Hinter den Kulissen…
Abseits der Cairaner waren auch noch einige Blicke hinter die Kulissen sehr faszinierend. Für die Zuteilung der Romane an die Autoren sind im wesentlichen Christian Montillon und der oberste Boss Klaus Frick verantwortlich und zwar bevor das “finale” Exposé steht. Erst nachdem (zumindest grob) feststeht, welche(r) Autor(in) welchen Roman schreibt, werden die eigentlichen Exposés gefertigt. Eine große Hilfe dabei ist u. a. Verena Themsen die als “gelernte” Physikerin gerade im technischen Bereich (Datenblätter/Risszeichnugsentwürfe) beisteuert – und hier immer mehr und bessere Daten liefert.
Wächst hier eine Rainer Castor-Nachfolgerin heran? Auf jeden Fall war das ein ganz besonders spannendes Kapitel, was auch viel Mut in die Zukunft der Serie macht.
Besonders spannend an der Arbeit des Exposé-Autor scheint auch zu sein, was am Ende des Schaffensprozess für ein Roman entsteht. Die Freiheit der Autor/innen ist meistens viel größer als die Leser sich das vor zu stellen vermögen (oder manchmal auch wollen). Das Ergebnis wird mitnichten durch die Expokraten vorweggenommen und führt auch auf deren Ebene immer wieder zu Überraschungen und neuen Erkenntnissen, die durchaus zu neuen Gedanken und Überlegungen führen können. Das zeigt aber auch mal, dass der Einfluss der Autor/innen auf die Entwicklung eines Zyklus sehr bedeutend sein kann.
Letztendlich mag es den Anschein haben, dass es eigentlich kein Stammtisch, sondern eher ein Interview oder Vandemaan-Vortrag war, an dem wir teilnehmen durften. Es war aber ein mehr als spannender Abend, bei dem alle Gäste gebannt an Herrn Vandemaans Lippen hingen und seinen Ausführungen lauschten. Und so kam es nicht ganz unverhofft, dass das geplante Stammtisch-Ende um etwa 30 Minuten nach hinten verlegt wurde.
Ganz herzlichen Dank auch wieder an Roman Schleifer und die Damen und Herren vom Wiener Stammtisch. Wir sind ganz gespannt auf die mit Sicherheit stattfindende nächste Runde 😊
Einen “Live Kommentar” finde sich übrigens zum Nachlesen auf dem Twitter Account @Lokoshan von Markus Regler:
Christoph und Alex
*Big Five: unter den “Big Five” versteht man Perry Rhodan, Reginald Bull, Atlan, Icho Tolot und Gucky, die den Nimbus der Unantastbaren haben – also nach der “Theorie der Big Five” in der Serie nicht sterben werden.