Handlung

Auf Borneo ereignet sich ein schweres Erdbeben und die Organisation Guter Nachbar (OGN) verlegt ihre Aktivitäten auf den Saturnmond Titan, wo Reginald Bull den Hyperperforator bauen lassen will, der den Sperrschirm um das Sol-System binnen fünf Jahren zerstören soll. Die TecQuando unterbreiten Reg und seinem Team ein zwielichtiges Angebot, auf das diese zum Schein eingehen. Den Hyperperforator lassen sie aber auf Ixion herstellen, da dem Privatunternehmen die benötigten Hyperkristalle fehlen und nach einem versuchten Datendiebstahl auch die Vertrauenswürdigkeit. In einem Militärdepot namens Der Topf sind große Mengen Hyperkristalle gelagert, wie ihnen zwei Kontaktpersonen von TecQuando berichten, die sie mit dreistem Datendiebstahl zu überrumpeln versuchen und dabei einige wichtige Informationen verraten. Im Schatten des Plutinos Ixion herrscht hektische Betriebsamkeit und der terranische Erkundungstrupp wird von einem Posbiwürfel gescannt und per Traktorstrahl in die Werft gezogen. Zur Fertigung der Waffe fehlen weiterhin die wichtigen Hyperkristalle, welche auch die Posbis nicht auf Lager haben. Nachdem etliche Werften und Raumschiffe über dem Titan erfolgreich infiltriert werden konnten, erfolgt der endgültige Zugriff durch Reg und das Ablenkungsmanöver gipfelt in einem erfolgreichen Raubzug mit einer gewaltigen Ausbeute an Hyperkristallen. Die Kalibrierung des Hyperperforators funktioniert, indem der Posbiraumer einen Fernangriff auf die Positroniksysteme eines Aphilikerraumers namens HADRIAN ausführt. Der Zeitfraß lässt den Sperrschirm kurzzeitig ausfallen und die Sterne sind wieder sichtbar. Als ein Verband Aphilikerschiffe angreift, kommt die PERLENTAUCHER und eine Flotte OGN-Schiffe zur Unterstützung hinzu und schlagen die Aphiliker allesamt in die Flucht. Auf Kosten der Enttarnung der OGN, die nun ihre wahren Absichten nicht mehr verstecken kann.

Perry Rhodan wird derweil auf dem Mars von Aphilikern und der OGN gejagt. Sergio Percellar erhält von Stella Michelsen einen Datenkristall, womit er den Terraner schließlich ausfindig machen und vor einem Hinterhalt retten kann. Dem Regenerations-Anführer Roi Danton ist es zwischenzeitlich gelungen, die Spur der Flüchtigen aufzunehmen und er schließt sich der Gruppe an. Bei der Flucht wurden die erbeuteten Dateien aus dem Stummhaus beschädigt, wodurch sie gezwungen sind, die zweifellos sehr wertvollen Daten aus einem Positronikzentrum zu stehlen. Im untersten Stockwerk des Gebäudes werden 56 Agenten der OGN und von Regeneration isoliert gefangen gehalten. Perry Rhodan startet eine Befreiungsaktion mit dem Ziel, die Gründe für die Verwahrung herauszufinden. Als sie die vermeintlichen Gefängniszellen öffnen, offenbart sich ihnen eine erschreckende Wahrheit. Ähnlich wie in Naupaum wurden den verschwundenen Widerständlern die Gehirne extrahiert und in Tanks gelagert. Roi Danton outet sich als der gesuchte Maulwurf, der den Aphilikern aus taktischen Gründen geheime Hinweise zukommen ließ. Seine Vorarbeit erweist sich als Segen und er lenkt die Aphiliker in die falsche Richtung. Nach gelungener Flucht fliegt das Team um Perry Rhodan, Roi Danton, Sylvia Demmister und Sergio Percellar zurück zur Erde. Dort werden Roi und Perry festgenommen und getrennt eingesperrt, während Sylvia und Sergio entkommen können.

Meinung

Ein dezent glitzernder Sternenhimmel hinter’m Saturn, im Licht der weit entfernten Sonne. Hab ich was verpasst!? Das Sol-System befindet sich zum Zeitpunkt der Titan-Handlung doch noch hinter einem blickdichten und tiefschwarzen Sperrschirm. Wurde wahrscheinlich zeitlich falsch eingeordnet. Der glitzernde Background sollte ja möglicherweise die schwer nach 90er-Jahre-Wallpaper ausschauende, schrecklich veraltet wirkende Darstellung von Saturn und der TecQuando-Weltraumwerft, optisch gewinnbringend aufwerten. Ist dem Künstler leider komplett misslungen. Letzte Woche beschrie ich es noch, dass es schwer werden würde, das kedäliumspielende Duo vom letzten Platz der Titelbildwertung zu verdrängen. Jetzt bin ich mir nicht mal mehr sicher, welches von beiden ich optisch schwächer fand. Positiv hervorzuheben ist, dass es zumindest nicht mehr schlimmer werden kann. Ähm…okay, ich wette doch lieber nicht. Nach starkem Coverstart versinkt die aktuelle Künstlerleistung tief in den Methanozeanen des Titan. Also liegt es mal wieder an den Autoren, die Kuh vom Titaneis zu holen.

Autoren? Mehrzahl? Jawoll ja. Kai Hirdt mag es wohl kuschelig und bestellt die halbe Schriftstellerriege des südbadischen Erfolgsunternehmens zum aphilischen Gemetzel ein. So viel sei gesagt: Das war noch lange nicht das letzte Duo, das -in diesem Fall in persona Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm- auf die gefühllose Bühne berufen wurde. Die beiden kurzbeurlaubten Expokraten betätigen sich bis Ende Dezember an grundehrlicher Basisarbeit. Ich lehne mich mal leicht aus dem Fenster und behaupte, dass sich Rainer Schorm an den Katastrophenkapiteln auf der Erde austoben durfte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er zerlegte halt mal gleich stilecht halb Borneo und die Basis der Organisation Guter Nachbar (OGN). Freilich mit allen naturwissenschaftlichen Details und sehr dezenter Grundwissenweitergabe auf dem Gesteinskundesektor, dem mittlerweile wohl bekannten Signature Move (Erkennungsmerkmal) von Rainer Schorm. Wobei die laaaangweilige Konferenz der Großkopferten, den cineastisch bombastischen Auftakt dermaßen abrupt abwürgte, dass ich tatsächlich mit dem Lesen pausieren musste, weil mir die Augen zugefallen sind. Gut, zugegeben, der anstrengende Arbeitstag war daran auch nicht ganz unschuldig.

Mir rief das erste Romanviertel Peregrins Unterwasserreise aus der Odyssee wieder in Erinnerung. Dicker Pluspunkt, dass hier ein Bezug zu einem Ereignis hergestellt wurde, das schon eine ganze Zeit zurück liegt. Das Jungbrunnenmedikament faszinierte mich ja auch schon, zugegebenermaßen. Ich pack meinen Namen mal auf die Warteliste, wer weiß!? Dass Thomas Rhodan da Zoltral seinen Schädel an alleroberster Front gegen die Aphiliker hin hält, kann seinem Paps dagegen kaum gefallen. Der wiederum, mal wieder und wie so oft und nahezu immer, auf der Flucht vor irgendwelchen Leuten ist, die ihm ans Leder wollen. In diesem Falle versuchen es Freunde und Feinde gleichermaßen und der böse Reg glaubt ernsthaft dran, dass sein Perry das oberste Licht der aufgehenden Sonne ist. Oder so ähnlich. Ja mei Reginald, du wirst doch nicht wieder so bleede wie in der Erstauflage, bitte net!!!

Reg und sein Team erleben mit, wie nüchtern sachlich ein im All treibender Ex-Techniker fristlos per Sprachnachricht gekündigt wird, da er zuvor einen eigens verschuldeten Unfall erlitten hatte. Die Kündigung bedeutete gleichermaßen den sicheren Tod, denn warum sollten Aphiliker einem Menschen helfen, der keinen Nutzen mehr für die Gesellschaft hat!?! Sollte mich emotional vielleicht mehr berühren, aber ich muss aphilisch nüchtern konstatieren, dass mich die erste Romanhälfte so überhaupt nicht mitgerissen hat. Kapitel 7 heißt sinnbildlich „Perry Rhodan – Und wieder Flucht“. Kurz zusammengefasst haut Perry ab und Reg lässt ne Waffe bauen. Feierabend. Noch nicht ganz… da waren erst fünfzig Prozent rum und für mich war schon klar, dass das eine zähe Angelegenheit werden könnte.

Erst nach rund neunzig Seiten nimmt die Story endlich interessante Züge an. Wobei vorher erneut ein weniger lustiges Versteckspiel gespielt wird. Daten müssen erbeutet werden, zufälligerweise konnte zuvor die Wachmanngarderobe ordentlich aufgestockt werden. Dazu gibt’s gleich noch wichtige elektronische Helferlein kostenlos obendrauf. Und die Outfits passen auch noch allen wie angegossen. Mit Perry und Konsorten möchte ich gern mal shoppen gehen, wenn das alles so ratz fatz geht. Ach… man hört meine Begeisterung heraus?! Joa, Schema F von den Autoren. Da bleibt mir nur Schema S. Ihr habt’s erraten: Sarkasmus. Der war stellenweise echt angebracht und diente zur Frustkompensation. Zwar ist König Roi wieder mit in der SpaceDisk, aber es fühlt sich irgendwie emotional nicht nach Wiedersehensfreude an. Die Datenklaumission würde ich an sich als keine sonderlich kreative Storyidee werten, weil diese Diebstahlnummer zu gewöhnlich ist, um noch überraschen zu können. Doch mit der Neugierde auf die Gründe der Gehirnextraktionen im Positronikzentrumskeller, hatte mich das Schreiberduo nochmal aus meiner Lethargie geholt. Kurz vor Torschluss. Der titelgebende Zeitfraß fand erst auf den letzten zwanzig Seiten statt. Beide Handlungsstränge liefen erst da zur Hochform auf. Also doch besser spät als nie oder wie?! Immerhin wurde das Finale beider Handlungsstränge nochmal furios. Die Kohlen holen die beiden Autoren damit aber nicht mehr aus dem Feuer.

Im übrigen bin ich über einen kleinen Passus gestolpert: Im Roman wurde die Sternenpest als hochansteckend und tödlich bezeichnet. Betroffene Personen müssen augenblicklich in Quarantäne. Da fiel mir doch glatt Marlene von Hagens Roman NEO 290 – Der Versuchsplanet ein. Gabrielle Montoya hatte sich mit der Sternenpest infiziert und blieb weiterhin aktiv im Dienst der Terranischen Union, ohne dass eine große Ansteckungsgefahr oder sofortige Quarantänemaßnahmen explizit erwähnt wurden. Ein kleiner, aber feiner Unterschied. Ändert freilich nix an der Tödlichkeit. Huii… ich hatte zwischenzeitlich mal nach oben gescrollt und muss sagen, das liest sich bisher nicht wirklich positiv. Na, alte Motzkröte, denk ich mir so beim Schreiben und suche eine harmonische Finallösung, um es mir nicht bis in alle Ewigkeit bei der Expokratur zu verscherzen. Da wir beim Radio Freies Ertrus aber ein kleiner, freier Piratensender sind, bleibe ich bei meiner schonungslos subjektiven Meinungsäußerung. Harhar!

Zitat des Romans

Wir reden über Geologie, statt etwas zu tun. Das können wir die nächsten Jahre weiter treiben und nichts wird sich ändern.

leibnitz greift ein

Nimmt sich hier etwa Rainer Schorm selbst auf die Schippe?!?! Ich möchte es zumindest glauben. Das wäre zu köstlich, wenn der Herr Geologe sich ausgerechnet von einem Wissenschaftler selbst zitieren hat lassen.

Fazit und Wertung

Hätte mit den letzten zwanzig Seiten der Roman begonnen, wäre alles anders gekommen… Nach cineastischem Auftakt versandete die Story aufgrund des sehr langatmigen Katz-und-Maus-Spiels ziemlich schnell. Der bis weit über die erste Romanhälfte hinaus sehr spannungsarme Roman, wird erst mit Roi Dantons Beitritt zur Fluchtgruppe interessant. Ab da begann ich mich nämlich gespannt zu fragen, welche Antworten der Stummhausausflug von Sylvia Demmister und Sergio Percellar ans Tageslicht befördern würde. Ganz anders verhielt sich das in den äußeren Weiten des Sonnensystems. Der Handlungsstrang auf Ixion führte nur wieder zu weiteren Problemen und neuen Zielen, was letztlich eine ziemlich unspektakuläre und wenig abwechslungsreiche Erzählung zur Folge hatte. Mit den Aphilismen wurden kleine Kapitel eingestreut, die aus der Sichtweise von Aphilikern erzählt wurden und ein wenig über den Alltag der Gefühllosen aufklärten, was mir gut gefiel. Dass sich dabei ein vermeintlicher Aphiliker als Immuner entpuppte, war für mich ein völlig unerwarteter Plottwist. Die Zeit war diesmal mein härtester Gegner, da mir selbige bis zum erscheinen des nächsten NEOs allmählich knapp wurde. Ich fand einfach keinen Zugang zum Gesamtkonzept. Zudem muss ich konstatieren, dass meine Erinnerung an den Roman bereits recht schnell nach seinem Abschluss zu verblassen begann und ich richtig froh war, ausreichend Notizen gemacht zu haben. Viel geschrieben, wenig lohnenswertes erzählt auf 160 Seiten. Der Roman reiht sich als neues Schlusslicht, in eine bisher sehr geile Staffel, ein. Und mein Daumen zeigt nach unten, tief in die Minen von Borneo, wo es hoffentlich nicht allzu viele Todesopfer zu beklagen gab. Wie fandet ihr den Roman? Gefiel er euch besser als mir? Oder stoßt ihr ins gleiche Horn? Lasst mich gerne eure Meinung wissen, wie die APHILIE euch bisher gefällt und ob ihr hier auch den ersten kleinen Schönheitsfehler gefunden habt! Kommentiert gerne unter diesen Beitrag oder via Social Media in unseren gängigen Kanälen. Ich würde mich über Feedback freuen!

Review: Perry Rhodan NEO 313 – Zeitfraß
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2 Gedanken zu „Review: Perry Rhodan NEO 313 – Zeitfraß

  • 30. September 2023 um 17:16 Uhr
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    Das war nix. Da sind wir tatsächlich mal einer Meinung.
    Man hätte zwei Romane daraus machen müssen, dann wäre auch Zeit für die emotionale Bindung zu den Figuren gewesen.

    Antwort
    • 1. Oktober 2023 um 12:02 Uhr
      Permalink

      Ich hab gerade gesehen, dass du beim Titelbild auch schon stutzig wurdest. Ja, das war leider ein absoluter Tiefpunkt. Von A bis Z. Ob es nur am Exposé lag, weil es zu spät eingetrudelt ist? Die letzten Seiten des Romans lassen es zumindest vermuten, dass da was nicht gepasst hat. Schade dafür, hat mich persönlich der gute Rüdiger zuletzt noch schwer begeistert. Mit seinem „herausgelösten“ Staffelfinale.

      Antwort

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